
Für viele Passagiere wurde die Zugfahrt zur Odyssee: Wegen gesundheitlicher Probleme einer Frau in einem Großraumabteil hatte die Deutsche Bahn (DB) am vergangenen Sonntagabend einen ICE teilweise geräumt und mehrere Wagen gesperrt. Sie sollten später desinfiziert werden. Mittlerweile wurden weitere Details zu dem Vorgang bekannt.
Um eine Gefährdung anderer Passagiere zu vermeiden, habe man die Wagen geschlossen, hatte eine Bahnsprecherin auf Anfrage mitgeteilt. Betroffen war der ICE 22 von Linz (Abfahrt 16.34 Uhr) nach Dortmund mit Halt auch in Würzburg. Den Verdacht, es könne sich um ein hochansteckendes Virus gehandelt haben, wollte die Bahn selbst nicht bestätigen.
Ärztin des Uniklinikums Würzburg war zufällig im Zug
Zeugen berichteten, dass sich eine Reisende übergeben musste. Es habe Hinweise auf eine Magen-Darm-Erkrankung gegeben, hatte die Bahn auf Nachbohren erklärt. Weitere Auskünfte gab es nicht. Auch die Mitreisenden hatten keine näheren Informationen zum Vorfall erhalten.
Entgegen der Darstellung der Bahn war beim Stopp in Regensburg kein Notarzt in den Zug geholt worden. Wie diese Redaktion zwischenzeitlich erfahren hat, befand sich eine junge Ärztin des Würzburger Uniklinikums zufällig im selben Wagen wie die erkrankte Frau. Sie kümmerte sich umgehend um die Patientin und übergab sie in Regensburg dem Rettungsdienst.
Verdacht auf Noro- oder Rotavirus bei erkrankter Reisender
Die Ärztin hatte einen Verdacht auf Noro- oder Rotaviren diagnostiziert. Beide sind sehr ansteckend und typische Auslöser von Magen-Darm-Infekten. Sie führen zu Durchfall, Übelkeit und Erbrechen.
Der Zugchef ließ daraufhin zunächst den Wagen räumen, in dem sich die erkrankte Frau befand. Während der Weiterfahrt wurden weitere Bereiche gesperrt, die Fahrgäste wurden auf die verbleibenden Wagen verteilt. In Nürnberg mussten dann alle Passagiere in einen eigens angehängten Zugteil umsteigen. Die gesperrten Wagen fuhren leer weiter.
Ob die erkrankte Frau tatsächlich mit dem Noro- oder dem Rotavirus infiziert war, ist bislang unklar. Der ICE kam am Würzburger Hauptbahnhof mit gut zwei Stunden Verspätung an.
Vorfall am Bahnhof in Hamburg: Verdacht auf ein ansteckendes Virus
Erst vor wenigen Wochen hatte ein Virusvorfall bei der Bahn für Schlagzeilen gesorgt: In Hamburg war ein ganzer Bahnsteig gesperrt worden, weil sich dort ein Fahrgast mit Verdacht auf das lebensbedrohliche Marburg-Virus aufgehalten hatte.
Im ICE 22 an diesem Sonntag war es bereits am Hauptbahnhof in Passau zu wilden Szenen gekommen: Weil ein geplanter zweiter Zugteil dort nicht angehängt werden konnte, waren die aus Linz kommenden Wagen nach dem Zusteigen vieler Reisender heillos überfüllt. Der Zug wurde teilweise zwangsgeräumt: Alle Fahrgäste ohne Sitzplatz mussten nach Aussagen von Mitreisenden wieder aussteigen und schauen, wie sie anderweitig weiterkamen.
Zug Richtung Würzburg bereits in Passau wegen Überfüllung teilgeräumt
"Aus Kulanz", sagte eine Bahnsprecherin am Montag, hätten die Betroffenen einen Reisegutschein erhalten. Erst mit einer Stunde Verspätung konnte der Zug den Passauer Bahnhof verlassen. Zugräumungen kämen in der Praxis "äußerst selten" vor, heißt es von der Bahn. Hintergrund seien Sicherheitsaspekte: Ein Zug dürfe nicht weiterfahren, wenn die Sicherheit der Reisenden nicht mehr gewährleistet werden kann.
Wie die Bahnsprecherin erklärt, könne dies aufgrund versperrter Flucht- und Rettungswege der Fall sein. Wenn die Fahrgäste bei einer starken Auslastung nicht über den Zug verteilt werden können, "ist eine Weiterfahrt zur Sicherheit der Fahrgäste nicht möglich". Die Entscheidung darüber, ob ein Zug überbesetzt ist und nicht weiterfahren kann, treffe der Zugchef oder die Zugchefin im Absprache mit der Verkehrsleitung.
(Der Beitrag wurde am 8.11. aktualisiert)
Und auch ohne Virus.