
Frei nach dem Hit der Band "Die Toten Hosen" wünschten sich Akteure und Publikum nicht weniger als Unendlichkeit "an Tagen wie diesen" im Sportheim der Spielvereinigung. Freilich gab es für die außer Rand und Band geratene Stimmung unter Leinachs Narrenvolk auch einen guten Grund. Dem beeindruckenden Gala-Abend im November in der Leinachtalhalle zum Auftakt der Jubiläumssaison folgte eine nicht minder außergewöhnliche, letzte von vier Prunksitzungen.
Dabei avancierte das Sportheim der Spielvereinigung über den mit Sternen bestückten und als "Walk of Fame" bezeichneten Gehweg hinaus endgültig zur närrischen "Hall of Fame" - zur fastnachtlichen Ruhmeshalle. Erst um zwei Uhr am frühen Morgen erklang durch die Erlabrunner Leihgabe René Martin der Auszugsmarsch, nachdem die Hettschter Gassefetzer fulminant das große Finale einläuteten. Viel Kokolores und Stimmung, aber ein derartiges Feuerwerk, hatten die Sportheim-Mauern in 33 Jahren noch nicht erlebt.

Der bei Glanz und Glamour geplante "XXL-Bunte-Abend" verselbständigte sich in seinem 33. Jubiläumsjahr nicht nur wegen der Oscar-Verleihung durch Ehrensitzungspräsident Werner Schmitt an seine Nachfolgerin Ute Kettemann zur Oscar-Nacht und schoss dabei weit über das beabsichtigte Ziel hinaus. "An alles hätt´ ich heut´ gedacht, nur nicht an eine Oscar-Nacht", wunderte sich sogar der amtierende Ordenskanzler im Fastnacht-Verband Franken, Norbert Schober (Kitzingen), über die glanzvolle Gala.
Schicksalhaftes Jahr für die fränkische Fastnacht
Es muss wohl ein schicksalhaftes Jahr gewesen sein, in dem zurückhaltend auf kleiner Flamme der "Bunte Abend" von Rudi Sittauer, Heinz Huth und Rainer Hetzer im Leinachtal, und zeitgleich die "Fastnacht in Franken" vor 33 Jahren aus der Taufe gehoben wurden. Beide Veranstaltungen wurden in ihrem jeweiligen Umfeld seither zum Kult. Doch sich im Leinachtal mit dem Quoten-Hit zu vergleichen, wäre vermessen.

Was den Erfolg betrifft, sind aber durchaus Parallelen vorhanden. Wer´s nicht glaubt, erfuhr dies aus erster Hand von einem prominenten Gratulanten, der es wissen muss. Landkreis-Chef Eberhard Nuß, tags zuvor noch Gast bei der Kult-Sendung in den Mainfrankensälen in Veitshöchheim, wurde das Privileg zuteilt, als "Externer" Leinachs Narrenbühne betreten zu dürfen. Dabei verkündete Nuß in ungewohnter Rolle in der Bütt: "Veitshöchheim ist dank Gadheim vielleicht der Mittelpunkt Europas. Aber Leini ist im Fasching der Nabel der Welt", urteilte der Landrat über die hier mit Leidenschaft zelebrierte, ausschließlich von eigenen Akteure gebotene Narretei. Ob dieser Feststellung tobte der Saal - nicht zum letzten Mal an diesem Abend.
Von Zauberwesen und Rohdiamanten
Ungeschliffene Rohdiamanten im geteilten Elferrat kommen hier seit jeher bei vier ausverkauften Veranstaltungen ebenso zum Zug wie mystische kleine Zauberwesen der Purzelgarde, grandiose Schautänze von Teenie-Garde, "Flash-Lights" und Showtanzgruppe, sowie zwei Männerballetts. Dass als weitere Beigaben von Lokalkolorit strotzende Büttenreden zum Erfolgsrezept des Gesamtwerkes beitragen, braucht nicht verwundern. Schließlich werden im Leinachtal jährlich die talentiertesten Nachwuchs-Büttenredner des Fastnacht-Verbandes Franken geschult.

Bereits im zehnten Jahr aktiv und mehrfach schon mit Fernseh-Erfahrung ausgestattet, widmeten sich Josepha Kettemann und Pheline Köhler, verstärkt durch Jakob Klüpfel, diesmal aus gegebenem Anlass der Historie des Bunten Abend. Ausgestattet mit einer Stimme wie Iwan Rebroff wollte "Leinach-Gstanzler" Thomas Anetzberger eher singen als reden.
Mit tiefsinnigem Humor stöberten "märchenhaft" die Gartenzwergen Gotthard und Michael Väth bei "Schlawiddchen un die leddsdä Zwerch" im Lokalkolorit. Und dem aktuellen Anlass entsprechend sendete die ARD sogar einen Brennpunkt mit Live-Schaltung. An Szenen einer der legendären After-Show-Partys erinnerten sich auch "for Funny Five". Und nachdem die "Brügge-Gang reloaded" ihr Comeback feierte auf der Narrenühne, hielt es beim Einzug der Gassefetzer endgültig niemanden mehr im Saal auf den Stühlen. So endete der Jubiläums-Bunte-Abend wie es dessen Historie entspricht erst kurz vor Sonnenaufgang.





