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WÜRZBURG
Ovid-Ausstellung im Martin-von-Wagner-Museum in der Residenz
Von unserem MItarbeiter Joachim Fildhaut
 |  aktualisiert: 11.12.2019 18:35 Uhr

Eine entzückende kleine Götterausstellung hängt bis zum 15. Juli in der Residenz. „Ovid. Amour fou“ spricht zu jedem, der historisches Interesse mitbringt. Und weil es nicht nur ein einziges historisches Interesse gibt, sondern viele verschiedene, ist im Martin-von-Wagner-Museum fast für jeden etwas dabei.

Die allermeisten Exponate in den sieben offenen Kabinetten gegenüber dem Toscana-Saal sind Druckgraphiken und Zeichnungen aus dem 16. bis 18. Jahrhundert. Alle zeigen Szenen aus den Dichtungen Ovids, der um das Jahr 17 nach Christus gestorben war. Immer ist Liebe im Spiel, Sex und die Folgen – wie etwa Exekutionen als Strafe für Beihilfe zur Untreue.

Poetische Vermittlungsleistung

Das starke Aufkommen von Olympiern, Nymphen und Menschlein hie und da verdankt sich dem literarischen Interesse des Römers Publius Ovidius Naso.

Der griff so tief in den Stoff der griechischen Mythologie, dass Fachlexika bis heute seine Versionen des verschlungenen Gesamtgeschehens als Belegstellen zitieren. Oder, mit den Worten des Kunsthistorikers Prof. Damian Dombrowski bei der Ausstellungseröffnung am Dienstag: „Ovid, der Klassiker aller Klassiker, goss die Motive der Antike in wortmächtige Form.“ Ohne dieses „Rückgrat einer ganzen Bildkultur“, ohne Ovids poetische Vermittlungsleistung hätten es die griechischen Götter nicht ins Treppenhaus der Würzburger Residenz geschafft.

Also: wichtiger Mann. Jahrtausendmann. Der beschrieb in seinen „Metamorphosen“, in der „Liebeskunst“ etc. bereits Liebende so, als hätte er beim Dichten antike Statuen vor Augen gehabt. Das hatte er wahrscheinlich auch.

Wenn 1500, 1700 Jahre später Kupferstecher seine Werke illustrierten, konnten auch sie sich meist an irgendwelche visuellen Überlieferungen der Götterfiguren halten. Überlagerungen dieser Art ziehen sich durch die Ausstellung.

Ehebruch, Raub und Verführung

Geordnet ist sie thematisch, in Kabinette zu Ehebruch, Raub und Verführung, sprich: Sex and Crime. Nur ein siebtel der Exponate hängt unter der schönen Überschrift „Glückliche Vereinigung“. Folge dieser inhaltlichen Hängung ist: Es stoßen immense Gegensätze aufeinander. So begegnet etwa grafische Massenware aus dem späten Rokoko dem zeitgenössischen Genie eines Tiepolo – und die Schraffur des Drucks lässt dennoch ahnen, dass der brave Kupferstecher schon auch persönlich engagiert irgendetwas ausprobieren wollte. Im späten 18. Jahrhundert erscheint die Antike schon eingetütet. Dagegen zeigen Illustrationen aus der frühen Renaissance nördlich der Alpen eine ganz unvermutete Delikatesse.

Lokalbezug verbreiten die Nachbarn Johann Wolfgang v. d. Auvera und Curd Lessig. Die schwarzweißen Techniken und Handschriften sind so vielfältig, dass man die Farbe von Gemälden nie vermisst.

Zumal Ölfarben vereinzelt durchaus auftauchen, als Blickfang, um durch ihr Großformat die Hallenwände zu rhythmisieren. Rechts von vitalen Pinselzeichnungen Martin von Wagners hängt auch eine seiner Leinwände – und nährt den Wunsch, er hätte sie weiß gelassen.

Die Schrifttafeln zu jedem Bild verraten immer, wer drauf ist, oft, warum die Figuren tun, was sie grade tun. Offen bleibt, zu welchem Zweck die Bilder entstanden. Doch das hat man in der Kunst ja häufig.

Die Ausstellung ist geöffnet: Dienstag bis Samstag: 10 bis 17, Sonntag von 10 bis 13.30 Uhr, Eintritt 3 Euro.

Satyr und Mänade beim Liebesakt. Attisch-rotfigurige Kylix des Jenaer Malers, 390/380 v. Chr.
Foto: FotoS (3): Christina Kiefer | Satyr und Mänade beim Liebesakt. Attisch-rotfigurige Kylix des Jenaer Malers, 390/380 v. Chr.
Jupiter und Juno. Kupferstich eines unbekannten Künstlers.
| Jupiter und Juno. Kupferstich eines unbekannten Künstlers.
Jupiter und Kalisto. Frans Wouters (1612 – 1659), undatiert, Öl auf Leinwand.
Foto: Birgit Wörz | Jupiter und Kalisto. Frans Wouters (1612 – 1659), undatiert, Öl auf Leinwand.
 
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