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WÜRZBURG
Nur kurzer Blick auf Königin Silvia
Hoher Besuch: Königin Silvia von Schweden in der Residenz an der Seite von Würzburgs OB Christian Schuchardt und AAsa Petersson, Geschäftsführerin der Region Mainfranken GmbH.
Foto: Patty Varasano | Hoher Besuch: Königin Silvia von Schweden in der Residenz an der Seite von Würzburgs OB Christian Schuchardt und AAsa Petersson, Geschäftsführerin der Region Mainfranken GmbH.
Claudia Kneifel
 |  aktualisiert: 16.12.2021 11:16 Uhr

Für die Würzburger, die vor der Residenz auf Ihre Majestät warteten, fiel der Tag enttäuschend aus, denn das Bad in der Menge musste für Königin Silvia aus Schweden aus Sicherheitsgründen entfallen. Mehr Glück hatten die Teilnehmer der World Childhood Fachtagung. Sie erlebten eine sympathische Königin, die sich mit ihrer Stiftung seit vielen Jahren für Kinderrechte einsetzt. „Der heutige Tag ist für uns alle ein guter Anfang, um jungen Flüchtlingen sichere Orte zu bieten und sie vor Missbrauch zu schützen“, sagte die 71-Jährige in ihrem Grußwort.

Im Jahr 2015 werden laut Schätzungen etwa 800 000 Flüchtlinge in Deutschland erwartet, fast die Hälfte davon sind Kinder und Jugendliche. Diesen Kindern, die oft schwer traumatisiert sind, eine Ausbildung und damit eine bessere Zukunft zu bieten, darüber diskutierten die etwa 200 Teilnehmer der Fachtagung.

„Politik und Gesellschaft stehen angesichts der Flüchtlingsströme vor großen Herausforderungen“, sagte Johannes-Wilhelm Rörig, Beauftragter der Bundesregierung für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs. Die Unterbringung von Kindern in Gemeinschaftsunterkünften ist ihm ein Dorn im Auge. „Ich bin in großer Sorge, dass Kinder dort nicht ausreichend vor sexuellen Übergriffen geschützt sind und zu wenig Hilfe bei der Bewältigung ihrer traumatischen Erlebnisse erhalten“, erklärte Rörig. Er forderte, Schritt für Schritt Mindeststandards in Unterkünften zum Schutz der Flüchtlingskinder vor sexueller Gewalt einzuführen. „Jede Einrichtung sollte mit einer Fachberatungsstelle zusammenarbeiten.“

Über Folgen der Traumatisierung von Flüchtlingskindern referierte Professor Jörg Fegert, Direktor der Uni-Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie in Ulm. „Wir müssen uns besonders um die unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge kümmern“, sagte Fegert. „Sie haben in ihrem Heimatland viel Schlimmes erlebt. Vor allem Kinder, die während der Flucht ihre Familie verloren haben, bräuchten professionelle Hilfe und einen strukturierten Alltag.

Die steigende Anzahl der Flüchtlinge wird die Gesellschaft und damit auch die Unternehmen für die nächsten Jahrzehnte prägen. „Ausbilden statt abschieben“, lautet daher das Motto von Hubert Schöffmann, bildungspolitischer Sprecher der Bayerischen Industrie- und Handelskammern. Weil allein in Bayern über 10 000 Ausbildungsplätze unbesetzt sind, fordert er drei Jahre Abschiebeschutz für Flüchtlinge während ihrer Ausbildung, und weitere zwei Jahre Zeit, um Berufserfahrung zu sammeln. „Wir müssen Flüchtlinge als Chance sehen, nicht als Bedrohung. Wir brauchen Flüchtlinge zur Fachkräftesicherung“, sagte er.

Die von der Childhood Foundation initiierte Ausbildungscharta für jugendliche Flüchtlinge sei ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Die ersten Unterzeichner dieser Charta waren die Region Mainfranken GmbH sowie zwölf Unternehmen aus der Region: „Ziel ist es, die gemeinsame Verantwortung für jugendliche Flüchtlinge nach außen sichtbar zu machen und so Motivation zur Nachahmung zu schaffen“, sagte AAsa Petersson, Geschäftsführerin der Region Mainfranken GmbH.

Die Unterzeichner der Charta verpflichten sich, jugendlichen Flüchtlingen Praktika- und Ausbildungsplätze anzubieten, eine Willkommenskultur zu pflegen und Personalprozesse zu überprüfen. Weitere Unterzeichner sind die Agentur für Arbeit Würzburg, AWO Unterfranken, Hotel Rebstock, Bürgerspital, Lackiererei Schleich, Ebert+Jacobi, Fränkische Rohrwerke, Gebr. Kirchner GmbH & Co. KG, Gluetec Industrieklebstoffe, SALT Solutions, Schützenhof Würzburg, Vogel Business Media GmbH, Volkmar Maschinenbau und Warema Renkhoff SE.

-> Das Thema Seite 6

World Childhood Foundation

Königin Silvia von Schweden hat die World Childhood Foundation 1999 gegründet, um vernachlässigten, missbrauchten und ausgebeuteten Kindern ein normales Leben schenken zu können. Mit mehr als 50 Millionen Euro hat die Stiftung seitdem über 500 Projekte in 17 Ländern unterstützt – etwa Bildungsprojekte für Straßenkinder in Kambodscha oder die Beratung von Waisen-Pflegeeltern in Russland oder schlicht Aufklärung über Kinderrechte.

Ein Fokus der Stiftung ist die Hilfe für sexuell missbrauchte oder davon bedrohte Kinder. Childhood hat keine eigenen Projekte. Die Stiftung unterstützt stattdessen Projekte von lokalen Nichtregierungsorganisationen. Seit einigen Jahren unterstützt Childhood auch Projekte für Flüchtlingskinder. In Deutschland wurden seit 1999 etwa 6,5 Millionen Euro gesammelt und ausgegeben. „Das Geld, das hier gesammelt wird, bleibt auch in Deutschland“, so Geschäftsführerin Susanne Labonde. Text: dpa

ONLINE-TIPP

Zum Nachlesen der Liveblog vom Besuch der Königin: www.mainpost.de

 
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