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RÖTTINGEN
Pflanzen bei Wind und Wetter
Lena, Studentin aus Würzburg und Jean Francois aus den französischen Lyon beim Einpflanzen einer Traubeneiche. Jean arbeitet in Uffenheim. Aufmerksam auf die Forstaktion wurden sie bei einem Infostand des Vereins Bergwaldprojekt in der Würzburger Innenstadt. Der 10jährige Treye sorgt stets für Nachschub an jungen Bäumchen.
Foto: Helmut Rienecker | Lena, Studentin aus Würzburg und Jean Francois aus den französischen Lyon beim Einpflanzen einer Traubeneiche. Jean arbeitet in Uffenheim.
Helmut Rienecker
 |  aktualisiert: 27.04.2023 05:39 Uhr

Samstag, später Vormittag am Eulenberg in Röttingen. Die Temperatur beträgt gerade einmal sieben Grad, es nieselt. Trotzdem sind hier gerade 75 zumeist jugendliche Leute mit Begeisterung dabei einen neuen Wald anzulegen. Angezogen sind sie nach dem Motto: Es gibt kein schlechtes Wetter nur ungeeignete Kleidung.

Eigentlich stehen in dem knapp einen Hektar großen Gelände jetzt noch Bäume. Schwarz- und Waldkiefern sind es, über 100 Jahre alt. Aber ihre Tage sind gezählt. Der Klimawandel mit zunehmenden Temperaturen und die Trockenheit machen ihnen zu schaffen. Und auch der steinige Untergrund schafft keine idealen Voraussetzungen zum Überleben ihrer Art.

Die Stadt Röttingen hat in den vergangenen Wochen das Unterholz und das Gestrüpp zwischen den Bäumen entfernt und so die Bedingungen für eine Neupflanzung geschaffen. Unter der fachkundigen Anleitung von Revierleiter Manfred Rüb vom Forstamt Würzburg und den Projektförstern Christoph Wehner und Peter Naumann vom Bergwaldprojekt e.V. werden hier und heute 2500 neue standortgerechte Bäume gepflanzt.

Ökologische Arbeitseinsätze

Der Verein Bergwaldprojekt in Würzburg besteht seit 1991. Seit dieser Zeit haben sie mit tausenden von ehrenamtlichen Helfern über drei Millionen Bäume in ganz Deutschland gepflanzt. Ebenfalls Tausende von Hektar Wald pflegten sie seit dieser Zeit und renaturierten 280 Hektar Moor. Über 100 Projektwochen veranstaltet der Verein im Jahr. Bei freier Verpflegung (Bergwaldköchinnen kümmern sich um die Verpflegung) und Unterkunft bieten sie dabei für engagierte Menschen ab 18 Jahren die Möglichkeit, sich mit ökologischen Arbeitseinsätzen aktiv für die Umwelt einzusetzen. Übernachtet wird in Forsthütten oder Ferienlagerhäusern mit bescheidenem Komfort. Im Sommer wird auch mal gezeltet.

Die Ziele der Projektwochen sind neben der Stabilisierung des Ökosystems auch, den Teilnehmern die Bedeutung und die Gefährdung unserer natürlichen Lebensgrundladen bewusst zu machen. Die praktischen Aufgaben unter fachlicher Anleitung sind vielfältig. Pflanzen, Zäune anlegen oder abbauen, Waldpflege, Bachrenaturierungen oder Moorwiedervernässungen und vieles mehr.

Doch zurück zur Eulenbergwald-Neuaufforstung. Inzwischen ist es kurz vor 14 Uhr, es nieselt immer noch. Doch immer weiter schwingen junge und junggebliebene Männer und Frauen die Spitzhacken und mühen sich, in dem steinigen Boden die Pflanzlöcher auszuheben.

2500 Baumsetzlinge

Die haben die Förster vorher mit verschiedenfarbig markierten Stickeln festgelegt. Nach diesem Muster beginnt nun der Umbau eines labilen Kiefernbestandes, vor allem mit standortheimischen Laubhölzern.

Der Umbau leistet einen wichtigen Beitrag für einen zukünftigen naturnahen, klimaresistenten Wald. So werden die fleißigen Helfer bis zur Dunkelheit 2500 Traubeneichen, Speierlinge, Mehlbeeren, Linden und Wildbirnen in den Boden gebracht haben. Die alten Kiefern werden ihnen noch Jahre Schutz vor Wind, Kälte und Sonne bieten, ehe sie fallen, oder gefällt werden.

Doch jetzt ist erst einmal Aufwärmen und Stärken bei einer Pause angesagt. In der Waldhütte an der Straße nach Neubronn haben fleißige Hände einen leckeren Linseneintopf bereitet. Dazu Butterbrezen, Käse und zum Nachtisch noch nahrhaftes Studentenfutter.

Solchermaßen gestärkt geht's wieder zurück zum Eulenberg. In Zweiergruppen wird weiter gehackt und gepflanzt.

Bis über 100 Kilometer sind die Helfer für diesen Tag angereist. Auch eine Gruppe von der rumänischen Schule in Offenbach ist mit Eifer dabei. Und auch die Jüngsten konnten mithelfen, den Klimawandel abzuschwächen. So wie Treye aus Würzburg, der den Pflanzern die Bäumchen bringt. Die kommen von einer Baumschule im nahen Gaurettersheim.

Finanziert wird diese Pflanzaktion, bereits die zweite in Röttingen, von der Firma Optipharma, einem mittelständischen Pharmaunternehmen.

Wer mehr über den Würzburger Verein Bergwaldprojekt, seine Arbeit, seine Ziele und seine Projekte wissen will, findet sie auf der Internetseite des Vereins. www.bergwaldprojekt.de

 
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