118 Delegierte hatten sich am Samstagvormittag im Gemeindezentrum Heiligkreuz versammelt, um über die Kandidatenliste abzustimmen. Als Oliver Jörg, der CSU-Kreisvorsitzende, Felgenhauer freudig „herzlich willkommen zurück in unserer Partei“ hieß, klatschten sie, auch Bravorufe gab es. Später trat Felgenhauer ans Mikrofon, er sprach: „Ich will wieder in meine politische Heimat zurück!“ Wieder lauter Beifall und Bravo. Dann sagte er: „Ich wäre dankbar, wenn ich wieder auf der Stadtratsliste kandidieren und Mitglied der Fraktion werden könnte.“ Er darf. Zumindest öffentlich nahm ihm keiner seinen Alleingang übel. Ein CSU-Grande, der den Kontakt zu ihm nie abbrechen ließ, berichtete der MAIN-POST, Felgenhauer habe unter der Trennung gelitten „wie ein Hund“; je älter er geworden sei desto schlimmer habe sie ihn geplagt.
Nicht nur wegen der Rückkehr des alten Haudegen waren die Delegierten schon vor der Versammlung in Hochstimmung. Stadtratsmitglieder schwärmten von dem Listenvorschlag, den Jörg in den zwei vorangegangenen Wochen ausgearbeitet hatte: Unter den 50 Kandidaten sind 22 Frauen, das macht einen Anteil von 44 Prozent – das hat es in den Würzburger CSU noch nie gegeben und ist landesweit eine Seltenheit in der Partei. Der Altersdurchschnitt der Kandidaten liegt bei knapp 44 Jahren. Jörg selbst bezeichnete die Liste als „epochal“; dieses Wort ist später noch öfter gefallen.
OB Pia Beckmann führt die 50 an. Unter den ersten zehn sind neun Ratsmitglieder und ein junger neuer: Aaron Schuster, 22, aktiv unter anderem im Bündnis für Zivilcourage und bei der Aktion Stolpersteine. Er wisse, dass er ziemlich jung sei, sagte er, aber „es schreit nach frischem Wind im Stadtrat“. Zwei Italiener stehen auf der Liste: die Gastronomen Emanuele La Rosa (Platz 21) und Marizo Menna (Platz 34). Auf Platz 22 kandidiert Ludwig Fabian; er sitzt seit seinem vierten Lebensjahr im Rollstuhl. Fabian kündigte besonderen Einsatz für Menschen mit Behinderung an.
Diebische Freude machte den Delegierten die Kandidatur von Anke Stumpf (Platz 23) und Sabine Wolfinger (Platz 27). Stumpf ist die Tochter des WL-Stadtrates Reinhart Stumpf, und Wolfinger war bis zum Abend vor der Versammlung noch die Nummer vier auf der Kandidatenliste des FDP-Kreisvorstandes.
Die Delegierten verzichteten auf Diskussionen und Änderungsanträge. 112 von 118 gaben ihr Ja-Wort.