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Bergtheim
Pilger öffnen Horizonte
Pilgerführer Werner Binnen mit seinem Pilgerstab auf der Via Romea vor dem Spital in Aub.
Foto: Antje Roscoe | Pilgerführer Werner Binnen mit seinem Pilgerstab auf der Via Romea vor dem Spital in Aub.
Antje Roscoe
 |  aktualisiert: 16.07.2022 02:42 Uhr

Auf der Via Romea Germanica, auf der mittelalterlichen Romstraße bewegt sich ein europäischer Pilgerzug als Staffelwanderung auf den Landkreis Würzburg zu. Ab dem 29. Juli zieht er von Schweinfurt kommend mit Stationen in Bergtheim, Würzburg, Ochsenfurt und Aub nach Süden weiter. Eine Einladung von Streckenpate Werner Binnen zum Mitpilgern.

Herr Binnen, was ist eine Pilger-Staffelwanderung?

Zum einen ist tatsächlich ein Staffelholz bei dieser Wanderung unterwegs, das auf der Via Romea, beginnend in Stade bei Hamburg, nach Rom gebracht wird. Die wenigsten wandern ja die ganze Strecke und übergeben an diejenigen, die weiterziehen. Zum anderen ist diese Pilgerwanderung in diesem Jahr ein Aufeinandertreffen verschiedener europäischer Pilgerzüge. Es sind drei Norwegerinnen in Oslo gestartet, die bis Rom durchlaufen wollen. In Canterbury auf der Via Francigena sind Pilger losgelaufen und auch in Viborg, die über den dänischen Jakobsweg dazu kommen sowie im Süden Italiens.

Stele für den Fränkischen Jakobsweg am Spital in Aub, einer klassischen Pilgerherberge des Mittelalters.
Foto: Antje Roscoe | Stele für den Fränkischen Jakobsweg am Spital in Aub, einer klassischen Pilgerherberge des Mittelalters.
Mit wie vielen Pilgern rechnen Sie?

Das ist ganz schwierig zu sagen. Bei der letzten großen Pilgerwanderung waren hier zwischen fünf und 70 Personen gleichzeitig unterwegs. In Ochsenfurt waren wir 15. Ich hoffe, dass sich alle anmelden, auch wenn sie nur ein Stück mitlaufen, aber ganz unbedingt, wenn eine Übernachtung dabei ist, denn wir planen gerne mit Privatquartieren und Pilgerherbergen.

Der Pilgerweg ist seit zwei Jahren auch als Europäischer Kulturweg anerkannt. Was ist das Besondere?

Der Förderverein, der sich zur Wiederbelegung des von Abt Albert aus Stade 1237 zurückgelegte Pilgerwegs von Stade nach Rom gründete, hatte ihn von Anfang an als "Weg der Begegnungen" gesehen, der zu Völkerverständigung und Frieden beitragen soll. Er ist deshalb mit anderen Pilgerwegen vernetzt, beispielsweise auch dem Jerusalem Way. Er soll Kulturen erlebbar machen und Begegnungen ermöglichen. Entsprechend wird er als interreligiös, interkulturell und interkonfessionell definiert und ist die 40. vom Europarat zertifizierte "Europäische Kulturroute". Die Titel der großen Pilgerwanderungen spiegeln das: "Pilgrims Crossing Borders" (2015) bzw. "Pilger öffnen Horizonte" (2022). Wir sind also keine reinen Wallfahrer und keine Kulturtouristen, sondern auf dem Weg zu elementaren Erfahrungen, die Natur, Kultur und Spiritualität einbeziehen.

Pilgerherberge zu sein gehört zur Geschichte der Spitäler.
Foto: Antje Roscoe | Pilgerherberge zu sein gehört zur Geschichte der Spitäler.
Sie sind als Streckenpate am Planen?

Ja, zum einen müssen die Versorgung und die Übernachtungen organisiert sein, zum anderen soll ja der Horizont über den Weg hinaus geweitet werden. Deshalb habe ich für meinen Abschnitt zwischen Schweinfurt und Rothenburg ob der Tauber jeweils Begleiter gesucht, die Informationen mitbringen, vor allem zu Umweltthemen. Das Gespräch unterwegs ist ganz wichtig. Pilgern soll verbinden und soll neben der Auseinandersetzung mit der Natur, den Fragen der Zeit, der Schöpfung und sich selbst auch Eindrücke fürs Leben hinterlassen. Da lebt die Via Romea vom Engagement der Vielen, die sie lebendig erhalten.

Pilger-Informationen Landkreis Würzburg

Das von Streckenpate Werner Binnen organisierte Wegstück über fast 110 Kilometer hat – mit einem Schwerpunkt auf der kritischen Auseinandersetzung mit Umweltthemen - folgende Themen und Gesprächspartner:
Schweinfurt (28. Juli): Interkultureller Austausch mit Migranten; 
Unterwegs nach Bergtheim (29. Juli): Inititative "Wasser am Limit" – Wasserproblematik der Bergtheimer Mulde;
Weiterpilgern nach Würzburg (30. Juli); Der Sonntag (31. Juli) ist Pausentag mit interreligiösen Begegnungen, Führungen und Gesprächen; Shuttle-Tour zu Synagoge/Museum Shalom Europa, Ahmadiyya-Moschee und Dom St. Kilian;
Auf dem Weg nach Ochsenfurt (1. August): Weinbaupräsident Artur Steinmann in Sommerhausen über Klimawandel und Weinbau;
Unterwegs nach Aub (2. August): St. Josefs-Stift Eisingen – Wandern mit Rollstuhl; in Aub Besuch des jüdischen Friedhofs.
Mit Ziel Tauberzell (3. August) und Rothenburg ob der Tauber (4. August): Begleitung durch Ranger des Naturparks Frankenhöhe und Pilger-Pfarrer Oliver Gußmann - Kirche St. Peter und Paul in Detwang und Bronnenmühle.
Die Tagesstrecken umfassen zwischen 15 und 25 Kilometer. Tagespilger wie  auch Teilnehmer an der interreligiösen Shuttle-Tour mögen sich bitte bei Werner Binnen anmelden.
Einzelheiten, Kontakte und weitere Informationen gibt es im Internet: www.viaromea.de oder bei Werner Binnen, Tel.: (09331) 4913, E-Mail: wernerbinnen@web.de
(co)
Abstrakt betrachtet bilden Via Romea und Jerusalem Way ein Kreuz, das über Europa liegt. Aub liegt auf dem Jerusalem Way auf dem Zubringer Fulda-Passau.
Foto: Antje Roscoe | Abstrakt betrachtet bilden Via Romea und Jerusalem Way ein Kreuz, das über Europa liegt. Aub liegt auf dem Jerusalem Way auf dem Zubringer Fulda-Passau.
 
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