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OB Schuchardt zum A3-Ausbau: „Auf Aufsichtsbehörden verlassen“
Riesenbaustelle: Blick auf die Arbeiten zum sechsspurigen Ausbau der Autobahn A3 bei Würzburg-Heidingsfeld.
Foto: Berthold Diem | Riesenbaustelle: Blick auf die Arbeiten zum sechsspurigen Ausbau der Autobahn A3 bei Würzburg-Heidingsfeld.
Richard Wust
 |  aktualisiert: 12.09.2014 10:10 Uhr

In unserer jüngsten Berichterstattung zum Ausbau der Autobahn A 3 mit den Schwerpunkten Planung, Schwerlastverkehr, Abwasserplanung und Feinstaub machte die Umwelt- und Gesundheitsinitiative Würzburg-Tunnel deutlich, warum sie weiter für einen Autobahntunnel kämpft, während bereits mit Volldampf an einer anderen Streckenvariante gebaut wird. Zahlreiche Fragen der Tunnelbefürworter waren dabei gezielt an das Rathaus gerichtet: Ob die Rechte der Bürger dort wirklich wahrgenommen werden, stellte die BI die Frage. Wir haben diese und andere Fragen Oberbürgermeister Christian Schuchardt gestellt. Jetzt hat er sie – nach einigen Tagen und intensiver Prüfung mit seinen Referaten – beantwortet.

Frage: Die Autobahndirektion hat Veränderungen an ihrer Planung eingeräumt, die sie jetzt in einer öffentlichen Darstellung korrigieren will. Entsprechen diese Änderungen noch den vertraglichen Vereinbarungen mit der Stadt, die sich an der Gestaltung des Trogs mit 2,9 Millionen beteiligen will? Und wurde das überprüft?

Christian Schuchardt: Bei ihrer Zusammenarbeit mit der Autobahndirektion Nordbayern prüft die Stadt Würzburg anlassbezogen, ob und wenn ja welche Auswirkungen durch mögliche Änderungen und Abweichungen in der Ausführungsplanung und der Umsetzung des Ausbauverfahrens auftreten könnten. Die Rechte und Einflussmöglichkeiten der Stadt Würzburg bleiben dabei stets gewahrt.

Wie schaut es mit den Verträgen aus?

Schuchardt: Änderungen an den Planungen können nach Auffassung der Bürgerinitiative (BI) die Vertragsgrundlage zwischen der Autobahndirektion und der Stadt Würzburg tangieren. Eine dementsprechende Bewertung erarbeitet zur Zeit der für Rechtsfragen zuständige Kommunalreferent. Das war ein Ergebnis der letzten Sitzung des Ferienausschusses. Ziel ist es, durch ein landschaftspflegerisches und städtebauliches Gestaltungskonzept Verbindungen zwischen den Stadtteilen Heuchelhof und Heidingsfeld zu schaffen.

Es gab konkrete Vorstellungen für die Oberfläche des Deckels, fast für eine Art Naherholungsgebiet?

Schuchardt: Dies ist mithilfe der Gestaltung der Tunneldecke und daran angrenzender Flächen geplant. Unter anderem durch einen schräg auf den Berg, bzw. die Tunneldecke führenden Weg soll dies realisiert werden. Unverändert ist dies Gegenstand der verfolgten Lösung. Von Anfang an war der „Berg“ für eine direkte Wegführung zu steil. Die grundsätzlichen Zielsetzungen, nämlich die Schaffung einer geschlossenen und begrünten Anbindung, werden eingehalten und erfüllt. Der angesprochene Betrag von 2,9 Millionen Euro dient dazu, diese gestalterische Umsetzung zu ermöglichen. Darin enthalten sind auch Kosten in Höhe von 470 000 Euro für Begrünung sowie für die Anlage von Freizeit-, Erholungs-, Spiel- und Sporteinrichtungen auf der Abdeckung.

Verlässt sich die Stadt einfach auf übergeordnete Aufsichtsbehörden, oder werden Planungen im eigenen Hoheitsbereich überhaupt nicht mehr überprüft, wenn staatliche Behörden involviert sind?

Schuchardt: Die Stadt Würzburg verlässt sich selbstverständlich auf übergeordnete Aufsichtsbehörden, in unserem Fall grundsätzlich die Regierung von Unterfranken. Kern der Frage scheint jedoch die Einbringung des Begriffs „Hoheitsgebiet“, welcher dem Stadtgebiet gleichgestellt werden soll. Im Fall des Ausbaus der Bundesautobahn 3 geht es jedoch nicht um eine kommunale Baumaßnahme, sondern um den Ausbau einer bereits bestehenden Bundesautobahn. Die hierfür zuständige Behörde ist die Autobahndirektion Nordbayern und ist eine zentrale Landesbehörde des Freistaats Bayern.

Es gibt nachweislich gravierende Änderungen bei der Entwässerung der A3-Ausbauplanung. Ein geplantes Rückhaltebecken wurde beispielsweise komplett gestrichen, weil es im Trinkwasserschutzgebiet lag. Es gibt keinen Ersatz, nur die Rückversicherung durch die ebenfalls staatlichen Wasserschutzbehörden. Starkregen der vergangenen Jahre, die zur Regelmäßigkeit werden, sind nicht berücksichtigt. Statt auf Veränderungen einzugehen, beruft man sich auf ein Jahrhunderthochwasser, mit dem man nicht kalkulieren könne. Muss die Stadt mit Rücksicht auf den Schutz ihrer Bürger nicht Garantien fordern? Sie ist im Ernstfall für die Sicherheit zuständig.

Schuchardt: Die Autobahndirektion Nordbayern hat ausdrücklich bestätigt, dass es im Planfeststellungsabschnitt der Anschlussstelle Würzburg-Heidingsfeld bis westlich der Mainbrücke Randersacker bei dem im Jahr 2009 planfestgestellten Entwässerungskonzept bleibt. Dieses entspricht dem Stand der Technik und ist in Abstimmung mit den Fachbehörden erstellt worden.

Was hat die Stadt im Zusammenhang mit dem Ausbau der A 3 konkret gefordert?

Schuchardt: Erst im Rahmen der Ausführungsplanung wird das Konzept der Planfeststellung weiter konkretisiert und detailliert ausgearbeitet. Das im Jahr 2009 planfestgestellte Entwässerungskonzept zum Ausbau der A 3 sieht vor, dass sämtliches auf den Verkehrsflächen der A 3 und der Tank- und Rastanlagen anfallende Niederschlagswasser in Absetzbecken gereinigt und anschließend direkt (ohne Umweg über die städtische Kanalisation) in den Heigelsbach oder in den Main eingeleitet wird. Vor Einleitung in den Heigelsbach wird das Wasser außerdem in Regenrückhaltebecken zwischengespeichert, um Abflussspitzen zu vermeiden. Änderungen an diesem Konzept, die nur im Rahmen eines erneuten Verfahrens genehmigt werden könnten, sind der Stadt seitens des Vorhabenträgers, der Autobahndirektion Nordbayern, nicht bekannt.

Frage: Es geht um eine der am stärksten frequentieren Autobahnen Europas, die mitten durch die Stadt führt. Was hat die Stadt über die Einhaltung der üblichen Schutzpegel hinaus gefordert um die Bürger vor Autobahnlärm, Feinstäuben und Stickoxiden zu schützen, nachdem der Ausbau der A 3 handelt, der auch mehr Verkehr in die Stadt ziehen wird?

Schuchardt: Die momentan in Planung und Bau befindliche Variante des Katzenberg Tunnels (Trogvariante) ist das Ergebnis jahrelanger Verhandlungen der Stadt Würzburg mit der Autobahndirektion Nordbayern. Hierbei ging es um eine massive Ausweitung des Immissionsschutzes für die Bürger der Stadt. Schließlich sollte die Autobahn ursprünglich in offener Bauweise ohne Tunnelabdeckung gebaut werden. Diese Verhandlungsergebnisse wurden seinerzeit von allen Seiten, inklusive der Bürgervereine, als Erfolg gewertet, der auch trotz erheblicher Mehrkosten von der Stadt durchgesetzt werden konnte. Flankiert wird die Verbesserung der Lärmsituation auch durch nun eingeplanten Flüsterasphalt und weitere Schallschutzmaßnahmen entlang der Streckenführung. Elementar für die Verbesserung der Abgasbelastung der Stadt ist es, dass möglichst wenige Fernverkehrsteilnehmer die Autobahn verlassen, um so quer durch die Innenstadt wieder auf die Autobahn zu gelangen. Dies wird an erster Stelle durch den Ausbau der Autobahn 3 auf sechs Spuren erreicht, um den Verkehr besser und einfacher fließen zu lassen. Durch den Ausbau wird, nach Abschluss der Bauarbeiten, weniger Verkehr in das Stadtgebiet einfahren und somit die Stadt entlastet, anstatt sie zusätzlich zu belasten.

Oberbürgermeister Christian Schuchardt.
Foto: DANIEL PETER | Oberbürgermeister Christian Schuchardt.
 
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Kommentare
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  • saf.wuerzburg@t-online.de
    von OB Schuchardt (genauer) durchliest, könnte man zu der Auffassung kommen, dass er der BI eine (richtige) Abfuhr erteilt, indem er die jetzige Trasse als Kompromisslösung aller hervorhebt.

    Richtig so!
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