
Eine in der Bischofschronik des Lorenz Fries wiedergegebene Szene stammt von 1434; sie zeigt die selten in einem historischen Bild dargestellte Eidleistung der Untertanen. Die Bürger stehen vor ihrem Landesherrn, der als Geistlicher eine Schaube mit weiten Ärmeln und auf dem Kopf ein Birett trägt. Aus Respekt haben sie ihre Kopfbedeckung abgenommen und drei Finger der rechten Hand zum Schwur erhoben.
Vom Jahre 1436 hat sich im Staatsarchiv Würzburg eine Ochsenfurt betreffende Urkunde erhalten, in der Bürgermeister, Stadtrat und die gesamte Gemeinde, Reiche und Arme, Bischof Johann von Brunn, der persönlich nach Ochsenfurt gekommen war, diesen Untertaneneid leisteten. Der leicht modernisierte Text, der von den Bürgern insgesamt vorzutragen war, lautete folgendermaßen:
"Ich will meinem gnädigen, hier anwesenden Herrn Johann, Bischof zu Würzburg, sein Leben lang als rechten Herrn sowie meinen Herren aus dem Domkapitel treu und gehorsam dienen, die fürstliche Herrschaft unterstützen, ihre geistlichen und weltlichen Gerichte anerkennen, vor Schaden rechtzeitig warnen, das Wohlergehen aller fördern sowie Bischof und Domkapitel als rechte Erbherren anerkennen. Falls Bischof Johann stirbt, werde ich allein den Herren des Domkapitels als Untertane dienen, so wie es bisher üblich war."
Den Huldigungseid musste alle männlichen Einwohner leisten
Die Eidleistung wurde sehr ernst genommen. Es ist davon auszugehen, dass diese in Ochsenfurt vor dem Palatium erfolgte. Es handelte sich hier um ein mündlich geleistetes und feierlich beschworenes Treue- und Gehorsamsversprechen gegenüber dem Landesherrn. Diesen Huldigungseid hatten alle männlichen Untertanen, sofern sie im Bürgerrecht standen, beim Regierungsantritt eines neuen Landesherrn zu leisten. Die Texte waren einheitlich gestaltet, sie verpflichteten dazu, den obrigkeitlichen Geboten und Verboten Folge zu leisten und Rechtsstreitigkeiten nur vor den landesherrlichen Gerichten auszutragen. In der Neuzeit tritt die Bedeutung dieses Untertaneneides zurück. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts werden lediglich noch Beamte, Soldaten und andere Staatsdiener vereidigt.

In Ochsenfurt wurde dieser Eid in der Regel nur gegenüber Mitgliedern des Domkapitels ausgesprochen. Dass hier Bischof Johann von Brunn persönlich auf einer Eidleistung auch ihm gegenüber bestand, hat folgende Ursache. Aufgrund des hohen Schuldenstandes des Hochstifts war seine Regierungszeit (1411–1440) von kontinuierlichen Auseinandersetzungen mit dem Domkapitel geprägt.
1433 wurde er zur Annahme eines Stiftspflegers, des Graf Johann von Wertheim, nach dessem frühen Tod des Grafen Albrecht, gezwungen. Vermittlungsversuche des Baseler Konzils und Schiedssprüche misslangen. 1434 gelang es Johann von Brunn, von einem Teil des Domkapitels die wichtigsten Regierungsbefugnisse zurück zu erhalten. Die Schuldentilgung sollte wieder in Angriff genommen werden. Dennoch kam es erneut zu Auseinandersetzungen und offenen Kämpfen vor Ochsenfurt, der Stadt des Domkapitels, Karlstadt und Würzburg. Da ein Teil des Domkapitels und die Würzburger Bürgerschaft in Basel – dies allerdings vergeblich – die Absetzung des Bischofs betrieben, war es für ihn wichtig, sich der Solidarität der städtischen Bürgerschaft zu versichern.
