Drei Parkplätze sind am Landratsamt Würzburg in großen weißen Buchstaben mit "MAX" gekennzeichnet. "Hier können die Menschen parken, die unsere Fahrgemeinschaften-App bereits nutzen", erklärt Heidrun Groeger, Mitarbeiterin der Stabsstelle Regionalmanagement, Kreisentwicklung und Wirtschaftsförderung am Landratsamt.
Die Idee hinter der App: Anhand verschiedener Faktoren wie Wohnort, Arbeitsplatz und Arbeitszeiten werden, ähnlich wie bei Dating-Apps, Matches (Treffer), gebildet. Ziel sei es, so Groeger, den Beschäftigten eine firmenübergreifende Mitfahr-Lösung anzubieten und somit die Verkehrs-, Parkplatz und Schadstoffproblematik zu vermindern.
Zum Auftakt sind laut Groeger vier Verbundpartner mit an Bord: die Stadt Würzburg, der Bezirk Unterfranken, die Kongregation der Schwestern des Erlösers sowie der Landkreis Würzburg, der das Projekt koordiniert. Der Startschuss im Verbund fiel am 28. Juni. Wie Groeger mitteilt, seien als Berechnungssumme 30 Cent pro gefahrenem Kilometer angesetzt, "je mehr Leute in einem Auto mitfahren, umso günstiger wird es für den Einzelnen". Bisher nutzten etwa 100 Interessierte die App.
Ein kleiner Beitrag für die Umwelt
So auch Nadja Küsel, die im Landkreis Würzburg wohnt. "Ich finde die Idee von MAX super. So habe ich die Möglichkeit, problemlos zur Arbeit zu kommen, auch wenn ich mein Auto mal nicht nutzen kann oder will", sagt sie. Zum einen könne so Sprit gespart werden, "zum anderen tut man etwas für die Umwelt". Für die 36-Jährige ist ein schöner Nebeneffekt, dass sie so auch Kollegen und Kolleginnen kennenlernen kann. "Ich arbeite in einer Außenstelle des Landratsamtes und habe dadurch nicht so viele Kontakte."
Gematcht hat es sofort mit einer Kollegin, die im Nachbarortwohnt wohnt. "Da passt es auch von den Arbeitszeiten sehr gut." Natürlich unterhalte man sich dann auch mal privat und "lernt den oder die andere auch als Autofahrer kennen". Küsel hat die App auch schon weiteren Kollegen vorgeschlagen, "auch wenn es nur mal ein einzelner Termin ist, weil das eigene Auto in der Werkstatt ist, ist es eine super Sache".
Auch nicht-kommunale Einrichtung ist an Bord des Projekts
Martin Stapper, Geschäftsführer der Kongregation der Schwestern des Erlösers, nutzt die App sowohl für seine Einrichtung, als auch für sich selbst als Mitfahrer. Von dem Projekt habe er just zu dem Zeitpunkt erfahren, "als wir bei uns im Kloster an einem Mobilitätskonzept gearbeitet haben". Da habe er nachgefragt, "ob wir als nicht-kommunale Einrichtung mitmachen können – und es war kein Problem".
Die Motivation des Klosters untermalt er wie folgt: "Wir als Kongregation verstehen auf Basis unserer christlichen Grundlage das Leben als kostbares Geschenk des Schöpfers, mit dem wir achtsam und verantwortungsbewusst umgehen."
Sofort ein Match gehabt
Stapper selbst wohnt in Hammelburg und hätte nie gedacht, dass aufgrund der Entfernung und seiner unregelmäßigen Arbeitszeiten eine Fahrgemeinschaft für ihn infrage kommen könnte. Er wurde eines Besseren belehrt und hatte schon in der Erprobungsphase der App sofort ein Match - ein Kollege, der beim Bezirk arbeitet. "Anhand des Namens haben wir festgestellt, dass es irgendeine Verbindung zwischen unseren Familien geben muss. Tatsächlich fanden wir heraus, dass die Großeltern meines Mitfahr-Kollegen in der selben Straße gewohnt haben wie meine Eltern und mich öfter babygesittet haben."
Inzwischen hat Stapper ein weiteres Match mit einer Mitarbeiterin der Kongregation und man fahre etwa zwei- bis dreimal in der Woche in der Fahrgemeinschaft. "Die App funktioniert so einfach und intuitiv", schwärmt Stapper und plant, im nächsten Frühjahr das St. Josef Krankenhaus in Schweinfurt für Pendler mit aufzunehmen – dessen Träger ist die Kongregation der Schwestern des Erlösers. Gerade in der heutigen Zeit sollte das Auto als einstiges Statussymbol nicht mehr so wichtig genommen werden, "und über die Möglichkeit nachgedacht werden, die eigene Scheu zu überwinden und sich auch mal auf den Beifahrersitz zu setzen".
Mobilität verbindet Menschen
Im Mediengespräch mit dem Landrat lobte Thomas Eberth den Verbund, denn nur gemeinsam mit der Stadt Würzburg, dem Bezirk Unterfranken und den Erlöserschwestern könne MAX es ermöglichen, die hohe Verkehrsbelastung in und auf den Einfallstraßen der Stadt Würzburg zu den Spitzenzeiten zu verringern. "MAX trägt auf diese Weise auch zur Reduzierung der verkehrsbedingten CO2-Emissionen bei."
In einer Pressemitteilung äußerte sich auch Oberbürgermeister Christian Schuchardt zum Projekt und stellte die enge Verflechtung von Arbeits- und Lebenswelt heraus, die in den hohen Pendlerströmen sichtbar werde: "Zahlreiche Mitarbeitende der Stadt Würzburg wohnen im Landkreis oder im weiteren Umland Würzburgs. Befindet sich der Wohnort zusätzlich noch abseits von leistungsfähigen Schienenverbindungen, ist die Nutzung des ÖPNV oftmals noch zu unattraktiv, um damit die Arbeitsstelle zu erreichen." Insbesondere diesen Mitarbeitenden solle mit dem Mitfahrerportal MAX eine zusätzliche Option angeboten werden, "um einerseits unabhängig vom ÖPNV zu sein, und andererseits trotzdem die Umwelt und den Geldbeutel zu entlasten".
Nächste geplante Meilensteine von MAX
Laut Projektmanagerin Heidrun Groeger soll in der ersten Phase eine möglichst hohe Akzeptanz erreicht und die Beschäftigten der Verbundpartner zur Bildung von Fahrgemeinschaften motiviert werden. Dabei sind die Schlagworte, für die MAX steht – Mobil, Alternativ und Flexibel –, nicht unwichtig. "In Phase zwei, Anfang 2023, sollen weitere interessierte Unternehmen dem Verbund beitreten können."
Langfristige Vision sei, das Mitfahrerportal in einer dritten Phase allen Bürgerinnen und Bürgern der Region Mainfranken zur Verfügung zu stellen, erklärt Groeger. "Dafür wollen wir die Werbetrommel rühren und möglichst viele Unternehmen und Einrichtungen mit ins Boot holen." Derzeit, so Groeger, sei man auch in Gesprächen mit dem Universitätsklinikum Würzburg.