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WÜRZBURG
Noch gibt es den Wolf in Mainfranken nur als Gerücht
Symbolbild Wolf       -  ARCHIV - Ein Wolf (Canis lupus) ist in seinem Gehege im Wildpark Schorfheide in Groß Schönebeck (Brandenburg) am 05.04.2016 zu sehen.
Foto: Patrick Pleul (dpa-Zentralbild) | ARCHIV - Ein Wolf (Canis lupus) ist in seinem Gehege im Wildpark Schorfheide in Groß Schönebeck (Brandenburg) am 05.04.2016 zu sehen.
Bearbeitet von Anna Kipnis
 |  aktualisiert: 29.02.2024 15:39 Uhr

Der Wolf kehrt auch nach Bayern zurück: In diesem Jahr wurden Wölfe bereits in Straubing, in Amberg-Sulzbach und zuletzt in Neumarkt in der Oberpfalz gesichtet, und wahrscheinlich ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis das erste Tier im Spessart oder in der Rhön auftaucht. So stellt sich zum 30. April, den der Naturschutzbund Deutschland jährlich zum „Tag des Wolfes“ ausruft, die Frage: Ist die Rückkehr des Raubtiers, neben Waffenrechtsverschärfungen, ein Grund dafür, dass den Jägern das Leben immer schwerer gemacht werde, wie es unlängst der Präsident des Bayerischen Jagdverbandes, Jürgen Vocke, sagte?

Jagd sorgt für kontroverse Meinungen

Auch in Unterfranken müssen sich Jäger zahlreichen Herausforderungen stellen. Eine seien Vorurteile, wie Andreas Treitl, Vorsitzender der Jägervereinigung Kahlgrund (Lkr. Aschaffenburg), erzählt. Die Jagd sorge für kontroverse Meinungen, so viel sei gewiss. Und dennoch: „Immer mehr junge Leute und insbesondere Frauen machen eine Jägerausbildung. Die Nähe zur Natur ist der große Reiz.“ Rund 48 000 Jagdscheinbesitzer gibt es in Bayern. Doch das Problem seien nicht diejenigen, die Interesse an der Jagd haben, so Treitl: „Wir haben mit der Verstädterung zu kämpfen, es gibt immer mehr Vorurteile. Einige Leute denken, wir gingen in den Wald, um Bambi zu töten.“

Manfred Ländner, Vorsitzender der Kreisgruppe Würzburg des Landesjagdverbands Bayern und Mitglied des Bayerischen Landtags, sieht einen Naturschutzauftrag. „In der Brut und Setzzeit sollten die Leute ihre Hunde anleinen und Jungtiere nicht berühren. Diese werden sonst von den Eltern abgestoßen.“ Ländner will bewusst machen, dass Jäger versuchen, auf verschiedenen Wegen Menschen darüber aufzuklären, wie die Natur genutzt und geschützt werden kann.

Jäger werden oft unter Generalverdacht gestellt

Andreas Treitl aus Kahlgrund betont, dass auch die Tötung nicht willkürlich passiert: „Ich weiß so, woher das Fleisch kommt.“ Viele Menschen aber stellen Jäger unter einen Generalverdacht, so Treitl. Das stört ihn: „In den seltensten Fällen passieren Straftaten mit legalen Waffen. Die illegalen stellen das Problem dar.“ Das nationale Waffenrecht wird derzeit im Bundestag diskutiert. Von den Anpassungen werden alle Inhaber der waffenrechtlichen Erlaubnis betroffen sein. Diese Verschärfungen im Waffenrecht sieht Andreas Treitl kritisch: „Waffen in einem Tresor zu halten, ist sinnvoll. Mit weiteren Auflagen straft man die falschen Leute. Man sollte nicht alle Waffenbesitzer pauschalisieren.“

Einen bürokratischen Mehraufwand wird es dadurch aber nicht geben, wie Oliver Platzer, Pressesprecher des Bayerischen Innenministeriums, erklärt: „Aus waffenrechtlicher Sicht wird sich an den Grundzügen der Jagd und dem Verwaltungsaufwand gegenüber dem heutigen Stand nichts ändern.“

Bleibt der Wolf dem Jäger als Herausforderung. Auch Andreas Treitl merkt, dass das Tier zum Thema wird: „Durch den Spessart streifen einige Wölfe.“ Aber nur als Gerüchte, sagt er. Doch der Wolf werde über kurz oder lang kommen, „das ist gewiss“. Laut Bayerischem Landesamt für Umwelt sind derzeit 46 Rudel und 15 Wolfspaare in Deutschland verzeichnet. Im Vorjahr waren es 15 Rudel weniger.

Schwierigkeiten durch den Wolf für Schafe und Tierhalter

In Konkurrenz zum Jäger sieht ein Sprecher des Landesamtes den Wolf nicht: „Wölfe erbeuten bevorzugt Tiere, die für menschliche Jäger weniger attraktiv sind, wie junge oder sehr alte sowie geschwächte Tiere. Bei einer dauerhaften Anwesenheit von Wölfen ist eine Anpassung des Verhaltens der Beutetiere zu erwarten.“ Doch diese Anpassung sieht Jäger Treitl das Problem: „Das Wild, das wir jagen, wird scheuer, weil es sich anpasst. Das erleichtert uns die Jagd nicht.“

Dennoch glaubt Treitl, dass nicht Jäger die „Hauptleidtragenden“ seien: „Schaf und Tierhalter können eher Schwierigkeiten durch den Wolf bekommen.“ Das Landesamt für Umwelt reagiert auf die Sorgen der Nutztierhalter mit einem „Wildtiermanagement zur Konfliktminimierung.“ Bislang seien Entschädigungsfälle nur vereinzelt gezahlt worden: „Beim Riss von Nutztieren durch Wolf, Luchs und Bär gewährt der Freistaat auf freiwilliger Basis Zahlungen aus dem Ausgleichsfonds Große Beutegreifer.“

Auch Begegnungen mit Menschen schließt Andreas Treitl nicht aus. Bewusstsein schaffen sieht er deshalb als Auftrag an: „Viele Menschen wissen nicht, was in der Natur passiert. Das Bewusstsein für das, was draußen abläuft, muss wieder geschaffen werden. Wir müssen viel aufklären.“

 
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