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WÜRZBURG
Plasmaspenden retten Leben
Einweihung des Plasmazentrums des BRK in der Virchowstraße 22: Plasmaspenderin Marion Hiller (vorne) bringt es auf 45 Spenden im Jahr; Leiterin Dr. Helene Butsch erläutert Regierungspräsident Paul Beinhofer Geräte und Hintergründe.
Foto: THOMAS OBERMEIER | Einweihung des Plasmazentrums des BRK in der Virchowstraße 22: Plasmaspenderin Marion Hiller (vorne) bringt es auf 45 Spenden im Jahr; Leiterin Dr.
Regina Urbon
 |  aktualisiert: 23.10.2016 03:25 Uhr

Bisher 16 Liegen, freundliche Atmosphäre und das Gefühl, Leben retten zu können: Im neuen Plasmazentrum in der Virchowstraße 22 kann sich jeder dahingehend untersuchen lassen, ob er Blutplasma spenden kann – und dies dann auch gleich tun.

Der Blutspendedienst des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK) – gemeinnützige GmbH, eine Tochtergesellschaft des BRK, weist immer wieder auf die dringende Notwendigkeit der Blut- und insbesondere der Plasmaspende hin – und hat es den potenziellen Spendern so bequem wie möglich gemacht.

Die Ärzte stellten die Räumlichkeiten am Mittwoch der Öffentlichkeit vor. 300 Quadratmeter stehen für die Entnahme des Blutplasmas zur Verfügung. Die Anzahl der Spenderliegen wurde von acht am alten Standort auf zunächst 16 verdoppelt und soll noch auf 33 aufgestockt werden. Pro Tag können dann bis zu 400 Plasmapräparate hergestellt werden.

Als ein beeindruckendes, zunächst sehr beklemmendes Beispiel dafür, wer auf Blutplasma angewiesen ist, schilderte Liselotte Müller (Patientenorganisation dsai für Menschen mit angeborenen Immundefekten) ihren gesundheitlichen Werdegang. Als sie ein Jahr alt war, versagte ihre Niere. „Ich konnte nicht mehr stehen, sitzen oder laufen.“ Zunächst konnten ihr die Ärzte helfen. Aber „ab 16 ging's los: Ohrenentzündung, Eiter, Blut, dann die Nasennebenhöhle, Ohrenentzündung, Bronchitis, Pfeifer'sches Drüsenfieber“. Sie konnte kaum mehr Treppen steigen. „Kurz nach meinem 40. Geburtstag war mein Körper voller blauer Flecken.“ Liselotte Müller drohte innerlich zu verbluten.

Nach weiteren Untersuchungen war endlich klar: Sie hat einen so genannten „Chronisch variablen Immundefekt“. Er ist vor allem gekennzeichnet durch den Mangel einer bestimmten Klasse von Antikörpern, dem Immunglobulin G. Immunglobuline werden aus Plasma gewonnen.

Die Wissenschaft kann Plasma bisher nicht künstlich erzeugen. Unterdessen sind Krebspatienten, Unfallopfer, Bluter und eben Menschen mit Immundefekten auf das Plasma angewiesen, können damit meist normal weiterleben. Schwer traumatisierte Soldaten mit Schussverletzungen – Stichwort Afghanistan – bräuchten nicht nur rote Blutkörperchen, sondern hätten mit zusätzlichem Plasma bessere Überlebenschancen, so ärztlicher Geschäftsführer Dr. Franz Weinauer. Nicht spenden dürfen jedoch Schwangere; ebenso wenig Menschen mit Krankheiten wie Insulinpflichtigem Diabetes, Menschen mit epileptischen Krankheiten oder mit Autoimmunkrankheiten.

Das Plasma-Zentrum ist nicht einfach nur umgezogen: Früher am Sternplatz, danach in der Klinikstraße und später in der Juliuspromenade, hat es sich am neuen Standort Virchowstraße wesentlich vergrößert. Wurde das Plasma früher ins Zentrallager des BRK nach Wiesentheid gebracht, so ist eine zeitweise Lagerung jetzt auch in Würzburg möglich, bevor es von Kliniken abgerufen wird.

Plasmaspenden ist schonender für den Körper als das Blutspenden. Man spendet nicht das komplette Blut, sondern nur den flüssigen Bestandteil des Blutes. Dazu wird dieses bei der Spende in einem geschlossenen System zentrifugiert, wodurch sich die schwereren Blutzellen vom leichteren Plasma trennen (Plasmapherese). Das Blutplasma wird gesammelt, die restlichen Blutbestandteile fließen zurück in den Körper. Durch das Zentrifugieren dauert eine Plasmaspende länger als eine Blutspende: etwa 30 bis 45 Minuten.

Derzeit fehlen knapp 200 000 Liter Plasma im Jahr, so der kaufmännische Geschäftsführer Georg Götz (München). Diese Lücke kann bislang nur durch Importe von Plasma vor allem aus den USA geschlossen werden. Plasma kann bis zu 45 mal im Jahr gespendet werden, denn es bildet sich in zwei Tagen nach.

Regierungspräsident Paul Beinhofer nannte den Blutspendedienst des BRK „eine der größten Bürgerinitiativen“. Oberbürgermeister Christian Schuchardt sah den Nachholbedarf und hofft, dass sich von den 37 000 Studierenden in Würzburg möglichst viele als Spender zur Verfügung stellen. Wer seine Zeit und sein Plasma spendet, erhält hierfür pro Spende 15 Euro.

Die Kliniken zahlen pro Präparat circa 40 Euro an den BRK-Blutspendedienst, der seinerseits die Kosten für sein Zentrum alleine stemmt. Knapp 30 Mitarbeiter, Ärzte und examinierte Schwestern und Arzthelferinnen, hat das Plasmazentrum. Dr. Helene Butsch leitet die Herstellung des Plasmas.

 
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