Eine Diskussion war eigentlich nicht geplant beim Ortsrundgang im Bärental. Aber natürlich kam es doch zu einer, als die große Gruppe der Teilnehmer das Grundstück mit der Flurnummer 1638 am Eingang zum Bärental erreichte. Auf dem städtischen Grundstück soll ein Wohnhaus für rund 70 anerkannte Asylbewerber und sozial Schwache entstehen.
Das Thema ist emotionsbeladen, viele Leute aus dem Bärental sehen das Vorhaben skeptisch. Beim Ortsrundgang sprachen einige gar ihre Furcht vor der Entstehung eines Ghettos an – was Bürgermeister Peter Juks auf die Palme brachte. „Ich finde es traurig, dass man von einem Ghetto spricht“, sagte Juks. Zunächst, bat er, sollten sich doch die Bürger in der Stadtratssitzung informieren lassen (hierzu folgt ein gesonderter Bericht).
Juks sah sich dem Vorwurf ausgesetzt, die Bürger nicht rechtzeitig über das Vorhaben informiert und nicht nach Alternativen gesucht zu haben; erst im März hätten die Bärentaler aus der Zeitung von dem geplanten Wohnhaus erfahren. Dem hielt Juks entgegen, dass schon 2016 im Stadtrat über Möglichkeiten zum Bau kostengünstiger Sozialwohnungen diskutiert worden sei, und zwar inklusive Alternativen. Jeder Bürger hätte bei Interesse zu den Sitzungen kommen können.
Damals, so Juks, seien die Diskussionen allerdings unter dem Stichwort „Schlichtwohnungsbau“ geführt worden. Das bayerische Sofortprogramm „Wohnungspakt Bayern“, dem das Projekt nun zugeordnet werden soll, sei erst später aufgelegt worden. Gegen die Annahme, die Stadträte hätten sich zu dem Thema keine Gedanken gemacht, verwahrte sich Juks entschieden.
Neben dem Grundstück 1638 gibt es im Bärental weitere neuralgische Punkte, die unter der Führung von Sebastian Metzger angesteuert wurden. Metzger ist neben Matthias Olbrich einer der Multiplikatoren, die die Idee des Gemeindeentwicklungskonzepts (GEK) ihren Mitbürgern vermitteln sollen. Die Ortsrundgänge dienen der Sammlung von Anregungen der Bürger.
Deshalb waren auch Hartmut Holl vom gleichnamigen, mit der Betreuung des GEK betrauten Ingenieurbüros und sein Mitarbeiter Holger Kess gekommen. An den Workshops, die ab dem Herbst geplant sind, können sich alle Interessierten beteiligen und ihre Ideen einbringen.
Das Hauptproblem des Bärentals kristallisierte sich schnell heraus: die fehlenden Parkplätze und die damit zusammenhängenden Verkehrsprobleme. Obgleich der Vorführeffekt ausgerechnet beim Ortsrundgang für weniger parkende Fahrzeuge als üblich sorgte, war die Situation gut erkennbar. In der Ganzhornstraße, über die der Stadtteil hauptsächlich erschlossen wird, ist zu wenig Platz für den fließenden Verkehr, wenn, wie üblich, eine Straßenseite komplett zugeparkt ist.
Kommen schon Pkw im Begegnungsverkehr kaum aneinander vorbei, ist endgültig zappenduster, wenn etwa Busse unterwegs sind. Und das ist nicht selten der Fall, da das Hotel Polisina von Bussen nur über diese Zufahrt erreicht werden kann. Dass sich in diesem unübersichtlichen Verkehrsgemenge auch noch die Schulkinder ihren Weg bahnen müssen, bereitet vor allem Eltern Bauchschmerzen. Sie wünschen sich außerdem, dass die Bushaltestelle an der Südtangente besser abgesichert wird.
Zum Sachstand ehemaliges Bärenhaus teilte Juks mit, dass der Neubau des Mehrfamilienhauses neu ausgeschrieben werden soll. Die Ausschreibung aus dem Jahr 2016 war im Sande verlaufen, weil einige Gewerke kein Angebot abgegeben hatten und die übrigen preislich erheblich über den Planungen lagen. Juks hofft, dass der Neubau im Frühjahr beginnen kann.
- zu den Parkplätzen: überall in Deutschland gilt es Autoverkehr zu reduzieren. Vielleicht macht sich die Stadt mal darüber Gedanken wie Mobiltät ohne Autos auch in Ochsenfurt funktionieren kann.