
„Die sind nicht beschädigt, die sind kaputt, die sollte man alle rausreißen.“ SPD-Mitglied Roland Rösch übt massive Kritik an den 1999/2000 verlegten Steinen aus Muschelkalk. Zur Dokumentation des „Pfusches“ hat er der Redaktion ein fünfminütiges Video geschickt, den Belag Stück für Stück abgefilmt. „Wenn da eine Bierbank aufgestellt wird oder ein Stück Eisen auf den Boden kommt, bröckelt gleich der Stein, da dürften gar keine Veranstaltungen mehr stattfinden“, findet Rösch.
In die gleiche Kerbe schlägt sein Parteifreund, Stadtrat Marco Schneider: „Stellenweise sind die Löcher schon so groß, dass sich Kinderschuhe oder Schuhe mit schmalen Absätzen darin verfangen können“, schreibt Schneider Stadtbaurat Christian Baumgart. Er vermutet eine „mangelhafte Begutachtung“ der Steine, hält eine baldige Sanierung für notwendig und fragt, ob es für die aktuelle Baustelle nicht einen stabileren Stein gäbe, der dennoch optisch keinen „Zweiklassen-Marktplatz“ entstehen lasse.
Diesen wird es nach Aussage von Wolfgang Fey vom Baureferat und Projektleiter der Großbaustelle Marktplatz ebensowenig geben wie einen anderen Stein. Das Material, Muschelkalk aus der Region, sei nicht zuletzt vom Zuschussgeber, der Regierung von Unterfranken vorgegeben – ein Kompromiss. Der gesägte Stein, der sich am historischen Vorbild orientieren soll, sei eben nicht so fest wie Granit. Doch durch die Verlegung im Zementbett und einer Verfugung verspricht Fey mehr Stabilität. Schließlich muss der Belag auch die Belastung von 16 Tonnen, beispielsweise für den Anlieferverkehr für den Kaufhof aushalten.
Die Verbund-Verlegeweise habe man bei der Sanierung der oberen Marktplatzhälfte wegen des Unterbaues nicht anwenden können. „Das wäre zu hoch geworden.“ So wurden die Steine lose verlegt und damit anfälliger bei ungleicher Belastung.
Fey kann dennoch „keine schwer wiegenden Schäden“, geschweige denn Sicherheitsprobleme, auf den 3200 Quadratmetern erkennen. Da die Stadt hafte, werde der Belag diesbezüglich regelmäßig überprüft. Dass jemand wegen schadhafter Steine gestürzt sei, ist Fey nicht bekannt. Kaputte Steine werde der Bauhof nach und nach auswechseln. Keinesfalls sei eine Generalsanierung nötig. Auch Veranstaltungen könnten weiter auf der „alten“ Fläche stattfinden. Am Ende der Gewährleistungsfrist 2005 seien im übrigen nur einzelne Steine schadhaft gewesen.
Rund 4000 Quadratmeter der unteren Hälfte werden mit den neuen Steinen belegt, 1250 davon im aktuellen Bauabschnitt bis Ende November. Am Montag macht – wegen Terminproblemen verspätet – Oberbürgermeisterin Pia Beckmann den symbolischen Spatenstich zur Marktplatzsanierung. Falls sie nicht vorher über das alte Pflaster stolpert.