Die eine steckt mitten im zahnmedizinischen Staatsexamen, der andere bereitet sich auf das Abitur vor, beide gehören zu den vielversprechendsten jungen Musikern aus Würzburg: Die Sänger und Songschreiber Sara Teamusician und Jakob Dietrich haben am Montag im Zellerauer Viertelcafé den Preis für junge Kultur erhalten. Eine weitere Auszeichnung ging an den Verein "Musikbahnhof 98", der seit 20 Jahren Proberäume zur Verfügung stellt und damit vielen Musikern und Bands zum Erfolg verholfen hat.
Der mit 2500 Euro dotierte Jugendkulturförderpreis wurde im Jahr 2005 vom Umsonst-und-Draußen-Verein, der Stadt und der Distelhäuser Brauerei initiiert und geht jährlich an junge Musiker, Künstler und Initiativen, die das Würzburger Kulturleben bereichern. Dass die Jury in den vergangenen 15 Jahren "häufig ein gute Nase für Talente hatte", wie OB Christian Schuchardt betonte, zeigt sich an ehemaligen Preisträgern wie Voice of Germany-Gewinner Andreas Kümmert oder Lilly Among Clouds, die vor wenigen Wochen beim deutschen Vorentscheid zum Eurovision Song Contest den dritten Platz belegte.
Mindestens eine Auszeichnung pro Jahr wird in der Sparte Musik vergeben, dieses Mal waren es zwei: Sara Teamusician und Jakob Dietrich teilen sich 2000 Euro Preisgeld. Sara Teamusician heißt mit bürgerlichem Namen Sarul Dubiel, stammt aus der Mongolei, ist in Berlin aufgewachsen und wurde durch ihr Zahnmedizin-Studium vor einigen Jahren zur Würzburgerin.
Mit 17 Jahren erste CD mit eigenen Liedern
Angefangen hat sie bei Open-Mic-Sessions in Berlin mit ihrer Gitarre. "Dabei hat sie früh gelernt, mit den Reaktionen des Publikums umzugehen und an ihren Songs zu arbeiten", sagte Laudator Tilman Hampl. "Inzwischen wird sie weit über Würzburg hinaus beachtet und im Radio gespielt." In Würzburg trat Sara Teamusician unter anderem beim Umsonst & Draußen, beim Straßenmusikfestival und zuletzt im Cairo beim Release-Konzert ihrer ersten CD auf, die mit Kontrabass-Profi Janosch Korell entstanden ist. Der Text der Siegerurkunde beschreibt ihre Musik: "Mit viel Liebe und Geduld werkelt sie an ihren musikalischen Geschichten – sie handeln von Träumen, Fernweh und Wünschen."
Auch Jakob Dietrich , der schon mit 13 Jahren sein Taschengeld als Straßenmusiker aufgebessert und mit inzwischen 17 Jahren eine CD mit eigenen Liedern eingespielt hat, fesselt seine Zuhörer ohne Inszenierung nur mit Gesang und Gitarre. Auf der Bühne nennt er sich schlicht "Jakob" und beschreibt in seinen Liedern persönliche Gedanken und Gefühle. "Geschichten über andere zu erzählen, ist nicht sein Ding", sagte Laudator Frank Störzbach über den Musiker, der für sein Album Schlagzeug, Gitarre, Synthesizer und Klavier selbst eingespielt hat.
500 Euro gingen mit dem Preis in der Sparte Sonstiges an den vor knapp 21 Jahren gegründeten Verein "Musikbahnhof 98". Der Name stammt vom ehemaligen Zeller Bahnhof im Industriegebiet Neuer Hafen, wo der Verein Musikern und Bands aus der Region bis 2009 Proberäume zur Verfügung gestellt hat. In den vergangenen zehn Jahren probten die rund 100 Vereinsmitglieder aus 24 Musikgruppen in verschiedenen Räumen in der Posthalle. Zu den Bands gehören frühere Preisträger wie Caro, Konrad's Kartell oder Cubus Maximus. "Proberäume sind als kulturelle Infrastruktur nichts weniger als die existenzielle Voraussetzung für eine lebendige Musikkultur in der Stadt", betonte Kulturreferent Achim Könnecke.
