Auf der rechten Seite der Uniform prangt Litauens Flagge, auf dem Emblem an der linken Hemdseite ist "10. Panzerdivision" zu lesen. Oberstleutnant Darius Arnasius ist seit vergangenem November in Veitshöchheim stationiert - von seinem Heimatland als so genannter Austauschoffizier entsandt. Nachdem er in Hamburg an der Führungsakademie der Bundeswehr den Lehrgang General-/Admiralstabsdienst National erfolgreich absolviert hatte, ging es für den 43-Jährigen vom hohen Norden nach Franken.
Auch seine Frau Živile Arnašiene und seine zwei Kinder sind mit dabei. Darüber ist Arnasius froh, auch wenn die Heimat manchmal fehlt: "Wir Litauer sind sehr familienverbunden, da ist es schon schwer die Familie lange Zeit nicht zu sehen", erzählt er in fließendem Deutsch. Die Sprache habe er sich in den vergangenen Jahren angeeignet, zu hundert Prozent zufrieden sei er aber trotz einiger Zertifikate noch nicht, meint er selbstkritisch.
10. Panzerdivison entsendet Truppen für Nato-Einsatz
Übrigens hat die 10. Panzerdivision eine besondere Beziehung zu Litauen, denn seit Januar 2017 sind Truppen der Nato - darunter auch Soldaten aus Veitshöchheim - unter anderem in Litauen stationiert. Der Hintergrund der Mission „Enhanced Forward Presence“ (von deutschen Militärs oft umständlich mit „verstärkter Vornepräsenz“ übersetzt) ist ein ernster: Seit der Annexion der ukrainischen Halbinsel Krim fühlen sich die baltischen Staaten und Polen durch Russland bedroht. Die rotierenden Truppenteile - beispielsweise aus Belgien, Deutschland, Kroatien oder Frankreich - werden von der 10. Panzerdivision und deren Divisionsstab in Veitshöchheim federführend vorbereitet, erklärt Oberstleutnant und Presseoffizier Stephan Voges beim Gespräch in der Balthasar-Neumann-Kaserne. Mit dem Einsatz solle den baltischen Ländern und Polen die Unterstützung des Bündnisses versichert und gemeinsam geübt werden.
Austauschoffizier Arnasius wirkt leidenschaftlich, wenn es um den Dienst an seinem Land geht. Seine Einsätze im Irak (2006), im Kosovo (2010) und in Afghanistan (2014) haben den fast zwei Meter großen Litauer geprägt. Natürlich müsse man privat Abstriche machen, sagt er: "Das muss jeder Soldat, damit bin ich nicht allein." Doch es gab emotional schwierige Momente, so die Geburt seines ersten Kindes, Sohn Robertas. "Zu der Zeit war ich im Irak stationiert. Ich habe ihn erst kennengelernt, als er schon vier Monate alt war. Da habe ich wirklich geweint."
Ein vollwertiger Stabsoffizier
In der Kaserne Veitshöchheim ist Arnasius gut aufgenommen worden und arbeitet dort als vollwertiger Stabsoffizier (Anmerk. d. Red.: nach den Generälen die zweithöchste Dienstgradgruppe der Offiziere in der Bundeswehr). Telefonkonferenzen mit den Streitkräften in Litauen, militärische Übungen und auch jede Menge logistische Aufgaben für den multinationalen Gefechtsverband stehen auf dem Plan. Auch schaut sich der 43-Jährige an, ob bestimmte Strukturen der Bundewehr sich auf das litauische System übertragen lassen.
Mit den Verantwortlichen der Infanterie-Brigade Iron Wolf steht er in direktem Austausch. Das ist die Kerneinheit der litauischen Armee, die den Beitrag des Landes zur kollektiven NATO-Verteidigung bildet. Wichtig sei für sein Land auch, dass deutsche Infanteriekampffahrzeuge mit Zügen über Polen nach Litauen gebracht wurden und werden, damit eine angemessene logistische Versorgung der Streitkräfte vor Ort möglich ist.
Litauer wertschätzen die Soldaten
In Litauen, erzählt Arnasius, gingen die Menschen dankbar auf die Soldaten zu. "Sie fühlen sich beschützt. Ich möchte alles dafür tun, die deutschen Soldaten so lange wie möglich dort zu halten." Er sei dankbar, was die Bundeswehr für sein Land leiste. Weiter wolle er sich zu politischen Themen aber nicht äußern.
Was das Private angeht, fühlt sich der Familienvater in der Region wohl. "Auf unserem Weg nach Würzburg haben wir viele Leute getroffen, die uns sehr geholfen haben", so der litauische Stabsoffizier. Da er ein großer Basketball-Fan ist ("das ist unser Nationalsport") habe er die Spiele vom Team s.Oliver Würzburg mitverfolgt. Auch der Frankenwein schmeckt. Seine Kinder Robertas und Beatrice haben sich in Schule und Kindergarten gut eingelebt, müssen aber nachmittags noch litauischen Unterrichtsstoff pauken, "sonst wird der Schulabschluss nicht anerkannt, wenn wir zurückkommen".
"Gut ist, dass sie mit drei Sprachen aufwachsen: Litauisch, Englisch und Deutsch. Das wird ihnen später vieles erleichtern", ist sich Arnasius sicher. Auch seine Frau, eine litauische Englischlehrerin, hat sich vorgenommen, die deutsche Sprache noch weiter zu vertiefen.
Ganz gleich, was sie auch tut, eines muss die Familie immer vor Augen haben: Wenn der Ruf der Streitkräfte aus Litauen kommt, kann die Reise ganz schnell weitergehen. Für den Dienst am eigenen Land.