
Viele Ochsenfurter kennen Paula Windmaißers Gesicht. Sie radelt durch Ochsenfurt, um ihre Besorgungen zu machen und ist dabei immer gut gelaunt und freundlich. Doch die Wenigsten sind sich bewusst, dass Paula Windmaißer schon seit 20 Jahren ein Ehrenamt ausübt.
Das Bayerische Rote Kreuz eröffnete 1998 in Ochsenfurt in der Floßhafenstraße die Außenstelle der Beratungsstelle des Sozialpsychiatrischen Dienstes. Sie ist eine wichtige Anlaufstelle für viele Menschen. Diese Redaktion veröffentlichte seinerzeit einen Aufruf, dass ehrenamtliche Helfer gesucht werden. Paula Windmaißer war schon immer ein sozial eingestellter Mensch. Als Christin ist für sie der Glaube nicht nur Theorie, sondern sie möchte ihn auch praktisch umsetzen.
Ausbildung vermittelte die nötigen Kenntnisse
Schon im Familien- und Freundeskreis hatte sie sich engagiert, sei es bei Kinderbetreuung oder bei Krankenbesuchen. Immer, wenn sie gebraucht wurde, war sie da, wobei ihr sozial benachteiligte oder ausgegrenzte Menschen besonders am Herzen lagen. Und nach dem Aufruf des BRK entschied sie: "Das ist genau das, wo ich mitarbeiten und mich einbringen möchte."
Zunächst stand eine dreimonatige Ausbildung an, die einmal wöchentlich in Würzburg stattfand oder auch ein ganzes Wochenende dauerte. Paula Windmaißer lernte in dieser Zeit ein breites Spektrum psychischer Krankheiten kennen. Sie erfuhr, wie man sich in den unterschiedlichen Situationen verhält. "Man übernimmt Verantwortung für andere Menschen", erklärt sie, "und da ist es wichtig, dass man gewisse Kenntnisse hat und weiß, wie man mit den Menschen umgehen sollte."
Schon während ihrer Ausbildung wurde Paula von ihrer Familie, ihrem Mann Werner und den beiden Söhnen unterstützt, so dass sie sich sicher war, das Richtige zu tun. Seit über 20 Jahren arbeitet sie nun in der Kontaktgruppe, die sich einmal wöchentlich trifft. Dorthin kommen Menschen mit seelischen Konflikten, Ängsten, Orientierungslosigkeit, aber auch mit psychischen Erkrankungen. Sie alle suchen Hilfe und Unterstützung, so dass das persönliche Gespräch eine große Rolle spielt.
Für die 58-Jährige ist wichtig, ihren Klienten auf Augenhöhe zu begegnen. "Ich muss sie achten, so wie sie mich achten." Wichtig seien auch gemeinsame Unternehmungen, so dass immer ein Programm für mehrere Wochen erstellt wird. Paula Windmaißer organisiert Aktivitäten wie Stadtführungen, Betriebsbesichtigungen oder Ausflüge mit anschließender Einkehr. Beliebt sind auch gemeinsame Spaziergänge.
Die Klienten sind inzwischen Freunde
Für Paula Windmaißer sind ihre Klienten inzwischen Freunde. Deshalb werden sie zu ihrem Geburtstag nach Hause eingeladen, und es gibt ein alljährliches Sommerfest, bei dem für alle gegrillt wird. Werner Windmaißer unterstützt seine Frau bei ihren Aktivitäten. Auch bei den jährlich stattfindenden Freizeiten für psychisch kranke Menschen, die vom Sozialpsychiatrischen Dienst unter der Leitung von Ulrike Dickas organisiert werden, unterstützt und begleitet sie diese Veranstaltungen auf eigene Kosten.
Paula Windmaißer überlegt immer, wie sie ihren Klienten etwas Schönes bieten kann. Viele seien in ihrer Krankheit, für die sie nichts können, gefangen, so dass es wichtig sei, dass sie sich in einer Gemeinschaft wohl fühlen, miteinander etwas erleben und die Gedanken dabei frei werden.
Helfer werden immer gesucht
Neben Paula Windmaißer arbeiten fünf weitere Frauen im Sozialpsychiatrischen Dienst und sind in Einzel- und Gruppenbetreuungen tätig. Helfer werden immer gesucht und mit offenen Armen aufgenommen. Vom BRK sollte Paula Windmaißer besonders geehrt werden, aber die bescheidene Frau möchte nicht im Mittelpunkt stehen. Daher bat sie darum, sie im Rahmen der Weihnachtsfeier zu ehren. So konnten alle ihre Klienten dabei sein und schöne gemeinsame Stunden verbringen.
