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DARSTADT
Orgelspiel wie von Geisterhand
Redaktion Süd
 |  aktualisiert: 16.04.2014 18:00 Uhr

Im Jahr 1750 hat der Würzburger Hoforgelbauer Johann Philipp Seuffert die Orgel für die kleine Pfarrkirche in Darstadt erschaffen. Wenn er hören könnte, wie dort am Gründonnerstag-Abend das Lied „Beim letzten Abendmahle“ erklingt, ohne dass ein leibhaftiger Mensch auf dem Orgelbock sitzt – er würde vermutlich seinen Augen nicht trauen.

Seit kurzem kann das Instrument quasi durch Geisterhand spielen – am Gründonnerstag muss sich die technische Errungenschaft erstmal in einem Gottesdienst bewähren. Statt des Organisten drückt ein Roboter drückt die Tasten nach den Noten, die ihm via Speicherstick ein kleines Kästchen auf der Orgelbank einflüstert. Nur für die Liedauswahl, für die Entscheidung, ob die Orgel kräftig-laut oder meditativ-leise erklingen soll und für das Starten des jeweils nächsten Liedes – dazu braucht es die Hand eines Menschen.

Was ist geschehen? In jüngster Zeit war es für Claudia Rahner vom Pfarrgemeinderat immer schwieriger geworden, die von ihr übernommene Aufgabe zu erfüllen, eine Organistin oder einen Organisten für den Gottesdienst zu finden. Manchmal ist sogar leichter ein Priester zu bekommen als jemand, der die Orgel spielen kann, weiß Pfarrer Klaus Oehrlein. Gemeinsam mit zwei Kollegen hält er im Wechsel die Gottesdienste in Darstadt.

Weil es für die Gemeinde schwierig ist, beim Gesang ohne Orgelbegleitung im rechten Tempo und der richtigen Tonlage zu bleiben, sahen sich Kirchenverwaltung und Pfarrgemeinderat zu dieser Lösung des Problems veranlasst – zumindest für einige der liturgischen Termine, wenn es personell nicht anders geht.

Pfarrer Klaus Oehrlein hat sich mit dem Orgelroboter – dem einzigen zwischen Uffenheim und Lohr übrigens – bereits eingehend beschäftigt und ist beeindruckt davon, was Technik heute alles kann. Die computergesteuerten Manipulatoren mussten eigens an den Spieltisch der Orgel angepasst werden. Normen gibt es dafür nicht.

Die Register, mit denen die einzelnen Pfeifengruppen ausgewählt werden, müssen weiterhin von Hand gezogen werden. Dafür erlaubt eine Fernbedienung, den Liedanfang und sogar Lautstärke und Geschwindigkeit zu steuern. „Das kann der Pfarrer sogar vom Altar aus machen“, so Oehrlein.

Bei seinen menschlichen Vorbildern hat der Orgelroboter zunächst Skepsis hervorgerufen, weiß er zu berichten. Dabei wolle die niemand überflüssig machen – ganz im Gegenteil, es ist eine Notlösung. „Aber bevor wir gar keinen Organisten haben, dann lieber so“, sagt der Pfarrer. Kreativ spielen, Stimmung erzeugen und das Orgelspiel dem Verlauf des Gottesdienstes anpassen – das nämlich schafft ein Orgelroboter bei aller Hightech nicht.

 
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