Im Buch der "unendlichen Geschichte" über die Öffnung der Wilhelm-Hoegner-Straße zur Würzburger Straße in Estenfeld hätte der Gemeinderat am Dienstagabend eigentlich ein neues Kapitel aufschlagen sollen. Die vierte Änderung des Bebauungsplanes "Westlich der Konrad-Adenauer-Straße" stand auf der Tagesordnung. Doch weil zum einen kein Querverweis auf die Öffnung der Hoegner-Straße verzeichnet war und zum anderen die Räte den Sachvortrag erst zur Sitzung ausgehändigt bekommen hatten, sahen gleich mehrere Räte ein großes Problem: sie hatten sich nicht auf diesen Tagesordnungspunkt vorbereiten können. Um das den Räten zu ermöglichen, setzte Bürgermeisterin Rosi Schraud nach dem Vortrag der Architektin Sandra Hennlich vom Ingenieurbüro Arz den Tagesordnungspunkt ab. Er soll in einer der nächsten Sitzungen erneut behandelt werden, wenn sich die Fraktionen damit auseinander gesetzt haben.
In ihrem Vortrag stellte Hennlich eine leicht geänderte Verkehrsführung im oberen Bereich der Hoegner-Straße vor. Dort ist aktuell mit einem Wendehammer die direkte Anbindung an die Würzburger Straße unterbunden, und gut 50 Meter vorher soll die Straße eine leichte Linkskurve bekommen. "Damit drosseln wir die Geschwindigkeit der Fahrzeuge, um ein leichteres Einbiegen in die Würzburger Straße zu ermöglichen", so Hennlich. Auf der gegenüberliegenden Seite sollen neben drei noch zu pflanzenden Bäumen auch neue Parkplätze entstehen, wie überhaupt keine Parkplätze im gesamten Bereich wegfallen sollen. Eine Verkehrszählung habe zudem ergeben, "dass die Anwohner nicht durch den Straßenverkehr beeinträchtigt seien und laut einem Schallschutzgutachten auch nicht mit einer Lärmerhöhung zu rechnen haben".
Büsche "artenschutzgerecht" entfernen
Die Büsche auf Grünstreifen zwischen den beiden Straßen, so Hennlich weiter, können nach einer Begehung mit einem Umweltbüro "artenschutzgerecht" entfernt werden. Einzige Ausnahme: sie dürfen nicht während der Brutzeit der Vögel gerodet werden. Die gesamte Maßnahme hatte Hennlich auch mit der Anwältin der Gemeinde durchgesprochen, "sie sieht keine Probleme bei der Umsetzung dieses Planes".
Das Argument, die Räte hätten sich nicht auf dieses in Estenfeld seit Jahrzehnten umstrittenes Thema vorbereiten können, ließ Rosi Schraud gelten, um den Tagesordnungspunkt abzusetzen. Nicht gelten lassen wollte sie den Einwand einiger Räte, das Thema sein "irreführend", weil der Begriff "Wilhelm-Hoegner-Straße" nicht aufgetaucht sei. "Es geht um das Baugebiet Westlich der Konrad-Adenauer-Straße und nicht um das Baugebiet Öffnung der Wilhelm-Hoegner-Straße", so die Bürgermeisterin, "wenn wir uns schon an Formalitäten halten müssen, dann müssen die auch schon richtig sein, denn hier geht es um die Änderung des Bebauungsplanes."