
Drogenhändler Mario W. kriegt in Würzburg keine weitere Chance, seine Unschuld zu beweisen. Er will als V-Mann im Auftrag der Polizei gehandelt haben. Doch der Bundesgerichtshof hat an der Haftstrafe für den Spitzel nichts auszusetzen. Das wurde der Redaktion aus Justizkreisen bestätigt.
„Wir gehen in Berufung“
In zwei Prozessen in Würzburg sorgte Mario W. mächtig für Wirbel und ließ das Landeskriminalamt zeitweise schlecht aussehen. Im Oktober 2013 verurteilt ihn das Landgericht Würzburg dennoch wegen unerlaubten Handels mit Betäubungsmitteln zu einer Freiheitsstrafe von sechs Jahren und zehn Monaten. Auch in der Berufung – die sich nur auf die Strafe für eine der Beschaffungsfahrten für Drogen in Tschechien beschränkte – scheiterte er im August 2016 trotz verbissen kämpfender Verteidiger und bekam mehr als zwei Jahre Knast. „Wir gehen in Berufung,“ kündigte er noch im Gerichtssaal nach dem Urteil an.
Im V-Mann-Prozess schien es zeitweise, als sei Mario W. nicht der Angeklagte, sondern der Ankläger. Seine Anwälte zauberten immer neue Details aus einem internen Untersuchungsbericht der Nürnberger Polizei beim LKA ans Tageslicht, die seine Angaben teilweise untermauerten. Dennoch blieb auch vieles im vagen bei dem Mann, der auf eine lange kriminelle Karriere zurückblickt.
Tochter mit Drogen versorgt
Seiner arbeitslosen Tochter verhalf er zu Einkommen, indem er ihr Drogen aus Tschechien besorgte. Die verkaufte sie in der Kitzinger Rauschgiftszene weiter. Und das brach dem Spitzel schließlich das Genick: Würzburger Drogenfahnder ermittelten 2011 gegen die Tochter und ihren Lieferanten. Das LKA geriet in Verdacht, diesen Einsatz verraten zu haben, um seinen V-Mann vor der Festnahme zu schützen. Drogengeschäfte brachten Vater und Tochter dennoch in Haft, weil unterfränkische Fahnder den Fall - trotz Verrats an W.s Tochter - hartnäckig bis zum Schluss verfolgten und ihn schließlich in Münnerstadt (Lkr. Bad Kissingen) festnahmen.
Kronzeuge gegen LKA-Beamte
Nun muss W. seine siebenjährige Haftstrafe absitzen. Und doch sieht der Mann, der an seinen Gesprächspartnern im LKA vor Gericht kein gutes Haar ließ, bereits dem nächsten großen Auftritt vor Gericht entgegen – als Kronzeuge für mutmaßliche Verfehlungen der Polizeibeamten. Denn sechs LKA-Ermittler, darunter zwei aus der Führungsebene, müssen sich demnächst in Nürnberg für die Zusammenarbeit mit ihrem bis Ende 2011 tätigen Spitzel rechtfertigen.
Mario W. hatte sie im Würzburger Prozess beschuldigt, seine Straftaten geduldet und gefördert zu haben, um ihm bei kriminellen Rockern ein glaubhaftes Image zu verpassen. Tatsächlich hatte der V-Mann nach Aussage einer Auswerterin des LKA dann auch fundierte Informationen aus dem Innenleben der Regensburger Gruppe „Bandidos“ und ihrer Freunde geliefert.
Die Aussagen des Ex-Spitzels führten zu internen Ermittlungen durch die Nürnberger Polizei. Die nährten den Verdacht zweifelhafter Praktiken des LKA im V-Mann-Einsatz und massiver Behinderungen des Gerichts. Im LKA sollen Daten nachträglich verändert und Vorgesetzte wohl nur so informiert worden sein, dass keine Aufregung entstehen sollte - was gründlich schief ging.
Wirbel im Landtag
Innen-Staatssekretär Gerhard Eck informierte auf der Basis zweifelhafter Informationen, die er vom LKA erhielt, den Landtag ungenügend. Das Gericht dachte darüber nach, Eck in den Zeugenstand zu laden. Auch von einem Untersuchungsausschuss war im Landtag zeitweise die Rede - viel Wirbel um einen kleinen Fall, in dem es nur noch um die Einfuhr von zehn Gramm Crystal geht.
Inzwischen gibt es eine Anklage des Landgerichts Nürnberg gegen zwei die V-Mann-Führer und deren Vorgesetzten. Sechs Beamte sind suspendiert und müssen erklären, ob ihr Vorgehen vom Gesetz gedeckt war oder nicht. Als Zeugen werden dazu wohl auch viele beteiligte aus dem Würzburger verfahren aussagen, vom Vorsitzenden Richter bis zu den Verteidigern
Es gibt ein hohes öffentliches Interesse an diesem Prozess. Die Presse wird wohl vom Gericht über die Termine informiert. Die breite Öffentlichkeit, zumindest in Bayern nicht. Ich hoffe die Main-Post veröffentlicht rechtzeitig die Termine und berichtet auch ausführlich über den Prozessverlauf.
Das die Verlogene Bande des LKA nicht die Wahrheit sagte stellte sogar während der Verhandlung Zeuge und Vorgesetzter der LKA Zeugen fest. K4 in Nbg. Ebenso. Nicht um sonst sind diese nun selber angeklagt. Aber Schweidler berichtet davon nur knapp am Rande und ohne Bilder.
Merkwürdig auch folgendes: Von der Geldstrafe des LKA Vorgesetzten Norbert K. aus Wiesenbronn und dessen Strafe wegen Ausspähung unbescholtener Mitbürger z.b. ist hier im Blatt nichts zu finden. Warum eigentlich nicht Herr Schweidler?
Das der Landtag den Untersuchungsausschuss nicht ins Rollen brachte ist eher Traurig und zeigt uns Bürger aus Bayern das die da oben uns nicht Schützen sondern eher Verheizen. Nadja Krings