Der Fußballer Mats Hummels hat einen, der Satiriker Jan Böhmermann hat einen, die Basketballmannschaft s.Oliver Würzburg hat einen, und sogar Bundeskanzlerin Angela Merkel hat einen: Podcasts, also aus dem Internet abrufbare Hörmedien, sind längst im Mainstream angekommen. Der NDR-Podcast mit Virologe Christian Drosten gehört zu den derzeit am häufigsten gehörten in Deutschland. Im "Coronavirus-Update" klärt er die Zuhörer regelmäßig über das neuartige Virus auf. Kaum ein Medium hat 2019 so viel von sich reden gemacht, wie der Podcast. Doch woher kommt der Trend? Und welche Podcasts hat Würzburg zu bieten?
48 Prozent der 14- bis 29-Jährigen hören Podcasts
Home-Office, Arbeitsverbot, Ausgangsbeschränkung, Kurzarbeit: Während der Corona-Krise bleibt den Menschen viel Zeit, die sie vorher nicht hatten. Zeit, die viele nutzen, um Podcasts zu hören. Dabei haben die Zuhörer eine große Auswahl, unter anderem zwischen Nachrichtenshows, Comedy, Kochen oder wissenschaftlichen Themen, die sie sich aus dem Internet herunterladen und nach Belieben anhören können.
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Laut einer Onlinestudie von ARD und ZDF von Ende 2019 hören inzwischen 28 Prozent der Deutschen regelmäßig Podcasts und aufgezeichnete Audio-Sendungen an. In der Gruppe der 14- bis 29-Jährigen sind es sogar 48 Prozent. Fünf Jahre zuvor lagen die Werte noch bei vier und zehn Prozent.
Suppenküche-Podcast: skurile News aus der lokalen Presse
Die wachsende Hörerschaft ruft immer neue Podcaster auf den Plan. So auch in Würzburg. Da sind zum Beispiel die Würzburger Timo Elter und Lukas Süppner, die seit Juli 2019 mit ihrem Podcast "Suppenküche" ihre Zuhörerschaft unterhalten. "Die ersten Folgen wurden technisch improvisiert. Nach der dritten, vierten Folge haben wir dann unsere Technik nachgerüstet", erinnert sich Elter, der eigentlich als IT-Berater arbeitet. Die beiden reden über kleinere oder skurrile News der lokalen Presse, allerdings "mit dem ein oder anderen Augenzwinkern."
"Da die meisten Podcasts schon die Dinge abfrühstücken, die die Welt bewegen, haben wir uns gedacht, wir gehen auf die kleinen News ein", erzählt Süppner. "Aber natürlich kommen hier und da ein paar große Themen oder irre Schlagzeilen aus der ganzen Welt mit rein sowie Fakten und Beobachtungen, die uns im Alltag aufgefallen sind."
80 bis 100 Hörer pro Folge
Angefangen hat alles bei Süppner in der Studentenküche - daher auch der Name. "Wir haben dort schon oft über wilde Artikel geredet", erzählt Elter. An einem Abend haben sie beschlossen, dies in einem Podcast zusammenzufassen. "Wir lieben beide die gute alte Zeitung in der Hand und hatten einfach Bock, das zu machen." Im Schnitt hat die Suppenküche etwa 80 bis 100 Hörer pro Folge.
- Wie man selbst Podcasts produziert
Grundsätzlich lässt sich laut den Suppenküche-Machern über die gesamte Medienlandschaft hinweg folgender Trend erkennen: weg von live, mehr zu Streaming - und somit zu "hören oder sehen, wenn ich Lust habe". Und: "Podcasts sind gerade für den Weg zur Uni oder Arbeit klasse, um sich entweder Nachrichten, Kurzgeschichten oder einfach Unterhaltung reinzuziehen", sagt Elter.
Bereits 2002 hat ein Würzburger einen Podcast ins Leben gerufen
Ein Würzburger, der schon lange vor dem großen Podcast-Hype im Geschäft war, ist Ralf Thees. Der Online-Redakteur weiß: "Der Trend, Podcasts zu hören und auch zu produzieren, steigt seit knapp
20 Jahren in Wellen an." Der 49-Jährige hat bereits 2002 seinen eigenen Podcast "Würzmischung" ins Leben gerufen. "Anfangs haben wir uns einfach über alles Mögliche - mit Schwerpunkt Regionales - unterhalten", sagt Thees und spricht damit über sich und seinen Blogger-Kollegen Alexander Sazyma. Später kamen zu jeder Folge Gäste hinzu. "Bekannt wurden wir bei der Kommunalwahl 2008, als wir mit jedem OB-Kandidaten eine Podcast-Episode aufnahmen. Da ging es weniger um Politisches, als einfach um die Person. Uns erreichten sogar Mails, in denen gefragt wurde, ob sie die Kandidaten-Episoden auf CD brennen dürften, damit auch Oma, Onkel und so weiter es hören können."
Als Sazyma Würzburg aus beruflichen Gründen verließ, gab es immer weniger Würzmischung-Episoden. Dies brachte Thees 2012 dazu, einen Solo-Podcast zu starten. Als Plattform nutzt er dafür nach wie vor seinen Blog wuerzblog.de. Auch hier redet er oft mit Gästen über Würzburger Themen. Seit rund einem halben Jahr erscheint immer sonntags mit dem "Kalenderkram"-Format ein kurzer Überblick, was in der kommenden Woche in Würzburg Interessantes passiert. Und auch die Würzmischung lebt gerade wieder auf, "wobei der Corona-Virus da jetzt alles durcheinander gewirbelt hat", so Thees. Trotzdem sieht er darin auch etwas Positives: Während er selbst in der Zeit weniger Episoden veröffentlicht, ist der Zugriff auf alte, "teils uralte" Folgen spürbar gestiegen. "Viele von den alten Folgen kann man einfach als Unterhaltung nach wie vor hören."
Der Blogger sieht die tiefe Verankerung von Smartphones im alltäglichen Leben, aber auch die Konsumgewohnheiten der Hörer als Gründe für die steigende Beliebtheit von Podcasts. "Für Menschen, die damit aufgewachsen sind, Serien bei Netflix oder Prime zu schauen, ist es auch selbstverständlicher, Serien von Podcast-Episoden zu hören."
Auch die Uni hat einen Podcast
Auch die Uni Würzburg ist auf den Zug aufgesprungen. Im Tonstudio des Zentrums für Mediendidaktik am Campus Hubland hat Daniel Dünchem sein Zelt aufgeschlagen. Hier produziert der studierte Sounddesigner die erste Podcast-Reihe der Uni. Die Themen sollen so vielfältig wie möglich sein. "Im JMU-Podcast wird es um Wissenschaft, aktuelle gesellschaftliche Themen aus wissenschaftlicher Sicht und um die Uni selbst gehen", so Uni-Vizepräsident Baris Kabak. Dazu wird es Interviews und Diskussionsrunden geben, in denen mit Wissenschaftlern der Uni über deren Forschung gesprochen wird sowie über aktuelle Themen, die ihren Forschungsbereich betreffen. Außerdem sollen künftig auch ausgewählte Vorlesungen, Ringvorlesungen oder Gastvorträge aufgezeichnet und veröffentlicht werden.
Einige Folgen sind schon auf der Homepage verfügbar: Dabei geht es um den Brexit oder magische Rituale, die in der Altorientalistik untersucht werden. Weitere Themen in der Planung sind zum Beispiel Quantenmaterie oder Künstliche Intelligenz. "Ein Podcast ist ein wunderbares Format für Wissenschaftskommunikation. Unser Ziel ist es, Menschen zu erreichen und anzusprechen, die eben nicht im jeweiligen Fachgebiet forschen, oder denen der Bereich grundsätzlich fremd ist", sagt Kabak. Da sei es gut, dass ein Podcast nicht an Sendezeiten und feste Formate gebunden ist, und Wissenschaftler frei und ohne Zeitdruck über ihre Forschung sprechen können.
Auch die Main-Post hat einen eigenen Podcast
Podcasts, in denen über ein bestimmtes Thema gesprochen wird, wie bei Christian Drosten über das Corona-Virus, haben etwas "sehr empathisches an sich", weiß Ralf Thees. "Natürlich könnte man das, was Drosten sagt, aufschreiben und als Text veröffentlichen. Aber so merkt der Hörer, da steckt ein Mensch dahinter." Er ist überzeugt: Podcasts werden sich nicht als fester Bestandteil der Medienwelt entwickeln - sie sind es schon.
Übrigens: Auch die Main-Post hat seit Neuestem einen eigenen Podcast. Johanna Juni redet in "Freilich Würzburg" über das, was in unserer Stadt passiert - und passieren muss. In der ersten Folge dreht sich alles um das Coronavirus: um die Auswirkungen, und wie die Würzburger trotz der Kontakteinschränkungen zusammenhalten. Jede Woche gibt es eine neue Folge mit den unterschiedlichsten Themen und Gesprächspartnern aus Würzburg.
Fragen und Anregungen nimmt Johanna Juni jederzeit entgegen. Entweder auf Instagram, Facebook oder per Mail an freilich-wuerzburg@mainpost.de.
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