Seit 20 Jahren erhalten Patienten mit unheilbaren, weit fortgeschrittenen Erkrankungen auf der Palliativstation des Klinikum Würzburg Mitte, Standort Juliusspital, eine ganzheitliche Versorgung und Betreuung. Am 2. Mai 2001 wurde die Station – damals in Trägerschaft der Stiftung Juliusspital Würzburg – als erste in Unterfranken eröffnet. Deutlich wird dies aus einer Pressemitteilung des Klinikums Würzburg Mitte.
„Unsere Planungen für eine stationäre Palliativversorgung begannen schon im Jahr 1997 – zur damaligen Zeit ein außergewöhnlicher Schritt“, wird Dr. Rainer Schäfer, Chefarzt der Klinik für Anästhesie, operative Intensiv- und Palliativmedizin am KWM-Juliusspital zitiert. Denn die Palliativmedizin sei zu diesem Zeitpunkt noch ein sehr junges Fachgebiet gewesen, es habe weder umfassende Therapiekonzepte noch Weiterbildungsmöglichkeiten für die behandelnden Ärzte und Pflegekräfte gegeben. „Wir haben dieses Defizit in der Versorgung Schwerstkranker und Sterbender gesehen und waren überzeugt, dass wir dem Mangel entgegenwirken müssen“, so Schäfer.
Da eine Medizin, die nicht heilen, sondern Beschwerden lindern und Lebensqualität erhalten wollte, zur damaligen Zeit noch wenig akzentuiert war, seien Schäfer und sein Team zu Beginn auch mit Vorurteilen konfrontiert worden: „In den meisten Fällen war die Resonanz jedoch sehr positiv. Insbesondere niedergelassene Ärzte und Pflegeheime, die zuvor keinen stationären Ansprechpartner für schwerstkranke Patienten mit begrenzter Lebenserwartung hatten, waren dankbar für das neue Angebot.“ Da die Station schon nach kurzer Zeit voll ausgelastet war, folgte nur wenige Jahre nach ihrer Eröffnung die Erweiterung von neun auf 15 Betten.
Vier Säulen der Palliativmedizin
Bereits von Beginn an war allen Beteiligten klar, dass die Palliativstation nicht für sich alleine stehen sollte. Daher gründete die Stiftung Juliusspital Würzburg zeitgleich auch die Akademie für Palliativmedizin, Palliativpflege und Hospizarbeit. Hier konnten sich neben dem Personal der Palliativstation auch Kollegen anderer Stationen und niedergelassene Mediziner in der Versorgung schwerstkranker Patienten fortbilden und untereinander austauschen.
Die enge Verzahnung von Station und Weiterbildungseinrichtung habe die Tür für eine rasante Entwicklung geöffnet. Ab 2005 konnten ambulante palliativmedizinische Behandlungen über einen integrierten Versorgungsvertrag mit der AOK Bayern ermöglicht werden, seit 2010 ist die spezialisierte ambulante Palliativversorgung (SAPV) rund um die Uhr fester Bestandteil des Leistungsspektrums, so die Mitteilung weiter. 2013 folgte außerdem ein stationäres Hospiz mit inzwischen zwölf Betten im Würzburger Stadtteil Sanderau.
Gemeinsam bilden diese vier Bereiche heute ein palliativmedizinisches Versorgungsangebot, das in seiner Form nahezu einmalig in Deutschland ist, heißt es in der Pressemitteilung. „Unsere Palliativversorgung hat sich unglaublich dynamisch entwickelt“, sagt Schäfer rückblickend. „Niemals hätte ich 2001 gedacht, dass wir 2021 so weit sein würden.“
Palliativstation heute
Mehr als 6000 Patienten jeden Alters und mit unterschiedlichsten Erkrankungen hat das Team der Palliativstation bis heute betreut. „Unser therapeutischer Ansatz ist ein anderer als in der üblichen Akutmedizin“, erklärt Schäfer. „Wir streben keine Heilung an, das wäre fehl am Platz. Unsere Arbeit ist dann erfolgreich, wenn unsere Patienten Lebensqualität zurückgewinnen, wenn wir ihre Schmerzen lindern können und sie sich wieder wohlfühlen.“ Dies erreiche das multidisziplinäre Team unter anderem mit Gesprächs-, Musik- und Atemtherapie sowie einer individuellen Betreuung und Zeit für Nähe und Austausch. Das Brückenteam des Hospizvereins Würzburg unterstütze Patienten und Angehörige zudem bei organisatorischen Fragestellungen und der Aufnahme auf die Station.
Obwohl Schäfer und sein Team in den vergangenen zwanzig Jahren schon viele schwere Schicksale begleiten mussten, ist die Palliativstation des KWM-Juliusspital kein Ort der Traurigkeit. „Wir können hier auch lachen und Erfolge feiern“, sagt er. „Die Arbeit auf der Palliativstation gibt einem sehr viel zurück.“