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Würzburg
OB zum Mahnläuten: "Ich hätte zuhause bleiben sollen"
Es gibt Kritik an den Menschen, die sich am Montagabend zum Gedenken an den 16. März vor dem Dom versammelt haben. Auch Oberbürgermeister Christian Schuchardt war vor Ort.
OB Christian Schuchardt war am Montagabend persönlich am Dom. Dafür erntete er Kritik.
Foto: Thomas Obermeier | OB Christian Schuchardt war am Montagabend persönlich am Dom. Dafür erntete er Kritik.
Patrick Wötzel
 |  aktualisiert: 07.04.2020 13:16 Uhr

Wenn in Würzburg am Abend des 16. März im Gedenken an die Zerstörung der Stadt alle Kirchenglocken läuten, kommen normalerweise tausende Menschen mit Kerzen in der Hand vor dem Dom zusammen. Am 75. Jahrestag war alles anders: Aufgrund der Corona-Pandemie war das Lichtergedenken abgesagt. Oberbürgermeister Christian Schuchardt hatte die Bürger außerdem am Montag noch einmal aufgefordert, zuhause zu bleiben und in der Zeit des Mahnläutens eine Kerze ins Fenster zu stellen.

Die meisten hielten sich daran: Nur etwa 200 bis 300 Menschen kamen zum Dom, um sich das Läuten aller Würzburger Kirchenglocken zwischen 21:20 Uhr und 21:40 Uhr unter freiem Himmel anzuhören. Sie standen alleine, zu zweit oder in kleinen Gruppen auf dem Domvorplatz und im oberen Teil der Domstraße und hielten Abstand voneinander, so gut es ging. Vor fünf Jahren, am 70. Jahrestag der Zerstörung Würzburgs, nahmen mehr als 10 000 Menschen am Lichtergedenken teil.

Kritik in den Sozialen Netzwerken

Die Menschenansammlung vor dem Dom sorgte nach der Berichterstattung noch am Abend für Kritik: Zum Artikel auf der Facebook-Seite dieser Redaktion gingen in kurzer Zeit über 50 meist kritische Kommentare ein. Die meisten Kommentatoren bezeichneten das Verhalten derjenigen, die sich zum Gedenken versammelt hatten, als unverantwortlich, nachdem die bayerische Staatsregierung am Vormittag den Katastrophenfall ausgerufen und zahlreiche Maßnahmen beschlossen hatte, um die Ausbreitung des Corona-Virus zu verlangsamen.

Seinem eigenen Appell zum Trotz war auch der OB vor Ort und stand zusammen mit Bischof Franz Jung im Gedenken an die fast 4000 Toten des Bombengriffs schweigend vor dem Dom. Zuvor hatte er dem Bayerischen Fernsehen, das das Mahnläuten in einem Livestream im Internet übertrug, ein längeres Interview gegeben.

Ob Schuchardt gibt sich selbstkritisch

"Meine Intention war es, gerade zum 75. Jahrestag den Menschen eine Möglichkeit zu geben, der Opfer trotz Corona würdig zu gedenken", sagte der OB am Tag danach auf Nachfrage: Er habe den Würzburgern dadurch zeigen wollen, dass sie auch von zuhause beim Mahnläuten dabei sein können.

Rückblickend sei sein Verhalten falsch gewesen, meinte Schuchardt am Dienstag selbstkritisch: "Gerade im Sinne meiner Vorbildfunktion hätte ich zu Hause bleiben sollen." In den kommenden Tagen und Wochen will er es besser machen und sich aus dem Rathaus in sein heimisches Arbeitszimmer zurückziehen, "soweit es mir aufgrund der vielen Krisenstabsitzungen möglich ist".

Die Gremien der Stadt wollen nach aktuellem Stand in dieser Woche tagen: Am Donnerstag steht eine Sitzung des Stadtrats mit 32 Tagesordnungspunkten im Sitzungskalender, am Mittwoch der Konversionsausschuss. Die ebenfalls für Mittwoch geplante Sitzung des Radverkehrsbeirats wurde dagegen abgesagt.

 
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  • G. K.
    Seine späte Einsicht ist ja immerhin besser als gar keine …

    Und falls er es jetzt auch noch schafft, sein frisch kultiviertes Verantwortungsbewusstsein zum Wohle seiner Mitarbeiter zu nutzen, das wäre doch was.

    Ist er nicht beispielsweise der oberste Dienstherr der WVV? Dort zum Beispiel müssen Mitarbeiter immer noch zum Dienst vor Ort antreten, selbst wenn die technischen und organisatorischen Voraussetzungen für die Arbeit im Homeoffice bestehen.

    Andere Unternehmen sind da schon wesentlich weiter, versuchen ihre Mitarbeiter und sich selbst zu schützen – aber was nützt das, wenn der Mann oder die Frau bei der WVV arbeitet und das Virus von dort nach Hause schleppt?

    Ich halte das für eine verantwortungslose Kurzsichtigkeit – sowohl den Mitarbeitern, als auch deren Angehörigen, als auch dem Unternehmen selbst und letztendlich allen Mitmenschen gegenüber.

    Jetzt ist echt nicht die Zeit für bräsigen Bürokratismus!
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  • R. M.
    Es ist jetzt alles gesagt worden, nur noch nicht von jedem.
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  • K. W.
    Wenigstens hat OB Schuchardt seinen Fehler eingesehen. War trotzdem unverantwortlich. Kein Wunder, dass sich viele Bürger nicht an die RKI Richtlinien halten, wenn führende Kommunalpolitiker meinen über dem Gesetz zu stehen. Mir tun nur die Unschuldigen leid, die es trifft, wie Ärzte, Pfleger, Polizisten....
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  • K. W.
    Wenigstens hat OB Schuchardt seinen unverantwortlichen Fehler eingesehen. Das Infektionsschutzgesetz gilt auch für Kommunalpolitiker.....
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  • J. S.
    Der Virus trifft alle gleich, ob Oberbürgermeister oder Arbeitsloser, seine sozialen Folgen nicht. Auch Friedrich Merz hat´s erwischt. Das "riesige" Problem liegt darin, dass ein Bürgermeister und sogar Oberbürgermeister nicht vier oder fünf Menschen mit dem gefährlichen Coronavirus anstecken kann, sonndern Hunderte und mehr. Diese stecken - jeder einzelne- schon in den nächsten Tagen Hunderte und mehr an.
    Der OB kann "schön" und gut versorgt, zu Hause bleiben, quasi "Homeoffice" machen. Für viele von den so Infizierten läuten dann womöglich die Kirchenglocken? Ernst und oder Satire?
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  • J. G.
    Richtig, solange die Menschen Abstand zueinander halten, sehe ich da kein Problem. Da sind die Menschenansammlungen auf der Alten Mainbrücke kritischer. Eine Anmerkung vielleicht noch zu einer Ausgangssperre: In Belgien, wo diese bereits herrscht, dürfen die Leute zur Arbeit, Einkaufen, Arzt, etc. Aber auch Spaziergänge an der frischen Luft sind erlaubt. Dies hat die belgische Gesundheitsministerin ausdrücklich befürwortet. Klar soll man nicht in Gruppen spazieren gehen und Kontakte meiden. Aber der Spaziergang im Feld, Wald und Flur dürfte hier kein Problem darstellen. Gerade für Kinder ist es wichtig, dass diese mal rauskommen.
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  • K. W.
    Ich denke mal wir werden ab nächste Woche auch eine Ausgangssperre haben, wobei die dann noch unser geringstes Problem wäre.....
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  • K. W.
    Ich denke mal, dass wir ab nächste Woche auch eine Ausgangssperre haben, wobei diese dann unser geringstes Problem wäre....
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  • G. B.
    Am Sonntag hat er seinen Wahlsieg auch noch im dicht besetzten Ratskeller gefeiert.blive im BR Fernsehen. Die CSU Kumpanen haben DANKE-Schilder in die Kamera gehalten.
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  • K. W.
    Unverantwortlich....
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  • R. A.
    Hier sieht man den inneren Zwiespalt, in dem sich Führungspersonal befindet.
    Ich finde die Selbstkritik passend, die Kritik der anderen nicht.
    In meinen Augen hat er richtig gehandelt, auch in Krisenzeiten und gerade da muss das Führungspersonal auch Flagge zeigen und Führungsstärke beweisen.
    Wenn er es bekommt, dann hat er es eben und wird behandelt. Dafür gibt es Stellvertreter und Vertretungshandelnde .
    Wollt ihr alles aus dem Homeoffice abhandeln? Bleibt stark und gesund. Ich muss auch jeden tag raus, ich gehöre zum systemrelevanten Teil und ich nehme diese Aufgabe auch an. Vorsichtig, mit dem nötigen Respekt aber ohne diese gehypte Angst.
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  • J. B.
    Alle Nutzer dieser App wissen mittlerweile das sie Führungskraft und systemrelevant sind.
    Auch das sie ein schnelles Auto und einen Pool voll mit Wasser haben.
    Da sind sie aber nicht der einzige, andere geben nur nicht damit dauernd an.
    Kein Futterneid, ich gehöre auch zu ihrer Sorte nur manchmal schämt man sich fast dafür bei solchen überheblichen Kommentaren.
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  • M. R.
    Die Kritik ist völlig unangebracht. Herr Schuchard ist der Bürgermeister dieser Stadt. Mit dem Katastrophenfall sollen Menschenmasssen vermieden werden, aber das ist keine Ausgangssperre. Dass sich der Ortsvorsteher ein Bild der Lage macht, ist völlig in Ordnung.
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  • R. S.
    Gut gemacht. Falls der OB und der Bischof nebst den anderen Besuchern nicht zu einer Risikogruppe gehören und auch keinen Kontakt zu derselben haben kann man das vertreten.
    Wir werden das Virus eh alle abbekommen. Gesunde und fitte ältere Menschen werden das überstehen.
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  • H. S.
    Das Posting verstößt gegen unsere Netiquette und wurde daher gesperrt.
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  • H. Z.
    Die Kritik an den OB stimme ich zu.
    Die selbe Kritik muss sich aber auch der Bischof und seine 2 Adjutanten im schwarzen Rock!
    Auch diese 3 Herren hätten ihre Vorbildfunktion besser zeigen sollen und lieber zuhause bleiben sollen oder alleine in einer Kapelle beten sollen!
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  • K. D.
    Einfach dummes Dahergerede von „Franken2013 u. Dezember“Quod licet jovi,non licet bovi! Nicht umsonst handelt es sich um unseren OB.
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  • A. H.
    .... uns scheinheilig, gerade als hätten sie darauf gewartet, ob des unerwarteten Wahlergebnisses nachtreten zu können
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  • W. S.
    Man versteht es nicht - gerade von einem OB dass er für seine Mitarbeiter und die Bevölkerung so ein schlechtes Vorbild ist.
    Mehr Vorsicht bedeutet weniger Ansteckung - bedeutet weniger Belastung des Gesundheitswesens - bedeutet sich besser um Menschen kümmern zu können. Bitte da auch an die Ärzte und dass Pflegepersonal denken.
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