"Hochzeit" am Kai im Seglerhafen, dem Winterlager der "Nixe": Dem Ochsenfurter Fahrgastschiff wird ein neuer Motor eingesetzt. Das kleine Spektakel, das im Fachjargon die Vermählung von Fahrwerk, Motor und Getriebe benennt, ist teuer wie im echten Leben: 60 000 Euro. Der Förderverein Nixe investiert allerdings in einen echten Liebling mit entsprechendem Rückhalt, der zuversichtlich macht.
Der strahlende Frühjahrsmorgen, an dem der Motor mit dem Bagger in den Motorraum gehievt wird, hat großen Symbolcharakter. Es ist nicht nur das Schiff, das hier zukunftssicher gemacht wird. Für Bürgermeister Peter Juks als Vorsitzendem des von der Stadt autark geführten Fördervereins ist es der fast wichtigere Ausdruck des Zusammenhalts im Hintergrund: Er kann im Verein weiter auf die bewährte personelle Riege und hohes Engagement bei gestiegenen Anforderungen bauen.
Alle bleiben an Bord
Für Juks sei es die Voraussetzung für die große Investition gewesen: Die Vorstandsmitglieder, die Techniker und die Matrosen, von denen es erstmals so viele gibt, dass sie sich geradezu um die Termine rangeln, sie alle bleiben an Bord. Kassier Horst Baumann verdeutlicht die Anforderungen beispielhaft: "Als ich vor fünf Jahren anfing, gab es von Mai bis November zu tun. Jetzt ist es durch die vielen Projekte ein Ganzjahresjob". Ohne dieses Engagement, auch für die Zukunft, hätte die Investition keinen Sinn gemacht – die "Nixe" nach geschätzt zwei Jahren wahrscheinlich die Betriebserlaubnis verloren, so Juks.
Die Abgaswerte der "Nixe" bei der der TÜV-Hauptuntersuchung ähnlichen Fünf-Jahres-Prüfung hatten es dazu kommen lassen, dass die Gretchenfrage gestellt werden musste. Der Entscheidung für einen neuen 75 kW-Motor folgte sogleich die für ein neues Getriebe, denn das Original aus den 1950er Jahren wäre ein massiver Schwachpunkt gewesen.
Dass der neue turbogeladene Dieselmotor künftig die Abgasvorschriften einhält, ist eine Sache. Zudem werden zwei positive Nebeneffekte erzielt: Gleichzeitig verbaute Schalldämmplatten werden den Geräuschpegel um etwa zehn Dezibel senken, damit ein Wert knapp unter 70 dB erreicht wird. Und auch der Abgasgeruch im Heckbereich sollte weg sein.
Geplant ist, die Wärme vom Auspuff abzugreifen für die Beheizung des Mittelschiffs, denn auch der Kühlwasserkreislauf wird komplett neu konzipiert. Ralf Hamm und Richard Berg, die Techniker im Verein, werden zusammen mit Uwe und Harald Schmitt von der Höchberger Spezialfirma Schmitt-Schiffsreparaturen, noch ein paar Tage länger Hochzeit feiern, tüfteln und schrauben, bis alles angeschlossen und funktionsfähig ist.
3000 Euro fehlen noch
Noch nicht ganz abgehakt ist die Finanzierung: 14 Tage vor Ende der Crowdfunding-Aktion für die "Nixe" fehlen noch 3000 Euro. Kassier Baumann und Juks sind allerdings zuversichtlich, dass das noch klappt. 10 000 Euro haben sie mit dem Crowdfunding eingeplant, bei dem auch kleinste Beträge aus dem Freundeskreis der "Nixe" zählen, zumal die VR-Bank Würzburg, bei der die Aktion läuft, alle Spenden ab fünf Euro mit zehn Euro aufstockt.
Das Gros der Investition finanziert der Verein mit Fördergeldern, treuen Sponsoren und Eigenmitteln, die bei den Fahrten der "Nixe" erwirtschaftet wurden. Immerhin liegen auch touristisch weiter große Hoffnungen und Aufgaben bei der "Nixe", die wahlweise als Kult bzw. neues Wahrzeichen Ochsenfurts betitelt wird. Juks: "Sie ist der Außenwirkung von Ochsenfurt sehr förderlich. Es gibt wenig, was so bekannt ist wie die ,Nixe'. Deutschlandweit."
Mit der "Nixe" soll es wie gewohnt wieder ab Mai "den Mee a weng nauf und a weng nunner" gehen, vorbehaltlich der Beschränkungen durch die Corona-Pandemie. Mit dem neuen Motor kann es dann auch wieder traditionelle Hochzeiten auf der "Nix" geben – in Weiß, nicht im Blaumann. "Ein paar jüngere, technikaffine Helfer zum Schrauben wären allerdings ein willkommenes Geschenk" so Hamm.
Mehr zur Crowdfunding-Aktion im Internet unter www.die-nixe.de oder www.vr-bank-wuerzburg.viele-schaffen-mehr.de/nixe. Sie läuft noch bis einschließlich 13. April.