Naturfreunde schätzen solche Nachrichten nicht: Laubfrosch, Moorfrosch und Feuersalamander sind im Landkreis Würzburg nachweislich ausgestorben. Und von den relativ wenigen Amphibienarten, die es in der reichlich trockenen Region noch gibt, stehen 60 Prozent auf der Roten Liste, sind also gefährdet. Sie zu schützen, haben sich Naturschutzorganisationen und ehrenamtliche Helfer zur Aufgabe gemacht, die alljährlich zur Zeit der Amphibienwanderung Frösche, Kröten und Molche über die Straße tragen.
In Randersacker trafen sich kürzlich auf Einladung der Ortsgruppe des Bund Naturschutz Randersacker-Lindelbach ehrenamtliche Helfer, um ihr Vorgehen für dieses Jahr zu besprechen. Denn nun erwacht die jährliche Wanderlust der Amphibien. Zuvor sprach Diplom-Biologin Ulrike Geise über die im Landkreis Würzburg vorkommenden Amphibien. „Das Problem ist, dass die Tiere zwischen ihrem Winterlebensraum, einem Laichgewässer und eventuell auch noch einem Sommerlebensraum hin- und herwandern müssen.“ Die Wanderrouten der Amphibien werden allerdings häufig durch Straßen zerschnitten, wo viele Tiere den Tod finden.
Fangzaun aufgebaut
Noch ist die Gegend zwischen Randersacker, Lindelbach und Eibelstadt mit einem für den Landkreis Würzburg üppigen Vorkommen an Amphibien gesegnet. Damit das so bleibt, wird schon seit Jahren längs der Kreisstraße Wü 1 zwischen Randersacker und Lindelbach ein Fangzaun aufgebaut, der die Amphibien aufhalten soll. Die Helfer fischen die Tiere aus den Eimern, in die sie fallen, und tragen sie über die Straße. Das Landratsamt hat nun einen neuen, besseren Zaun bezuschusst. „Aber die Eimer müssen zuverlässig geleert werden“, sagte Matthias Henneberger, Vorsitzender der Ortsgruppe des Bund Naturschutz.
Diesbezüglich muss er keine Befürchtungen hegen, denn die Helfer stellen Einsatzpläne auf, so dass der Kröten-Taxiservice stets bemannt ist. Ulrike Geise wies auf weitere wichtige Pflichten hin. „Wenn die Amphibien eingesammelt werden, sollten sie auch richtig bestimmt werden.“ Frosch aufklauben, über die Straße tragen und drüben wieder absetzen, genügt den Anforderungen des Naturschutzes nicht mehr. Deshalb absolvierten die Ehrenamtlichen einen Schnellkurs in Amphibienkunde.
Kröte oder Frosch?
Wer warzige Haut hat, zählt zu den Kröten, verriet Ulrike Geise. Erdkröten erkennen die Helfer ohne Probleme. Die Biologin empfahl sogar, nach Gelbbauchunken Ausschau zu halten, die es im Lindelbacher Steinbruch einmal gegeben hat und immer noch geben könnte: Gelbbauchunken werden an die 30 Jahre alt. Wer glatte Haut hat, ist ein Frosch, fuhr Geise fort. Grünfrosch, Grasfrosch, Springfrosch – die Helfer sollen sich jedes Tier genau ansehen, identifizieren und das Ergebnis festhalten.
Disziplin und Vorsicht
1333 Wanderwege sind an Bayerns Straßen gemeldet. Der bei Lindelbach ist nur einer davon. Weitere Helfer werden gern genommen. Sie sollten sich allerdings bewusst sein, dass die Aufgabe Disziplin und Vorsicht erfordert. Ein- bis zweimal am Tag muss nachgeschaut werden, ob in den Eimern jemand sitzt. Denn die Amphibien dürfen nicht zu lange darin schmachten. Scheint den ganzen Tag die Sonne in den Eimer oder friert er in der Nacht zu, kann das den Tod für die Kerlchen bedeuten.
Außerdem ist der Straßenverkehr nicht nur für Frösche, Kröten und Molche eine Bedrohung, sondern auch für die Helfer. Ulrike Geise wies auf die Bedeutung von Warnwesten hin, um von den Autofahrern rechtzeitig gesehen zu werden. Der Bereich um die Fangzäune muss zudem mit Schildern zur Warnung und Geschwindigkeitsbegrenzung ausgestattet sein. Daran hält sich, hieß es bei den Ehrenamtlichen, ein großer Teil der motorisierten Zeitgenossen. Zur Gefahr werden nur die Ignoranten, die sich von den Hinweisen nicht angesprochen fühlen.
Der Main, mit seinen Auen einstmals das Herz der Amphibienvorkommen in Unterfranken, stellt für Frosch und Kröte heutzutage zwar keine Attraktion mehr dar. Doch selbst eine ordinäre Pfütze könne zum Lebensraum werden, sagte Ulrike Geise. Damit aber die Amphibien wenigstens diese verbliebenen bescheidenen Möglichkeiten nutzen können, brauchen sie die Hilfe der Menschen.
Krötenwanderung
Wenn Kröten zu ihren Laichgewässern wandern, sind ihre Wanderwege häufig von Straßen zerschnitten, weshalb viele Amphibien „unter die Räder" kommen. Als Gegenmaßnahme errichten Helfer des Bundes Naturschutz Amphibienschutzzäune an Straßenabschnitten, gehen diese Zäune Schritt für Schritt ab, sammeln die Amphibien ein und tragen sie auf die andere Straßenseite oder in Ersatzlaichgewässer.
Im Landkreis Würzburg sind vor allem folgende Straßen betroffen:
Ortsverbindung Randersacker – Lindelbach; Ortsverbindungen Rimpar – Güntersleben – Gramschatz; Ortsverbindungen von Kist nach Reichenberg und Gerchsheim; Ortsverbindungen von Greußenheim nach Hettstadt, Uettingen und Oberleinach; Ortsverbindung Leinach – Zellingen; Ortsverbindung Erlach – Kaltensondheim; Kleinrinderfeld/Limbachshof; Ortsverbindung Heidingsfeld – Winterhausen; Ortsverbindung Margetshöchheim – Erlabrunn.
Im Stadtgebiet Würzburg: im Steinbachtal zwischen dem Steinernen Brückleinsweg und der Schießplatzstaße sowie in der Schafhofstraße in Oberdürrbach werden täglich Wegesperrungen von 19 bis 7 Uhr vorgenommen; im Dürrbachtal (zwischen den Stadtteilen Oberdürrbach und Unterdürrbach); Leutfresserweg; Spittelbergweg (Einmündung Maasweg); Giebelstadter Steige (Höhe Golfplatz); Berner Straße in Höhe des Biotopbereiches „Seelein“.
Wer in Randersacker Krötenhelfer werden möchte, kann sich an die Krötenbeauftragte der Ortsgruppe, Frauke Mesenberg-Demel, wenden: Tel. (09 31) 40 58 88 oder per E-Mail an: fmesenberg-demel@web.de.