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WÜRZBURG
O-Bach-t!

Von unserem Redaktionsmitglied

HENRIKE FISCHER

 |  aktualisiert: 16.03.2013 12:04 Uhr

Die Augen sind geschlossen, der Kopf ist leicht nach unten gebeugt, die Füße wippen auf den Pedalen. Noch einmal tief durchatmen, dann setzt Lila Liu die Tasten in Bewegung und verliert sich in ihre Interpretation von Bachs „Kunst der Fuge“.

Lila ist gerade einmal zwölf Jahre jung, aber spielt schon jetzt wie eine Große. Die Österreicherin ist die jüngste Teilnehmerin beim 8. Internationalen Klavierwettbewerb, der alle drei Jahre Nachwuchstalente aus aller Welt nach Würzburg lockt. Insgesamt 55 Pianisten aus 22 Nationen sind für den diesjährigen Bach-Wettbewerb hierher gereist. „Das ist spannend wie ein Krimi“, freut sich Inge Rosar, die Leiterin des Wettbewerbs. „Jedes Land hat seine eigene Kunstvorstellung und interpretiert Bach anders.“

Die Altersvorgaben? „Die Teilnehmer dürfen zum Zeitpunkt des Wettbewerbs nicht älter als 36 Jahre sein, d. h. geboren nach dem 1. April 1976“, heißt es in den Richtlinien nur. Johann Sebastian Bach gehört auch zu Lilas Lieblingskomponisten. Seit sie sechs Jahre alt ist, spielt sie Klavier. „Weil es irgendwie zu meinem Leben dazugehört“, sagt die junge Pianistin. Damals, vor sechs Jahren, hatte sie den berühmten chinesischen Pianisten Lang Lang im Fernsehen gesehen und war begeistert: „Das wollte ich auch können.“ Seitdem steht ihr Traum fest: Pianistin werden und in der Welt herumreisen. Schon jetzt gibt Lila Konzerte in ihrer Heimat Wien und nimmt an Wettbewerben teil. Irgendwann will sie mal in New York spielen, sagt Lila. Würzburg sei aber auch ein guter Anfang – und ihre erste Reise nach Deutschland. Gesehen hat sie in Würzburg bislang jedoch mehr Übungsräume als Sehenswürdigkeiten. „Wenn man bei einem Wettbewerb durchkommen will, muss man schon sehr viel üben“, weiß Lila.

Dabei ist Proben und Üben so gar nicht ihr Ding. Die Wienerin hält sich selbst nicht für besonders fleißig, wie sie selbstkritisch anmerkt. „Meistens übe ich nicht länger als eine Stunde am Tag.“ Trotzdem, Lila spielt schon jetzt wie ein kleiner Bach. Und für ihre Mitstreiter ist die Jüngste eine Teilnehmerin wie jede andere auch.

Konkurrenz? Der Wettbewerb soll kein Gegeneinander, sondern vielmehr ein Miteinander sein: „Die Teilnehmer unterstützen sich gegenseitig und finden sich auch über die Nationen hinweg“, sagt Organisatorin und Leiterin Inge Rosar. „Es sind sogar schon drei Ehen entstanden, und eine Russin ist mit ihrer Gastgeberfamilie so gut wie verwandt.“ Die meisten Teilnehmer kommen in Gastfamilien unter. Lila ist mit ihrer Mutter angereist. Das Küken zu sein, ist nicht nur vorteilhaft, erklärt die kleine Wienerin: „Die anderen Teilnehmer wissen schon, wie sie sich präsentieren müssen. Ich bin noch ganz unerfahren.“ Wenn Lila am Flügel sitzt und Bachs Suiten, Fugen und Präludien zu spielen beginnt, ist davon aber nichts zu merken. Im Gegenteil: Die Welt um sie herum scheint sie ganz zu vergessen.

„Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich einmal weltberühmt werde“, sagt die Zwölfjährige bescheiden. Plan B ist daher schon ausgetüftelt: Dolmetscherin werden. Noch ist ihr Traum, Pianistin zu werden, aber längst nicht ausgeträumt. Lilas erster Durchgang in Würzburg stand schon an. „Ich bin ganz schön aufgeregt“, hatte sie vorher gestanden. Ob Lila es in Runde zwei geschafft hat? Das wird die jüngste im Feld am heutigen Freitag erfahren.

Zuhören beim Bachwettbewerb: Die drei Durchgänge des Klavierwettbewerbs sind für alle Interessierten öffentlich zugänglich und kostenfrei. Der Wettbewerb läuft noch bis zum kommenden Donnerstag, 21. März, jeweils von 9.30 Uhr bis 16 Uhr in der Hochschule für Musik, Hofstraße 13.

 
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  • R. K.
    Schöner Text. Und das Video dazu ist gut gemacht. zwinkern
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