
Gut gemeint ist nicht automatisch gut gemacht: Wenn Karl Dormann, Betriebsleiter im Würzburger Kompostwerk, die zunehmende Menge angeblich kompostierbaren Plastiks im Biomüll betrachtet, kommen ihm Sorgen, ob der ökologisch sinnvolle Entsorgungskreislauf auch künftig noch funktioniert. "Man setzt das System aufs Spiel", sagt er. Und das nicht einmal mit böser Absicht, sondern aus Bequemlichkeit, Unwissen oder falsch verstandenem Umweltbewusstsein.
Kompost mit Gütesiegel
40 000 Tonnen Biomüll aus Stadt und Landkreis Würzburg und dem Main-Tauber-Kreis landen pro Jahr im Kompostwerk an der Kitzinger Straße. Hinzu kommen 16 000 Tonnen Gartenabfälle. In geschlossenen Tunnels wird daraus binnen einer Woche Rohkompost, der von Landwirten als Dünger und Bodenverbesserer begehrt ist, oder zu Blumenerde weiterverarbeitet wird. Der Kompost genügt nicht nur den Vorgaben der Bioabfall- und Düngeverordnung, sondern erfüllt auch die noch strengeren Auflagen der Bundesgütergemeinschaft und darf deshalb das offizielle "Gütesiegel Kompost" tragen.

Problem dabei sind die Fremdstoffe, die mit dem Biomüll ins Kompostwerk gelangen. Glasscherben, Küchenmesser, Konservendosen, Verbundverpackungen - "Alles was die Tonne passt, landet auch bei uns", sagt Karl Dormann. Natürlich nicht in großen Mengen, aber selbst geringe Anteile können einen Verlust des Gütesiegels zur Folge haben. Die Vermarktung des Endprodukts würde dadurch ungleich schwerer. Und: "Wenn das Produkt keinen Markt mehr findet, ist das System tot."
Vom Müllauto wird der Biomüll direkt in die Rottetunnel gekippt. Durch die gezielte Zufuhr von Luft und Wasser kann der Kompostiervorgang optimal gesteuert werden. Die Temperatur steigt dabei auf über 60 Grad. Dadurch werden Keime unschädlich gemacht und Unkrautsamen abgetötet. Die Abluft wird über einen Biofilter gereinigt, um üble Gerüche zu beseitigen.
Nach einer Woche wandert das Material erst in einem Metallabscheider und dann in eine Siebtrommel. Alles was größer ist als acht Zentimeter wird ausgesiebt. Der Rückstand enthält die allermeisten Fremdstoffe, besteht aber immer noch überwiegend aus kompostierfähigem Material. Trotzdem muss er verbrannt werden, weil eine weitere Sortierung von Hand wirtschaftlich unmöglich wäre.

Je nach Jahreszeit und Herkunft können es bis zu 30 Prozent des Biomülls sein, die so einer ökologisch sinnvollen Aufbereitung entzogen werden, sagt Monika Stöber, Biologin im Kompostwerk. Besonders die als kompostierbar deklarierten Kunststofftüten und Verpackungen sind ihr dabei ein Dorn im Auge. "Viele Bürger kaufen sich im guten Glauben für teures Geld solche Tüten, und wissen schlichtweg nicht, dass gerade diese Tüten ein riesiges Problem darstellen", sagt auch Alexander Schraml, Chef des Kommunalunternehmens im Landkreis Würzburg, dem der Müllabfuhrbetrieb Team Orange angehört.
"Die Euro-Norm, auf die sich die Hersteller der biologisch abbaubaren Tüten berufen, legt fest, dass nach zwölf Wochen 90 Prozent der Tüte in Teile zersetzt sein müssen, die kleiner als zwei Millimeter sind", sagt Betriebsleiter Dormann. Für die gängigen Kompostierverfahren dauere das viel zu lange. Außerdem würden auch diese kleinen Folienteile im Kompost oder der Blumenerde von den Verbrauchern optisch noch als Qualitätsmangel wahrgenommen.
Zeitungspapier ist ideal
"Finger weg von sogenannten kompostierbaren Müllbeuteln für den Biomüll", warnt deshalb Biologin Monika Stöber. Stattdessen rät sie zu Biomüll-Tüten aus Recyclingpapier, die dank einer Wachsbeschichtung nicht durchweichen und zu 100 Prozent verrotten. Noch besser und billiger ist es, einen Kunststoffeimer mit normalem Zeitungspapier auszulegen oder Gemüseabfälle gleich in eine alte Zeitung einzuwickeln. Das Papier saugt zudem die Feuchtigkeit auf und unterdrückt so auch Geruchsbildung und Fäulnisprozesse.

Um die Bürger zu informieren, hat sich Team Orange an der bundesweiten "Aktion Biotonne" beteiligt und informiert auf seiner Internetseite und auf den Wertstoffhöfen über den richtigen Umgang mit Bioabfällen. Wo Aufklärung versagt, sind Sanktionen das letzte Mittel. Ab Herbst dürfen Mülllader die Biotonne stehenlassen, wenn sie falsch befüllt ist. Mit entsprechenden Hinweiskarten werden die Eigentümer auf ihren Fehler aufmerksam gemacht. Zu solchen Sanktionen will es Regina Sämann von Team Orange eigentlich nicht kommen lassen. "Wir glauben, dass keine Böswilligkeit dahintersteckt, sondern Nachlässigkeit und fehlendes Wissen", sagt sie.
Bei der Aufklärungsarbeit setzt das Würzburger Kompostwerk deshalb schon im Kindesalter an und hat regelmäßig Grundschulklassen zu Gast, um über den Biomüll und seine Verwertung zu informieren und das Wissen so in die Elternhäuser zu transportieren. "Das hilft besser als die Abfallberatung, die wir machen", sagt Alexander Schraml.
Kleingärtner wissen hochwertigen Kompost und die Blumenerde des Würzburger Kompostwerks zu schätzen, sagt Betriebsleiter Dormann. "Letztlich haben diese Bürger den Schaden, wenn der Verwertungskreislauf nicht mehr funktioniert, weil zu viele Fremdstoff im Biomüll landen."
Da kauf ich mir Bio-Eier - und dann soll ich die Schalen nicht in Biotonne werden dürfen.
Wer denkt sich denn so was aus.........
Weiß jemand wie das anderswo gehandhabt wird oder is des wieder mal ein Würzburg-spezifischer Unf......?
Liebe Müll-Leute, ihr eiert so lange rum, bis wir wieder alles in die graue Tonnen schmeißen, dann hat wenigstens der Ofen Futter.....
Zitat Anfang:
Gemüse-, Salat- und Obstreste (auch Zitrusfrucht-Schalen)
Eier-, Nussschalen
Kaffeefilter, Tee (beutel)
Speisereste, Knochen, Gräten
Verdorbene Lebensmittel
Küchenpapier und mit Lebensmittelresten verschmutztes Papier
Fritierfette und –öle
Zitat Ende
Hier sind also im Gegensatz zu Würzburg tierische Abfälle aller Art durchaus erwünscht. Kann vielleicht jemand diesen Widerspruch erklären? Kompost ist doch Kompost, oder etwa nicht.