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Personalmanagement: Hubdrive will Inseln zusammenführen
Die Softwarefirma Hubdrive aus Würzburg entwickelt digitale Lösungen für den Personalbereich in Unternehmen. Die Kunden sitzen in 36 Ländern. Und überall gelten andere Regeln.
Die beiden Geschäftsführer der Softwarefirma Hubdrive, Franziskus Lorey (rechts) und Bernd Lachner, haben sich an der Universität kennengelernt.
Foto: Silvia Gralla | Die beiden Geschäftsführer der Softwarefirma Hubdrive, Franziskus Lorey (rechts) und Bernd Lachner, haben sich an der Universität kennengelernt.
Jörg Rieger
 |  aktualisiert: 23.01.2021 02:15 Uhr

Franziskus Lorey, Chef des Würzburger Software-Spezialisten Hubdrive, demonstriert seine Leidenschaft anhand eines Bildes auf einem großen Monitor. Darauf sind in einem Meer sieben kleine Inseln zu sehen. Auf jedem Eiland steht eine einzige Person.

"Sie sollen die verschiedenen Abteilungen eines Unternehmens repräsentieren, also zum Beispiel das Rechnungswesen, die Produktion oder den Personalbereich." Weil die Inseln nicht weit auseinander liegen, könnten sich die Menschen zwar gegenseitig Dinge zurufen, so der studierte Wirtschaftsinformatiker. "Das große Problem aber ist: Sie sprechen unterschiedliche Sprachen – und jede Abteilung verwendet eine andere Software. Diese sind oftmals kaum miteinander kompatibel. Ein Datenaustausch erfolgt nicht, oder ist nur umständlich möglich." Dies sei nach wie vor die Realität in vielen Unternehmen.

"Von unserer Heimat Würzburg aus beliefern wir die halbe Welt."
Franziskus Lorey, Geschäftsführer bei Hubdrive

"Unsere Vision ist es hingegen, dass aus den vielen kleinen Inseln eine große wird, auf denen die Kollegen in einem Kreis zusammenstehen. Dies macht eine einzige Lösung möglich, auf der alle Anwendungen basieren." Lorey beschreibt das mit dem Fachbegriff der Digitalisierung – so wie er es einst am Lehrstuhl von Professor Thome in Würzburg eingetrichtert bekommen hat. "Diese Zeit war prägend", sagt Lorey rückblickend. Damals, Mitte der 1990er Jahre, lernte der heute 52-Jährige als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Uni auch Bernd Lachner (44) kennen.

Die beiden machten gemeinsame Sache und stiegen 2011 endgültig in den Bereich ein, der sich als überaus zukunftsträchtig erweisen sollte. Hubdrive hat sich auf die "Insel" Personalmanagement spezialisiert, abgekürzt HR (Human Resources). "Wir wollen dabei helfen, die HR-Abteilungen zu digitalisieren – und auf diese Weise den Unternehmen sowie ihren Mitarbeitern einen großen zusätzlichen Nutzen stiften", unterstreicht Lachner und nennt konkrete Beispiele: die bequeme Abfrage des aktuellen Urlaubsanspruchs über eine App, die digitale Zeiterfassung, die datenschutzgerechte Abwicklung von Bewerbungen oder die virtuelle Organisation von Weiterbildungen.

Blick auf die Software am Laptop der Firma Hubdrive.
Foto: Silvia Gralla | Blick auf die Software am Laptop der Firma Hubdrive.

"Es passiert heute noch immer häufig, dass in einer Firma ein Training oder eine Veranstaltung stattfindet – und man es als Mitarbeiter einfach nicht mitbekommt, obwohl man gerne daran teilgenommen hätte", sagt Lorey, während er in einem Büro im früheren Stürtz-Verlagsgebäude gegenüber des Würzburger Hauptfriedhofs sitzt. "Das kann mit unserer Lösung nicht passieren." Auch die digitale Personalakte sei ein Thema mit viel Potenzial – genau wie das Online-Recruiting.

Das IT-Unternehmen hat keinen geringeren Partner an der Seite als Microsoft. "Wir haben vor Jahren ein Joint Venture gegründet, sind rechtlich aber völlig unabhängig", berichtet Lorey. Regelmäßig stehen die Würzburger mit Redmond in Kontakt, dem Hauptsitz des Milliardenkonzerns. Die Personal-Management-Lösungen von Hubdrive setzen auf dem Cloud-Angebot für Firmen von Microsoft auf. "Wir stimmen uns eng ab, was die Weiterentwicklungen angeht." Während der Technologieriese eher die HR-Anwendungen in den USA im Blick hat, kümmert sich Hubdrive um viele andere Länder. "Die Regelungen im Arbeitsmarktbereich unterscheiden sich teilweise enorm, auch innerhalb von Europa", erklärt Lachner. In Großbritannien etwa gebe es einen komplett anderen Kündigungsschutz und andere Regelungen zu Krankheitstagen.

Mitarbeiter aus zehn Nationen

In 36 Ländern weltweit machen die Würzburger mittlerweile Geschäfte. Zu den Kunden gehören etwa die Staatsbank von Jamaika, ein Sozialversicherungsträger im mittelamerikanischen Belize, ein großes Architekturbüro mit Sitz in British Columbia (Kanada) und ein Sportwagenhersteller aus Stuttgart. Aber auch Asien und neuerdings Australien spielen eine immer größere Rolle. "Von unserer Heimat Würzburg aus beliefern wir die halbe Welt", sagt Lorey voller Stolz. Er stammt aus Geiselwind im Landkreis Kitzingen. "Dabei müssen wir nicht mal unser Gebäude verlassen, weil wir von der Erstberatung bis zur Nachbetreuung alles über Microsoft Teams umsetzen können."

Rund 85 Prozent des Umsatzes macht Hubdrive im Ausland, internationaler geht es kaum. Die Firmensprache ist Englisch, die Mitarbeiter kommen aus mehr als zehn Nationen, darunter den USA, Pakistan und Portugal; je nach Zeitzone der Kunden arbeiteten sie früher oder später. "Wir haben keinerlei kulturelle Konflikte. Das liegt vermutlich daran, dass hier keine Gruppe dominierend ist, selbst wir Deutschen nicht", so Lorey. Auch der Frauenanteil sei trotz der IT-Lastigkeit mit über 40 Prozent hoch. In diesem Jahr will Hubdrive weiter massiv wachsen. "Unser Ziel ist es, 2021 25 bis 30 neue Leute einzustellen", berichtet Lachner. Sogar von außerhalb Mainfrankens würden Menschen aus der ganzen Welt extra des Jobs wegen nach Würzburg kommen.

Die Corona-Pandemie hat einen Digitalisierungsboom nach sich gezogen, von dem auch Hubdrive profitiert. Mehr und mehr Mitarbeiter arbeiten im Home-Office und sind gerade auch im personellen Bereich auf virtuelle Lösungen angewiesen. Gleiches gilt für Stiftungen (NGOs), denen Lachner und Lorey gerne vielfach unter die Arme greifen. "Für sie ist die Digitalisierung ein Segen. Denn solche Organisationen haben oftmals einfach nicht die personellen Ressourcen, um ihre vielen ehrenamtlichen Mitarbeiter zu betreuen", weiß Lorey. Das Zusammenführen der IT-Inseln, so scheint es, hat gerade erst begonnen.

Hubdrive GmbH

Firma: Hubdrive GmbH, Standort: Beethovenstrasse 5c, 97080 Würzburg, Gründungsjahr: 2012, Mitarbeiterzahl: circa 50, Umsatz: keine Angabe, Hauptprodukt: HR Management Software für Microsoft Dynamics 365, Geschäftsführende Gesellschafter: Franziskus Lorey und Bernd Lachner, Homepage: www.hubdrive.com
Quelle: jr
 
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