Frohe Ostern wünschen wir uns auch in diesem Jahr. Ostern ist ein Grund zur Freude – nicht oberflächlich, sondern existenziell. Christus ist auferstanden. Das Böse hat nicht Recht behalten. Da ist einer gefoltert und ans Kreuz genagelt worden, das Böse hat in all seiner Macht zugeschlagen, gegen einen wehrlosen Menschen, gegen einen, der das ganz und gar nicht verdient hat – ein guter Mensch, der für alle gute Worte hatte, der Kranke heilte, der von Gott sprach. So einer musste elend sterben, einen ungerechten Tod. Dieses Schicksal wiederholt sich bis heute millionenfach in unserer Welt. Denken wir an die Menschen, die im syrischen Bürgerkrieg starben und weiter sterben, und viele weitere schlimme Schicksale könnte man aufzählen.
Der gekreuzigte Jesus bleibt nicht im Tod. Er ist auferstanden! Welch überraschende Wendung der Geschichte! Das Böse ist stark – aber Gott hat es besiegt.
Die Botschaft von Ostern sagt: Alles kann sich ändern! Das Böse hat nicht das letzte Wort, wir Menschen sind nicht zum Pessimismus verurteilt. Die Botschaft von der Auferstehung Jesu sagt uns: Ihr könnt das Böse überwinden mit Gottes Hilfe, Auferstehung kann auch heute wahr werden.
Angetrieben vom Geist des Evangeliums
Das hat die Gemeinschaft Sant‘Egidio in ihrer Geschichte erfahren. In diesem Jahr feiert sie ihr 50-jähriges Bestehen. „Alles kann sich ändern“, daran haben Andrea Riccardi und seine Freunde geglaubt, als sie im Februar 1968 Sant‘Egidio ins Leben riefen. Bei ihrem ersten Treffen sprachen sie über die Einsamkeit in ihrer Stadt. Sie wollten etwas verändern so wie viele damals, die vom Geist der 68er Jahre beseelt waren. Doch nicht eine Ideologie trieb sie an, sondern der Geist des Evangeliums.
Eine wirkliche Veränderung, davon waren sie überzeugt, muss vom eigenen Herzen ausgehen. Nur wer sich selbst ändert, kann auch die Welt verändern. Das wollten sie tun, in der einen Hand die Bibel, in der anderen die Zeitung, wie einmal jemand sagte. Die erste Gruppe von Sant‘Egidio kam in Rom regelmäßig zum Gebet zusammen und kümmerte sich um die Armen ihrer Stadt. Das Evangelium kann auch heute lebendig werden, daran glaubten sie und kümmerten sich um Kinder in den Barackenvierteln Roms und um einsame alte Menschen. Und dies nicht als Einzelkämpfer, sondern gemeinsam, in Freundschaft. Aus diesen Anfängen sollte eine weltweite Bewegung entstehen.
Ein Geist des Aufbruchs war damals spürbar, in der Gesellschaft und in der Kirche, und dieser Geist beseelte auch die Anfänge der Gemeinschaft. Sicher gehörte auch Mut dazu, eine Bewegung wie Sant‘Egidio ins Leben zu rufen. Wer sich wohlfühlt im Althergebrachten, wer gerne sagt: „Das haben wir schon immer so gemacht“, dem wird dieser Mut wohl fehlen. Wer das Bestehende ohne Wenn und Aber akzeptiert, begibt sich nicht auf die Suche und lässt sich einschüchtern von Traditionen und Institutionen. Doch Aufbrüche gehören zum Leben der Christen. Papst Franziskus wird nicht müde, die Christen dazu aufzurufen, hinauszugehen, an die Ränder, sie sollen nicht hinter ihren Mauern bleiben.
„Auferstehung“ - das gab es immer wieder
Alles kann sich ändern. In der Geschichte von Sant‘Egidio hat sich immer wieder Auferstehung ereignet: In den 90er Jahren übernahm die Gemeinschaft die Rolle des Vermittlers zur Beendigung des Bürgerkriegs in Mosambik. Der Krieg hatte 15 Jahre gedauert und etwa eine Million Todesopfer gefordert. 1992 konnte er nach zwei Jahre dauernden Verhandlungen durch einen Friedensschluss in Rom beendet werden. Durch das Projekt Dream von Sant'Egidio werden Menschen mit HIV in Afrika behandelt. Es erreicht heute etwa 83 000 HIV-positive Menschen. 40 000 Kinder wurden von HIV-positiven Müttern mithilfe des Programms gesund zur Welt gebracht.
Alte Menschen in vielen Ländern der Welt konnten der Einsamkeit entkommen durch ihre Freundschaft mit der Gemeinschaft. Über 3500 Flüchtlinge aus Syrien und Eritrea konnten mithilfe des Projekts „Humanitäre Korridore“ sicher nach Europa reisen, anstatt sich den Risiken einer Flucht über das Meer oder durch die Wüste auszusetzen. Über 200 000 Menschen weltweit feierten 2017 gemeinsam Weihnachten bei den Weihnachtsessen der Gemeinschaft, Arme und Reiche zusammen. Das sind Beispiele, die zeigen: Auferstehung kann sich auch heute ereignen, an Orten und in Situationen, die oft hoffnungslos erscheinen.
Wenn uns schlechte Nachrichten aus den Medien erreichen, wenn wir mit Schwierigkeiten konfrontiert werden, kann uns die Botschaft von Ostern begleiten und Mut machen. Alles kann sich ändern. Jeder Einzelne kann dazu beitragen.