
Dieser Auftritt ist eine Überraschung: Clemens Bieber, Domkapitular des Bistums Würzburg und Caritas-Leiter, steigt zum ersten Mal in die Fernseh-Bütt. Und beweist an diesem Freitag, 31. Januar, bei der "Närrischen Weinprobe" im Bayerischen Fernsehen, dass er nicht nur predigen, sondern auch das Narrenvolk zum Lachen bringen kann.
Aufgezeichnet wurde die Sendung bereits, am Freitag um 20.15 Uhr wird sie ausgestrahlt. Ein Geistlicher auf der großen Fastnachtsbühne - wie kam Bieber zu dieser Ehre? Woher rührt sein Faschingstalent? Und wusste Würzburgs Bischof Franz Jung von seinem Auftritt? Fragen an den närrischen Domkapitular.
Clemens Bieber: Marco Anderlik, der fränkische Fastnachtspräsident, hörte eine meiner Fastnachtspredigten in der närrischen Zeit. Danach nahm er mich beiseite und sagte: "Du wirst bei uns auftreten." Ich hielt ihn für verrückt und entgegnete: "Lass mal gut sein." Doch als er im Oktober erneut nachfragte, wie weit ich mit meiner Rede sei, wurde mir klar, dass es ihm ernst war. Nach Allerheiligen begann ich, meinen Auftritt vorzubereiten. Meine Bedingung war, dass niemand vorher davon erfahren sollte. Es sollte eine Überraschung werden – auch für den Bischof.
Bieber: Das war nur zu meiner eigenen Sicherheit. Öffentlich zu sprechen, ist mir vertraut, aber in diesem Rahmen war es anders. Ich wollte mir die Möglichkeit offenhalten, bei Bedarf zu sagen: Schluss, aus – ich trete doch nicht auf. Unglücklicherweise saß dann die Sekretärin des Dompfarramts in der Generalprobe. Doch auch sie bewahrte Stillschweigen und hat niemandem verraten, dass ich dort einen Auftritt hatte.
Bieber: Ich saß ja als normaler Gast in der Weinprobe und war bis zu meinem Auftritt sehr angespannt. Zum Glück ist die "Närrische Weinprobe" keine Live-Sendung. Die Mitarbeiter des BR beruhigten mich mit den Worten: "Wenn du dich versprichst, fang einfach noch mal an. Wir können das später herausschneiden." Aber es ist ja zum Glück alles gut gegangen.

Bieber: Er hat mir danach noch eine SMS geschrieben: "Das war ein klasse Auftritt. Ich bin stolz auf dich". Das hat mich total gefreut. Auch der Altbischof Friedhelm hat gejubelt und Josef Schuster war auch ganz begeistert.
Bieber: Schon als Pfarrer in Kleinostheim habe ich 18 Jahre lang eine Fastnachtspredigt gehalten. Sie war zweifellos die anspruchsvollste Predigt des Jahres. Wochenlang saß ich über meinen Notizen, zählte Silben und suchte nach Reimen. Meine Fastnachtspredigt war stets in drei Teile gegliedert: zuerst das Weltgeschehen und die Politik, dann die Kirche, und zum Schluss das lokale Geschehen. Seit einigen Jahren habe ich die Ehre, den Faschingsgottesdienst der KG Elferrat in Würzburg zu gestalten.
Bieber: Fastnacht spielt in meinem Leben schon immer eine große Rolle. In meinem Heimatdorf Glattbach bei Aschaffenburg war ich in mehreren Vereinen aktiv. Früher veranstaltete jeder Verein einen Kappenabend, da stand ich regelmäßig auf der Bühne. Während meiner Lehrzeit bei der Bank fand jedes Jahr ein Betriebskappenabend statt. Ich war jedes Jahr aktiv dabei. Als ich in Mainz das Abitur nachholte, habe ich mit meiner Tuba am Rosenmontagsumzug teilgenommen. Schließlich wurde ich Sitzungspräsident in unserem Studentenwohnheim: Ich habe auch Frauen in den Elferrat aufgenommen. Das war eine Sensation damals.
Bieber: Bischof Friedhelm wurde regelmäßig zu Sitzungen eingeladen, bei der Närrischen Weinprobe im Hofkeller und auch in Veitshöchheim. Er hat stets eine Begleitperson mitgenommen. Im ersten Jahr meiner Tätigkeit fragte mich Bischof Friedhelm, ob ich ihn begleiten könne. Dann wurde er krank - und ich ging alleine hin. Nach der Sendung fand eine Aftershowparty statt. Dort war auch Barbara Stamm und ich fand über sie schnell Kontakt zur Fastnachtsgemeinde und den vielen Künstlern der fränkischen Fastnacht. Seitdem bin ich sozusagen dabei.
Bieber: Schon die Atmosphäre in einem Gottesdienst ist etwas ganz anderes. Im Fasching sind alle kostümiert. Die Leute kommen mit einer Erwartung, sie wollen einfach unterhalten werden, sie wollen auch lachen können. In der Kirche muss ich niemanden zum Lachen bringen, da laufen keine Kameras mit. Im Hofkeller auf der Bühne zu stehen, war für mich eine völlig neue Erfahrung.
Bieber: Der christliche Aspekt der Fastnacht entwickelte sich, um eine Botschaft der Zuversicht zu vermitteln, basierend auf der Freude im Glauben, wie in den Paulusbriefen beschrieben. In Mainz hatte die Fastnacht auch politische Funktionen, als Protest gegen die französische Besatzung und die kirchliche Obrigkeit im 19. Jahrhundert. Heute ermöglicht es die Fastnacht den Menschen, gemeinsam und freudig zu feiern, ohne anderen zu schaden. Und das finde ich so schön und besonders an der Fastnacht.
Sendetermin: Die Närrische Weinprobe, aufgezeichnet im Staatlichen Hofkeller der Residenz in Würzburg, läuft an diesem Freitag, 31. Januar, ab 20.15 Uhr im Bayerischen Rundfunk. Eine Wiederholung ist am Dienstag, 4. März, um 9.45 Uhr im BR zu sehen.
Ich möchte nur ein paar Stellen
aufzählen, was die Bibel zu Narren
sagt: Narren lästern Gott (Ps.74,18),
Narren spotten der Sünde
(Spr.14,9), Narren hassen es vom
Bösen abzulassen (Spr.13,19), Ihr
Gottesdienst ist Gott verhasst (Pred.
4,17), Gott hat keinen Gefallen an
Narren (Pred.5,3). Die Bibel sagt
noch viel mehr aus über Narren.