Wegen Corona haben die Parteien heuer länger als sonst damit gewartet, ihre Kandidaten für die Bundestagswahl aufzustellen. Doch langsam drängt die Zeit: An diesem Wochenende nominieren die Grünen und die SPD bei Bezirksversammlungen ihre Spitzenkandidaten für Unterfranken. Dabei handelt es sich um eine Art Vorentscheidung über die aussichtsreichen Plätze auf der Landesliste.
Während die CSU damit rechnen kann, erneut alle fünf Direktmandate in Unterfranken zu gewinnen, ist bei den anderen Parteien die Platzierung auf dieser Liste entscheidend für den (Wieder-)Einzug in den Bundestag. Unterfranken müssen dort also gut vertreten sein.
Die SPD in der Region setzt auf bewährte Namen. Laut einem Beschluss des Bezirksvorstands sollen die amtieren Bundestagsabgeordneten, Bernd Rützel (52), der Wahlkreiskandidat für Main-Spessart, und Sabine Dittmar (56), die Wahlkreiskandidatin für Bad Kissingen, wieder vordere Listenplätze in Bayern erhalten. Entscheiden müssen nun die 100 Delegierten der Unterfranken-SPD bei einem Präsenzparteitag am Sonntag in der Würzburger Posthalle. Die jungen Kandidaten Freya Altenhöher (32, Wahlkreis Würzburg), Markus Hümpfer (28, Schweinfurt) und Tobias Wüst (25, Aschaffenburg) werden am Ende auch auf der Liste stehen, die Aussicht auf weitere Mandate für die Unterfranken-SPD hält sich aber in Grenzen.
Grüne wollen Position ausbauen
Anders ist die Lage bei den Grünen in Unterfranken. Sie haben gute Chancen, ihre Position im nächsten Bundestag auszubauen. Entsprechend umkämpft sind die Plätze. Zwei Empfehlungen für den Landesparteitag, der über die Reihung auf der Bayern-Liste entscheidet, wollen die 80 unterfränkischen Delegierten bei einem digitalen Parteitag am Samstag abgeben. Dabei ist unstrittig, dass die amtierende Abgeordnete Manuela Rottmann (48), Wahlkreiskandidatin für Bad Kissingen, das Votum der Basis für einen Spitzenplatz erhält.
Welcher unterfränkische Grüne für den zweiten aussichtsreichen Platz ins Rennen geht, müssen die Delegierten in einer Kampfabstimmung - vermutlich in mehreren Wahlgängen - entscheiden. Der Andrang ist groß, gleich neun Kandidaten standen noch am Dienstag auf der Bewerber-Liste. Es wird allerdings damit gerechnet, dass sich die beiden Bewerber noch zurückziehen, die bei der Wahl des Direktkandidaten im Wahlkreis Schweinfurt am Freitagabend unterliegen.
Favorisiert für das Parteitagsvotum sind zwei Junge: Sebastian Hansen (25), Wahlkreiskandidat in Würzburg, und Niklas Wagener (22), Wahlkreiskandidat in Aschaffenburg. Hansen wirbt mit seiner kommunalpolitischen Erfahrung als zweiter Bürgermeister von Waldbüttelbrunn (Lkr. Würzburg) und seinem Engagement gegen Rechts. Zudem unterstützt ihn die Grüne Jugend Bayern. Wagener ist Stadtrat in Aschaffenburg und hat bereits 2017 für den Bundestag kandidiert. Als Forstwissenschaftler will er mit seiner ökologischen Kompetenz punkten.
Weitere Bewerber sind Armin Beck (52), designierter Wahlkreiskandidat für Main-Spessart, die Schweinfurter Wahlkreis-Bewerber Reginhard von Hirschhausen (63), Nicolas Lommatzsch (31) und Corinna Ullrich (39) sowie Michael Gerr (54) aus Würzburg und Yatin Shah (42) aus Bad Königshofen (Lkr. Rhön-Grabfeld).