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WÜRZBURG
Opernschule der Musikhochschule zeigt Haydn
Von unserem Mitarbeiter Frank Kupke
 |  aktualisiert: 15.07.2013 11:13 Uhr

Da sage keiner, dass es das nicht im realen Leben gebe: Ein einsamer alter reicher Mann wäre gerne glücklicher. Seine beiden Töchter hält er unter Verschluss, bis sich die passenden Schwiegersöhne einfänden. Da alle Welt weiß, wie es um den vermögenden, tumben Schwerenöter bestellt ist, kommt es zur Verschwörung. Ein pseudowissenschaftlicher Astrologe gaukelt ihm einen Trip auf den Mond vor, wo angeblich alle seine Wünsche in Erfüllung gehen und er endlich mit seiner Angestellten (die nur hinter seinem Geld her ist) was Ernsthaftes anfangen können würde. Doch beim mittels Wein, Weib und Musik vorgegaukelten Aufenthalt auf dem Erdtrabanten kommt es ganz dicke. Mit List und Tücke werden ihm seine beiden Töchter und sein Geld abgeluchst . . .

Was sich wie die Story für eine amerikanische Sitcom anhört, ist die Handlung einer Oper von Joseph Haydn, die derzeit die Opernschule und das Barockorchester der Hochschule für Musik Würzburg im Theater in der Bibrastraße auf die Bühne bringen. Was die Studenten aus der Rokoko-Oper von 1777 machen, kann sich sehen und hören lassen.

Pfiffig inszeniert

Dass einem nie langweilig wird, weil man jederzeit der turbulenten Handlung folgen kann, liegt daran, dass nicht auf originalem Italienisch sondern auf Deutsch gesungen wird. Und dafür, dass die bald zweieinhalb Jahrhunderte alte Geschichte auch heute noch funktioniert, sorgt die pfiffige Inszenierung von Regisseur Professor Holger Klembt (weitere Mitarbeit: Sylvia Rudolf, Pauline Nobes, Andreas Herold, Claudia Elsner-Kunze, Reinhard Wolz, Bernd Schwab, Jürgen Rummel und Jürgen Scheller).

Das Ganze spielt in einer schicken astronomischen Beobachtungsstation mit Riesenteleskop und Sternkarten samt dienstbaren Geistern in weißen Overalls und Mädels in Cocktailkleidern. Mittels einiger Drehs verwandelt sich alles in einen Palast auf dem Mond, wo die irdischen Herrschaftsverhältnisse ganz schön auf dem Kopf gestellt sind.

Stimmlich mit viel Wärme

Der Bariton Deng Chao verlieh der Figur des kapitalen Deppen bei der Premiere stimmlich und schauspielerisch viel menschliche Wärme. Die witzige Rolle des Astrologen Ecclitico sang Tenor Johannes Strauß durchaus strahlend und mit beachtlichem schauspielerischem Können. Starke Präsenz zeigten die souveräne Sopranistin Stamatia Molloudi als Zofe und der exquisite Tenor Sungwook Choi als Diener Cecco. Dazu überzeugten Arum Lee (Ernesto, Hosenrolle) sowie Rebekka Fries und Maximiliane Schweda (die zwei Töchter).

Die Aufführung lebt von der quirligen Haydn-Musik, die das Projektorchester unter Professor Jörg Straubes akkuratem und spritzigem Dirigat mit Pfiff und Charme auf Originalinstrumenten zu Gehör bringt. In der Premiere besonders schön waren die Leistungen der Oboen und Traversflöte. Abgesehen von beträchtlicher Unsicherheit in Ansatz und Ton bei den Hörnern bewegten sich die Musiker auf hohem Niveau.

Weitere Aufführungen: In der Bibrastraße am Dienstag und Mittwoch, 16. und 17. Juli, jeweils 19 Uhr.

 
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