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Gollhofen
Podiumsdiskussion zur Verkehrspolitik im westlichen Landkreis: Sachliche Argumentationen und Wortgefechte
Auf dem Podium (von links): Werner Stieglitz, André Höftmann, Moderator Uwe Stradtner und Harry Scheuenstuhl.
Foto: Gerhard Krämer | Auf dem Podium (von links): Werner Stieglitz, André Höftmann, Moderator Uwe Stradtner und Harry Scheuenstuhl.
Gerhard Krämer
 |  aktualisiert: 12.10.2023 03:15 Uhr

Gut 60 Besucher und Besucherinnen hatten sich im Saal des Gasthauses Stern in Gollhofen eingefunden. Die Kreisgruppe des Verkehrsclubs Deutschland (VCD) und die Interessengemeinschaft "Für unsere Region – gegen den Logistikstandort Frauental" (IG) hatten kurz vor den Wahlen die Landtagskandidaten zu einer Podiumsdiskussion über die Verkehrspolitik im westlichen Landkreis Neustadt/Aisch-Bad Windsheim eingeladen. Gekommen waren Werner Stieglitz (CSU), Andé Höftmann (Grüne) und Harry Scheuenstuhl (SPD).

Das geplante Industriegebiet auf der zu Creglingen gehörenden Gemarkung Frauental – von 16 Hektar mit der Option auf Erweiterung um acht Hektar ist die Rede – und der daraus resultierende Schwerverkehr auf seiner Fahrt zur Autobahn sind laut Bürgermeister Heinrich Klein (Gollhofen) Themen, "die uns schon lange beschäftigen". Auch die vom möglichen Schwerlastverkehr betroffenen Gemeinden hätten sich schon an den Creglinger Bürgermeister gewandt. Gut sei es, dass es die IG gebe, so könne man von zwei Seiten vorgehen.

Stieglitz sprach sich klar gegen das geplante Frauentaler Gebiet aus

Stieglitz sprach sich klar gegen das geplante Frauentaler Gebiet aus. Gewerbegebiete seien zwar notwendig, doch man müsse mit "Maß und Ziel" vorgehen. Denn es gehe nicht, dass der Zubringer zur Autobahn "durch unsere Dörfer laufe". Momentan, ohne Planung, sei alles Spekulation, meinte Stieglitz. Doch auf jeden Fall müsse man jetzt schon etwas unternehmen. Wenn er Logistiker wäre, er würde dort nicht hinbauen, betonte Stieglitz.

"Denken, bevor der Bagger kommt", riet Höftmann der baden-württembergischen Gemeinde Creglingen. Das Projekt sei überdimensioniert. Er habe den Verdacht, dass dort ein Logistikzentrum entstehen solle ohne viele qualifizierte Arbeitsplätze. Er forderte kleinere Gewerbe mit nachhaltigen Arbeitsplätzen. Die Grünen im Nachbarbundesland seien bereits mobilisiert.

Die Sprecherin der IG 'Für unsere Region – gegen den Logistikstandort Frauental', Christine Primbs, ergriff bei der Podiumsdiskussion ebenfalls das Wort.
Foto: Gerhard Krämer | Die Sprecherin der IG "Für unsere Region – gegen den Logistikstandort Frauental", Christine Primbs, ergriff bei der Podiumsdiskussion ebenfalls das Wort.

Keinen einfachen Stand hatte Scheuenstuhl. Die von ihm gewählten Formulierungen kamen bei vielen Zuhörerinnen und Zuhörern nicht gut an. Er sagte, dass die Entscheidung bei Creglingen und den dortigen Bürgern und Bürgerinnen liege. Hier im Landkreis oder in München gebe es wenig Einfluss, deshalb solle man keine Augenwischerei betreiben. In Westmittelfranken werde der Planungsverband gehört. Auch wenn dieser Nein sage, könne gebaut werden. Scheuenstuhl brachte auch das Stichwort Umgehungsstraßen ins Spiel. Es müssten hier handfeste Argumente gesammelt werden. Wenn die von einem Gutachten untermauert würden, wäre es gut. Gutachten seien allerdings teuer.

Heftiges Wortgefecht zwischen Scheuenstuhl und Kekeritz

Scheuenstuhls Äußerungen ärgerten auch den früheren Bundestagsabgeordneten der Grünen Uwe Kekeritz. "Baden-Württemberg baut ein Industriegebiet und Bayern baut Umgehungsstraßen", sagte er und bezeichnete die Empfehlung für Letzteres als zynisch. Zum Thema Gutachten meinte er, dass da "nichts anderes drinstehen könnte", als die persönlichen Erfahrungen der Anwohner und Anwohnerinnen. Das Geld für Gutachten habe keine Bürgerinitiative. Als Kekeritz solche Empfehlung "zynisch und arrogant" nannte, entbrannte ein heftiges Wortgefecht zwischen Scheuenstuhl und Kekeritz, welches der Moderator Uwe Stradtner, Pfarrer in Illesheim und VCD-Mitglied, wieder in ruhigere Bahnen lenkte. Scheuenstuhl sprach nach der Veranstaltung dann auch noch mit den Leuten, die ihn angegangen hatten.

Bürger und Bürgerinnen wie auch VCD-Kreisvorsitzender Hans Löffler und IG-Sprecherin Christine Primbs äußerten ihre Sorgen hinsichtlich der Verkehrszunahme in den Ortsdurchfahrten der Dörfer, der Abnahme der Lebensqualität und der Beeinträchtigung des Tourismus.

Bei Tempo 30 waren sich alle einig. Die Anordnung einer solchen Geschwindigkeitsbeschränkung für Ortsdurchfahrten sollte den Kommunen übertragen werden, egal, um welche Straße es sich handelt. Ebenso einig war man sich am Schluss, dass ein gemeinsames Vorgehen über Parteigrenzen hinweg die beste Wahl sei. Ebenso sollte dies gemeinsam mit den Bürgern und Bürgerinnen geschehen.

 
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