„Stift Haug“ in der Bahnhofstraße bewundern Würzburger und Touristen. Die monumentale Stifts- und Pfarrkirche St. Johannes in Stift Haug wurde zwischen 1670 und 1691 vom italienischen Baumeister Antonio Petrini errichtet. Eigentlich wollte die Pfarrei Stift Haug in diesem Jahr ihr 800-jähriges Bestehen feiern. Jetzt ist daraus aber ein 1000-Jahre-Jubiläum geworden. Das Festprogramm dauert von diesem Donnerstag bis Sonntag, 21. Juni.
Als Domvikar Petro Müller im Herbst 2012 Pfarrvikar in der Innenstadtpfarrei wurde und ins Pfarrhaus von Stift Haug einzog, begann er mit großem Interesse, die Geschichte der traditionsreichen Pfarrei zu studieren. Schnell wurde er darauf aufmerksam, dass die Pfarrei 1965/66 das 750-jährige Bestehen feierte und im Jahr 2015 also „800 Jahre“ zu begehen wären. Die Pfarreigremien begannen, dieses Ereignis zu planen.
Als Müller im Spätherbst 2014 daran ging, für die Jubiläumsfeier einzuladen, nahm die Angelegenheit eine überraschende Wendung. Als einer der Stift-Haug-Fachleute sollte nämlich auch Enno Bünz eingeladen werden. Der heutige Lehrstuhlinhaber für Sächsische Landesgeschichte an der Universität Leipzig hatte im Jahr 1993 über „Stift Haug in Würzburg“ promoviert. Bünz erinnerte nun an seine Belege, dass die Pfarrei Stift Haug schon mindestens 1000 Jahre alt sein muss – und nicht erst 800 Jahre, wie man bisher annahm. Schon vor 1000 Jahren und mehr sollen nämlich Berichte über Besitztümer der Pfarrei dokumentiert sein.
Gespannt dürfen Pfarreimitglieder und Geschichtsinteressierte nun erwarten, was Bünz bei seinen Festvortrag „Pfarrei Stift Haug – mehr als 1000 Jahre“ am Freitag, 19. Juni, 19.30 Uhr, zu berichten hat.
Bei den aktuellen Jubiläumsfeierlichkeiten wird das Geläut der Pfarrkirche Stift Haug weiter ergänzt. Fünf Glocken hatten den Krieg auf dem Glockenfriedhof in Hamburg „überlebt“, wo sie eigentlich eingeschmolzen werden sollten. Seit 2002 hatte Stift Haug wieder neun Glocken. An diesem Sonntag, 14. Juni, soll nun bei einem Pontifikal-Gottesdienst die zehnte von insgesamt elf geplanten Glocken dem zweiten Kirchenpatron, Johannes der Evangelist, geweiht werden. Sie wurde am 8. Mai in Karlsruhe gegossen und soll an diesem Mittwoch in Stift Haug ankommen. Die neue Glocke wird die Pfarrei voraussichtlich bis zu 80 000 Euro kosten, die von Spendern finanziert werden, zeigt sich Domvikar Müller erfreut.
Rechtzeitig zum Jubiläum sind am Dienstag auch die restaurierten Bronze-Epitaphen des Stiftsdekans Georg Adam Hueber und des Stiftskanonikers Stephan Hofer im Gotteshaus angebracht worden. Sie lagerten zuletzt in einem Innenhof des Pfarrhauses und im Keller.
Festprogramm: 1000 Jahre Pfarrei Stift Haug
Donnerstag, 11. Juni, 14 Uhr: Seniorentag mit Gottesdienst, anschließend Beisammensein im Matthias-Ehrenfried-Haus. Willi Dürrnagel zeigt Bilder aus der jüngeren Vergangenheit von Stift Haug und Hauger Viertel
Freitag, 12. Juni, 19.30 Uhr: Festvortrag: „Kirche aus lebendigen Steinen – Neutestamentliche Bilder und ihre Visionskraft für heute“, Domvikar Petro Müller, Matthias-Ehrenfried-Haus
Samstag, 13. Juni, 17 Uhr: Vorabendmesse, anschließend Pfarrfest im Matthias-Ehrenfried-Haus mit der Band „Six Senses“
Sonntag, 14. Juni, 10.30 Uhr: Pontifikal-Gottesdienst und Glockenweihe mit Bischof Friedhelm Hofmann; Musik: WVV-Chor; anschließend Stehempfang im ME-Haus 12 Uhr: Fortsetzung des Pfarrfests im „Jubiläums-Café“ mit Lounge-Musik 16 Uhr: Klaus Linsenmeyer und R.C. Steuart spielen Werke für Orgel und Trompete von J.S. Bach, G.A. Homilius, J. Hook, D. Buxtehude und T. Albinoni
Mittwoch, 17. Juni, 19 Uhr: Kirchenführung Stift Haug mit Willi Dürrnagel
Freitag, 19. Juni, 19.30 Uhr: Historischer Festvortrag „Pfarrei Stift Haug – mehr als 1000 Jahre“, ein Kapitel Würzburger Kirchengeschichte, Professor Enno Bünz, Uni Leipzig; ME-Haus
So., 21. Juni, 17 Uhr: Abschluss-Konzert „Lobe den Herrn, meine Seele“ (Ps 103); F. Peter, H. Schütz, W.A. Mozart, A. Bruckner und J. Rutter, Chor/Orchester des Wirsberg-Gymnasiums
* Der Eintritt ist stets frei. Bei den Konzerten wird um Spenden gebeten.
