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Sommerhausen
Pastorius: Der erste deutsche Auswanderer in die USA
Zum 300. Todestag des gebürtigen Sommerhäusers fand im Rathaus eine Feierstunde statt. Noch heute kann man in den USA auf Pastorius' Spuren wandeln.
Eintrag ins Goldene Buch des Marktes Sommerhausen und die Chronik der Reservistenkameradschaft Sommerhausen, v.l.: Erich Baum, Vorsitzender der Reservistenkameradschaft, Bürgermeister Fritz Steinmann, Generalkonsulin Meghan Gregonis, Landrat Eberhard Nuß und Werner Mündlein, der Pastorius' Leben skizierte.
Foto: Antje Roscoe | Eintrag ins Goldene Buch des Marktes Sommerhausen und die Chronik der Reservistenkameradschaft Sommerhausen, v.l.: Erich Baum, Vorsitzender der Reservistenkameradschaft, Bürgermeister Fritz Steinmann, Generalkonsulin ...
Antje Roscoe
 |  aktualisiert: 07.02.2020 02:11 Uhr

Franz Daniel Pastorius (1651-1720) ist ein Sommerhäuser, der als der erste deutsche Siedler in den Vereinigten Staaten von Amerika in die Geschichtsbücher eingegangen ist. Zu seinem 300. Todestag würdigte die Gemeinde ihn mit einer Gedenkstunde. Ehrengast war die Generalkonsulin der USA in München, Meghan Gregonis.

Das Sommerhäuser Rathaus steht seit knapp 100 Jahren, als Franz Daniel Pastorius geboren wird. Zu seinem 300. Todestag ist der Bürgersaal voll, um dieses berühmten Sohnes der Marktgemeinde zu gedenken. Auch, wenn er außerhalb Sommerhausens und Bad Windsheims, wo die Familie später lebte, kaum bekannt ist - in den USA, namentlich in Washington und Philadelphia, kann man ihm noch heute begegnen. Denn berühmt ist er auch durch seiner Protestschrift gegen die Sklaverei, dem ersten öffentlichen Protest, fast 200 Jahre, bevor die Sklaverei 1865 tatsächlich abgeschafft wurde.

Feierstunde für Franz Daniel Pastorius zum 300. Todestag, einem historisch bedeutenden Sommerhäuser im Bürgersaal des Rathauses.
Foto: Antje Roscoe | Feierstunde für Franz Daniel Pastorius zum 300. Todestag, einem historisch bedeutenden Sommerhäuser im Bürgersaal des Rathauses.

Heute lebt der Name Pastorius in zahlreichen Nachkommen weiter. Der German-American Day am 6. Oktober erinnert an den Franken und die Anfänge deutscher Besiedlung und Kultur in Nordamerika. Bis ins 20. Jahrhundert hinein bildeten Deutsche die stärkste Einwanderergruppe, etwa ein Fünftel der US-Amerikaner beruft sich auf deutsche Wurzeln und einen Sommerhäuser, der die ersten Siedler anführte.

"Ich wusste immer von Pastorius, aber nicht alle Geschichten."
Meghan Gregonis, Generalkonsulin der USA in München

Starke persönliche Verbindungen kann auch Gregonis aufzählen, in bemerkenswertem Deutsch. Aus Philadelphia stammt sie, wo ihr Germantown und vor allem der Pastorius Park seit Kindertagen vertraut sind: "Ich wusste immer von Pastorius, aber nicht alle Geschichten", erklärt sie. Details und zeitliche Einordnungen gibt Werner Mündlein aus Sommerhausen mit neuen Erkenntnissen aus seiner jahrelangen Recherche. Danach wäre zumindest auch der Todestag eher im Januar 1720 als im September 1719 anzunehmen, wie es Wikipedia angibt.

250.000 Amerikaner sprechen Pennsylvania German

Auch Gregonis sei es ein persönliches Vergnügen gewesen, für diesen Abend die zahlreich aufgezählten, gewachsenen Verbindungen zu recherchieren, von der Sprachvariation Pennsylvania German, die 250.000 Amerikaner sprechen, bis zu den "äußerst vitalen und dynamischen" wirtschaftlichen Beziehungen. Nicht zuletzt lebt doch ihre Mutter in dem von Pastorius gegründeten Sommerhausen, das heute Chestnut Hill heißt, ein Vorort von Philadelphia. Es liegt an der Germantown Avenue, der alten Hauptstraße der ersten deutschen Siedlungen.

Generalkonsulin Meghan Gregonis Eintrag ins Goldene Buch Sommerhausens: Die Verbindungen halten auch 300 Jahre nach Pastorius' Tod.
Foto: Antje Roscoe | Generalkonsulin Meghan Gregonis Eintrag ins Goldene Buch Sommerhausens: Die Verbindungen halten auch 300 Jahre nach Pastorius' Tod.

In das Geburtshaus im fränkischen Sommerhausen schafft Gregonis es diesmal nicht, kennt es aber von einem Bild, das im Münchener Generalkonsulat hängt. Der volle Terminkalender ließ nur Zeit für den Eintrag ins Goldene Buch der Marktgemeinde und die Feierstunde, moderiert von Pfarrer Jochen Maier.

Lebendiges Beispiel für die Beziehungen und den Austausch, wie sie die Generalkonsulin von den Städtepartnerschaften über Studien- und Regierungsbeamten-Austauschprogramme zu fördern versucht, bildet dabei die Reservistenkameradschaft Sommerhausen und ihre frühere Partnerschaft mit dem inzwischen aufgelösten Würzburger Personal Service Bataillon 38 der US-Streitkräfte.

Kaum noch persönlicher Austausch

Die Verbindung hält nicht zuletzt mit Michael Paschall, José Pizarro und Gerardo Martinez, die in Franken geblieben sind, in Ochsenfurt, Giebelstadt und Ebelsbach leben. Mit fast 40.000 Soldaten und Angehörigen habe Bayern das größte Kontingent der US-Armee in Europa, so Gregonis. Doch im Landkreis  Würzburg fehle der persönliche Austausch inzwischen weitgehend, bedauerte MdL Manfred Ländner, der in Pastorius nicht zuletzt einen Brückenbauer sieht, der Werte gelebt und in die neue Welt getragen hat.

Die Reservistenkameradschaft Sommerhausen und ehemalige US-Soldaten - eine Partnerschaft, die hält: v.l. Erich Baum, José Pizarro, Michael Baum, Gerardo Martinez und Michael Paschall.
Foto: Antje Roscoe | Die Reservistenkameradschaft Sommerhausen und ehemalige US-Soldaten - eine Partnerschaft, die hält: v.l. Erich Baum, José Pizarro, Michael Baum, Gerardo Martinez und Michael Paschall.

Mit den gemeinsamen Werten und Beziehungen, wie sie sich seit 1945 entwickelt haben, bekommt der Abend eine politische Note: Sicherheit als wesentlicher und essentieller Bestandteil gemeinsamer Interessen und Deutschlands Führungsrolle in Europa erfordern ganz enge Zusammenarbeit. "Weder die Vereinigten Staaten noch Europa können allein den Herausforderungen der Gegenwart erfolgreich begegnen".

Pastorius-Medaille für die Generalkonsulin

Die Verpflichtung gegenüber der NATO bleibe unverrückbar und beinhalte die vereinbarte Beteiligung mit zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts an den Verteidigungsausgaben, so Gregonis. Sie zitiert US-Außenminister Mike Pompeo mit unser aller Pflicht, das zu verteidigen, was so schwer erarbeitet wurde und was nur gemeinsam zu schaffen ist. Gregonis ist überzeugt, dass sich die Zusammenarbeit noch intensivieren lässt.

Arthur Steinmann, Besitzer der Pastoriushauses in Sommerhausen und immer wieder treibende Kraft bei der Bewahrung des Pastorius-Erbes und der darauf fußenden Beziehungen, knüpfte mit der persönlichen Einladung in das Weingut im Pastoriushaus an. Das von Bürgermeister Fritz Steinmann überreichte Wappen Sommerhausens und die kleine Pastorius-Medaille steckte sich eine in diplomatischen Diensten von den beiden Sommerhausen beeindruckte Frau an das Revers.

 
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