
Über die Verwaltung unserer schönen Stadt hat eigentlich jeder was zu sagen. Und viel eher als den Damen und Herren auf die Schulter zu klopfen, jammert der Bürger. Besonders gerne natürlich über „Geldverschwendung“ im Grafeneckart. Dabei ist diese Einschätzung, wie ich höchstselbst erfahren habe, völlig falsch.
Anfang Dezember hatte ich bei „der Stadt“ eine kostenpflichtige Genehmigung beantragt. Mitte Dezember war sie noch nicht bei mir eingetroffen. Also rief ich an – und erfuhr, dass das Papier am 8. Dezember auf den Postweg gegeben worden sei. Man teilte mir auch mit, dass die Verwaltung ja wohl nichts dafür könne, wenn die Briefbeförderung so lang dauere. Weil das einleuchtend war, übte ich mich, was mir durchaus schwer fiel, in vorweihnachtlicher Geduld.
Kopie persönlich abgeholt
Bis Anfang Januar. Da wurde ich leicht säuerlich und reklamierte erneut. „Dann ist der Brief wohl verloren gegangen“, sagte die Sachbearbeiterin am Telefon. Das komme zuweilen vor. Meine Bitte um eine Zweitschrift führte zu längeren Diskussionen, aus denen ich siegreich hervor ging. „Wir schicken Ihnen eine Kopie“, seufzte die Dame.
Ich seufzte auch, weil ich mit dem Schicken ja schlechte Erfahrungen gemacht hatte. „Bitte nicht“, sagte ich, „ich hole das Ding persönlich ab“. Sie war dagegen, weil das „unüblich“ sei und „nicht vorgesehen“. Erst nach Einschaltung eines Mediators konnte sie davon überzeugt werden, mir das Ding Mitte Januar in die Hand zu drücken.
Vor lauter Freude vergaß ich, die 135 Euro für die Genehmigung zu überweisen, was dazu führte, dass ich Ende Januar eine Mahnung bekam. „Selbst Schuld“, dachte ich mir und war durchaus willig, die Mahngebühr zu bezahlen. Dann öffnete ich den Brief – und bekam Schnappatmung. Statt 135 sollte ich nun 270 Euro für die Genehmigung bezahlen. Schließlich habe man sie mir ja auch zwei Mal ausgestellt, hieß es. Dass ich aus demselben Grund nicht nur fünf, sondern gleich zehn Euro Mahngebühr löhnen sollte, war für die Verwaltung dann nur logisch.
Abbitte geleistet
Langer Rede kurzer Sinn: Ich weiß jetzt, dass im Rathaus überaus pfiffige Pfennigfuchser sitzen, die alles tun, um unsere Stadt reich zu machen.
Dafür, dass ich trotzdem den Mediator wieder eingeschaltet und mit seiner Hilfe erreicht habe, dass ich nur 135 Euro bezahlen muss, leiste ich an dieser Stelle ausdrücklich Abbitte.