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Würzburg
Pandemie stellte Wildwasser Würzburg vor Herausforderungen
Bearbeitet von Lena Berger
 |  aktualisiert: 05.08.2021 02:14 Uhr

Auch für Wildwasser Würzburg stand das Jahr 2020 unter dem Zeichen der Corona-Pandemie. Trotz Krisenerprobung musste sich die Beratungsstelle, wie andere Beratungsstellen auch, neu aufstellen und umstrukturieren.

Leider musste das Entenrennen abgesagt werden, es konnte keine angeleitete Frauengruppe stattfinden, viele Fortbildungen, Vorträge oder Elternabende mussten ausfallen oder verschoben werden. Viele Beratungen fanden am Telefon oder online statt, schreibt die Beratungsstelle in einer Pressemitteilung.

Das ganze Jahr über machte sich Wildwasser große Sorgen um Kinder und Jugendliche, die keinen oder erschwerten Zugang zu unterstützenden Erwachsenen hatten und damit belastenden familiären (Gewalt-)Situationen ausgeliefert waren. Die Mitarbeiterinnen beobachteten sowohl eine Erhöhung der Fallzahlen im Bereich der häuslichen Gewalt, als auch eine vermehrte Kontaktaufnahme von bereits früher begleiteten Mädchen und Frauen.

Fachberatungsstelle ist umgezogen

Im September 2020 ist die Fachberatungsstelle von der Kaiserstraße in die Theresienstraße 6-8 umgezogen. Durch die Erhöhung der Förderung des bayerischen Staatsministeriums für Familie, Arbeit und Soziales konnte der Verein personell im Bereich der Frauenberatung aufstocken. Dies bedeutet mehr Beratungskapazitäten sowie mehr Büroplätze, was einen Umzug nach über zehn Jahren in der Kaiserstraße notwendig machte.

Da Soziale Medien immer wichtiger werden, um Jugendliche und auch junge Frauen niedrigschwelliger und besser mit den Beratungsangeboten zu erreichen, freute sich Wildwasser über das semsterbegleitende Projekt mit fünf Studierenden des Bachelor-Studiengangs Medienmanagement der Hochschule Würzburg-Schweinfurt, die den bestehenden Social-Media-Auftritt bei Instagram, Facebook und Twitter überarbeiteten und professionalisierten.

Nach gerichtlicher Beiordnung nach Antragstellung fand in in 32 Fällen eine Psychosoziale Prozessbegleitung im Strafprozess statt.

Anstieg von Anfragen bei allen Angeboten

Im vergangenen Jahr war Wildwasser für 464 Menschen (2019: 538) eine erste Anlaufstelle zu den Themen Beratung, Prävention und Intervention, Therapie und Selbsthilfe, Verdachtsabklärung, rechtliche und allgemeine Informationen und Psychosoziale Prozessbegleitung. "Wir sehen in den letzten Jahren einen sehr deutlichen Anstieg von Anfragen bei allen genannten Angeboten, trotz der etwas rückläufigen Zahlen 2020 zum Vorjahr", heißt es in der Pressemitteilung von Wildwasser. In 385 Fällen (2019: 409) fanden Beratungen und therapeutische Begleitung statt. Darin enthalten sind 108 Weiterführungen aus 2019.

In 35 Prozent der Fälle waren es Betroffene selbst, die sich meldeten, 34 prozent der Anfragen kam von Fachleuten. Hier waren Anfragende vorwiegend psychosoziale Fachkräfte aus Schulen, Kitas, Wohneinrichtungen und Beratungsstellen.

Hauptanliegen: Erfahrung mit sexuellem Missbrauch

Bei den Gewaltformen bleibt mit 34 Prozent nach wie vor die Erfahrung sexuellen Missbrauchs das Hauptanliegen der Klientinnen, gefolgt von Körperlicher Gewalt (16 Prozent) und Vergewaltigungen (15 Prozent). Psychische Gewalt nimmt mit 15 Prozent ebenfalls einen großen Anteil der Beratungsanliegen ein. In 99 Fällen haben sich Menschen in Bezug auf Häusliche Gewalt an Wildwasser gewendet.

Zu den Tätern und Täterinnen bleiben die Angaben für alle Gewaltformen wie in den vergangenen Jahren im sogenannten sozialen Nahbereich, also bei (männlichen) Familienmitgliedern oder den Betroffenen auf andere Weise vorher bekannten Männern. In 73 Prozent der Fälle von sexuellem Missbrauch war der Täter ein Familienangehöriger – in 33 Prozent war der leibliche Vater, in 14 Prozent der Stiefvater bzw. neue Partner der Mutter der Täter. Bei Vergewaltigung und Nötigung ist besonders auf den geringen Anteil von neun Prozent der Täter, die den Frauen vorher unbekannt waren, hinzuweisen. Bei Körperlicher und Psychischer Gewalt inkl. Stalking sind die Täter oder Täterinnen mit 53 Prozent hauptsächliche (Ehe)-Partner oder Ex Partner.

 
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