
Es war eine unterirdische Preisverleihung - unterirdisch allerdings nicht etwa wegen der Umstände, sondern einzig und allein wegen der Location einige Zentimeter unterhalb der Erdoberfläche: Im Souterrain des Hauses Annastraße 11, in den Räumen der ehemaligen Kneipe „Ecke“, haben der Musiker Adrian Millarr, die Metal-Band „Der Weg einer Freiheit“ und die „LeerRaumPioniere“ am Montag den „Preis für junge Kultur“ erhalten.
Die Gruppe kreativer junger Leute hat in einem ehemaligen Lagerraum zwischen Stahlträgern, Bruchsteinmauern und Baustrahlern ihren „Raum #6“ gefunden und mit wenig Aufwand und vielen eigenen Kunstwerken in einen ganz besonderen Ort für ihre „Ego-Show“ verwandelt - die Ausstellung ist übrigens nur noch von Freitag bis Sonntag jeweils von 16 Uhr bis 20 Uhr zu sehen. Genutzt werden die Räumlichkeiten auch von der Verbraucher-Erzeuger-Gemeinschaft Würzburg (VEG e.V.), die zusammen mit den LeerRaumPionieren Gastgeber der Preisverleihung war.
Konzepte für Zwischennutzung
Der Tiefparterre-Raum in der Annastraße ist seit der Gründung der Gruppe vor vier Jahren bereits die sechste leer stehende Immobilie in Würzburg, die von den „LeerRaumPionieren“ in einen temporär genutzten Ausstellungsraum verwandelt wurde. Die Gruppe sucht gezielt leer stehende Räume, erstellt Konzepte für die Zwischennutzung und organisiert ehrenamtlich Kunstausstellungen – in der Vergangenheit zum Beispiel in der Sterngasse, der Posthalle oder im alten Sudhaus auf dem Bürgerbräugelände.
„Ich finde es erfreulich, wenn in Würzburg buchstäblich Räume für Kultur geöffnet werden“, sagte die Leiterin des städtischen Fachbereichs Kultur, Sybille Linke: „Dadurch wird das öffentliche Interesse an der jungen Würzburger Kulturszene gestärkt, was auch zur Aufmerksamkeit und im besten Fall zu einer Aufwertung der Leerstände beiträgt.“
Die insgesamt 2 500 Euro Preisgeld des seit dem Jahr 2005 von der Stadt, dem U&D-Verein und der Distelhäuser Brauerei gemeinsam vergebenen Preises für junge Kultur - die Preisträger dürfen das 30. Lebensjahr noch nicht vollendet haben - teilen sich die LeerRaumPioniere mit zwei Gewinnern in der Kategorie „Musik“, die eigentlich nur zwei Dinge gemeinsam haben: Würzburg als Heimatstadt und Deutsch als Sprache ihrer Lieder.
Songs mit ganz eigenem Klangbild
Adrian Millarr schreibt Songs mit einem ganz eigenen Klangbild zwischen Liedermacher, Hip-Hop und Rap, die sich - so hat es die Jury auf die Urkunde schreiben lassen - durch poetische Texte mit großem Sprach- und Rhythmusgefühl und rhythmisches Gitarrenspiel auszeichnen. „Wer glaubt, in dem Genre 'Junge mit Gitarre' schon alles gehört zu haben, der irrt“, sagte Laudator Ralf Duggen. Adrian Millarr gibt es solo oder als Duo mit Schlagzeuger Daniel Feldmeier – zum Beispiel beim „Umsonst & Draußen“ im Juni auf der Talavera.
Deutlich lauter geht es bei „Der Weg einer Freiheit“ zu: Die Würzburger Band um Songschreiber und Frontmann Nikita Kamprad gehört zu den vielversprechendsten deutschen Metalbands und war schon vor zwei Jahren zum ersten Mal als Headliner auf Tour durch ganz Europa. Frank Störzbach von der Distelhäuser Brauerei beschrieb ihre Songs als „Musik, die die leisen Töne eher scheut, als Ausdruck starker Gefühle.“ Obwohl „Der Weg einer Freiheit“ den Durchbruch in der europäischen Metal-Szene schon geschafft hat, werden die vier Jungs ebenfalls am 21. Juni beim U&D auf der Bühne stehen.