Gerhard Knappe ist in Ochsenfurt im Alter von 93 Jahren gestorben (16. Februar). Der Verstorbene war Sonderschullehrer und hat in den 60er Jahren in Ochsenfurt eine Sonderschule aufgebaut.
Geboren wurde er 1927 in Harachsdorf/Sudentenland. Dort und in Tannwald besuchterer die Volks- und Bürgerschule. In die Lehrerbildungsanstalt trat Knappe 1941 ein. Allerdings wurde das Studium Ende 1944 unterbrochen, als er zum Arbeitsdienst eingezogen wurde. In Berlin-Kladow sollte er bei der Luftwaffe zum Funker ausgebildet werden. Ende Februar wurde er zum Infanteristenlehrgang nach Göttingen verlegt, um die Weserbrücken zu verteidigen. Bei Holzminden erlebte er einen Bombenangriff.
Wie Gerhard Knappe in seinen Erinnerungen schreibt, erhielt er kurz darauf den letzten Befehl: Die Kompagnie löst sich auf, jeder schlägt sich selber durch. Mit einem Kollegen plante er, die 800 Kilometer in die Heimat zurückzulaufen. Doch bei Goslar liefen sie den Amerikanern in die Hände und wurden zuerst in ein Sammellager nach Mainz, dann in ein Lager der Franzosen bei Dietersheim (Bingen) gebracht.
Krieg und Vertreibung
Nach der Entlassung im August 1945 unternahm er einen zweiten Heimkehrversuch. In Haßfurt erfuhr er jedoch von den Vertreibungen der Deutschen aus dem Sudetentland, so dass es ihm nicht ratsam erschien, zurückzukehren. Deshalb nahm er für über ein Jahr in Junkersdorf bei Hofheim eine Arbeit bei einem Landwirt an. Hier erfuhr er, dass seine Eltern nun als Vertriebene in Ilmenau/Thüringen lebten.
Anfang 1947 konnte Gerhard Knappe sein Studium an der Lehrerbildungsanstalt in Würzburg fortsetzen und schloss es 1951 an. Seine erste Lehrerstelle war in Wargolshausen (Grabfeld), wo er seine Frau Karola kennenlernte, die im August vergangenen Jahres gestorben ist. Es folgten Lehrstellen in Dankenfeld, wo seine Söhne Andreas und Johannes geboren wurden, und Acholshausen.
Erste Förderschule
In dieser Zeit absolvierte Knappe in München die Ausbildung zum Sonderschullehrer. Anfangs erteilte er Förderunterricht in einer Klasse in der Berufsschule in Ochsenfurt, dann mit Kollegen in der Roten Schule am Kirchplatz und schließlich an der Förderschule in Frickenhausen. Als deren Rektor wurde Gerhard Knappe nach 40 Dienstjahren in den Ruhestand versetzt.
Sein dominierendes Hobby war die Musik. In den Schulorten seiner Laufbahn spielte er die Orgel, später übernahm er Organistendienste in Ochsenfurt und umliegenden Gemeinden. Als Bass sang er im Liederkranz und im Kirchenchor. In seinem großen Garten setzte er die in seiner landwirtschaftlichen Tätigkeit erworbenen Kenntnisse um. Ein großes Anliegen war ihm die Erinnerung an die Heimat, die er nach dem Öffnen es Eisernen Vorhang in wiederholten Reisen besuchte. Als Obmann der Sudetendeutschen Landsmannschaft Ochsenfurt gestaltete er zahlreiche Treffen mit Musik-, Text- und Bildbeiträgen.