
Ein Platz auf den Steinstufen des Alten Hafens, bestes Wetter, der Blick auf die untergehende Sonne, in der Hand ein kühles Getränk, ein Orchester auf der schwimmenden Bühne: Angenehmer konnte man sich den Auftakt zum diesjährigen Hafensommer Würzburg kaum vorstellen.
Bereits zum 15. Mal gab es die Classic Night mit der Sparda-Bank als Partner. Diesmal stand sie unter dem Motto "Philharmonisches Orchester meets Rebel Babel"; die musikalische Leitung hatte der stellvertretende Generalmusikdirektor des Mainfranken Theaters Würzburg, Gábor Hontvári. Durchs Programm führte Johannes Engels.
Bei Strawinsky verschwand die Sonne hinter der schwimmenden Bühne
Den ersten Teil des Abends bestritt das Philharmonische Orchester Würzburg mit Werken von Franz Liszt, Antonín Dvorák, Frédéric Chopin und Béla Bartók. Liszts "Ungarische Rhapsodie Nr. 2", wirkte noch etwas klebrig, doch die Musik nahm rasch Fahrt auf, differenzierte sich. Hontváris Dirigat war präzise und zwingend – im Freien noch wichtiger als im Konzertsaal. Drei der Legenden von Dvorák gestaltete er äußerst subtil, schmelzend, auch mal dramatisch, verträumt, auf jeden Fall sehr erzählerisch.
Die Sonne verschwand zu Strawinskys Orchesterfassung eines Nocturne von Chopin, bevor die "Rumänischen Volkstänze" von Bartók ihre Wirkung entfalteten. Populär sind diese Weisen, und sie gelangen dem Orchester wunderbar plastisch und kurzweilig.

Nach der Pause betrat zusätzlich die fünfköpfige Gruppe Rebel Babel Film Orchestra aus Warschau die Bühne. Maria Pomianowska, Karolina Skrzynska, Piotr Kopietz, Michal Bak und Mikolaj Lisowski musizieren mit der historischen Streichlaute "Suka Bilgorajska", mit Drehleier, Gesang, Geige, Akkordeon, Kontrabass und Percussion.
Filmmusik über eine tragische Liebe
An diesem Abend boten sie Auszüge aus der Filmmusik "The Peasants" (deutscher Titel: Das Flüstern der Felder) von L.U.C. Lukasz Rostkowski. Das animierte Filmdrama erzählt entlang der Jahreszeiten von einer tragischen Liebe; für die Buchvorlage erhielt der Autor Władysław Reymont vor 100 Jahren den Literatur-Nobelpreis.
Die klangliche Mischung, die im Zusammenwirken von Sinfonieorchester und Rebel Babel entsteht, erinnert ein wenig an Folklore. Mal hat die Musik etwas Meditatives, kreisen Melodik und Harmonik um sich selbst, wiederholen sich Sequenzen minimalistisch.
Trauer, wilde Steigerungen und übersprudelnde Lebensfreude
Ziemlich plakativ wird man an Flehen, auch an Trauer erinnert, dann wieder an einen grotesken Walzer à la Schostakowitsch, mit wilden Steigerungen und übersprudelnder Lebensfreude.
Der Funke springt über bei so viel Lust am Musikantischen. Ein schöner Abend!
Karten zu den Konzerten können im Internet gebucht werden unter: www.hafensommer-wuerzburg.de. Tickets sind auch an der Tages- und Abendkasse (sofern nicht ausverkauft) erhältlich.