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Würzburg
"No photos on the dancefloor"
Das Tanzstück 'no photos on the dancefloor' ist am Samstag, 12. Oktober, um 19.30 Uhr in der Theaterhalle am Dom in Würzburg zu erleben.
Foto: Rainer Gräf | Das Tanzstück "no photos on the dancefloor" ist am Samstag, 12. Oktober, um 19.30 Uhr in der Theaterhalle am Dom in Würzburg zu erleben.
Elke Tober-Vogt
 |  aktualisiert: 14.10.2024 02:32 Uhr

Der Gegensatz ist krass: Als Zuschauer fühlt man sich ein wenig wie in einem kuscheligen Tanzcafé der 1950er Jahre: ein buntes Sammelsurium an Sesseln, plüschigen Sofas und Partnertischchen. Kaum hat man es sich gemütlich eingerichtet, wird man hineingeschossen in die surreale Clubatmosphäre der Neuzeit. Hier der Leuchtglobus und die Stehlampe – dort die funkelnde Diskokugel und zuckende Lichteffekte.

"No photos on the dancefloor" heißt die neue Produktion des "kollektiv anderer Tanz" in der Theaterhalle am Dom, die am Wochenende Premiere hatte und vor ausverkauftem Haus verdientermaßen gefeiert wurde. Thomas K. Kopp als künstlerischem Leiter und seinen Mit-Kreativen – darunter Katharina Lehmann (künstlerische Assistenz), Johannes Warnke (Kostüme) und Chris Adam (Sounddesign) – ist es gelungen, die Idee vom "Zwischenraum", die sich bereits in früheren Produktionen entwickelt hat, konsequent weiterzuführen.

Losgelöst von jeglichen konkreten Bezügen begeben sich die fabelhaft agierenden Tänzerinnen Sophie Charlotte Becker, Lilly Bendl, Sonja Golubkowa und Yana Madriyani in eine Welt, für die es kaum Rollenmuster gibt, in der sich Individuen auflösen, Energie und Ekstase Menschen erfassen und zu einem Schwarm verschmelzen, Körper und Geist überfordert werden, bis die Nacht sich schließt und wiederum Individuen ins Leben entlässt: der Club.

Alles gehört nur dem Individuum

Den Musikstil des DUB hat Kopp gewählt, in welchem ein Remix von Reggae-Sounds eine dumpf wummernde musikalische Körperlichkeit entstehen lässt. Kopp nennt dies "mantraartig" und genauso suggestiv führen die langen, ineinander übergehenden Titel die Tänzerinnen von ganz individuellen Ausdrucksformen hin zu einer einheitlich wabernden und fokussierten Masse. Wie in Trance folgen sie dem Puls, den die Musik vorgibt, spielen ihr enormes Repertoire an Ausdruckskraft und -vielfalt aus, verschwinden komplett in einer Welt, in der fast jede Äußerlichkeit egal ist und nur zählt, "dass wir heute Nacht hier sind".

Sie werden zu Derwischen, zucken wie unter Strom, blicken zwischendurch in den Spiegel des Publikums, genießen eine Art von "temporärer Freiheit" und bemerken dabei nicht, wie gleich ausgerichtet sie sind. Bewundern muss man neben aller Performance-Kunst auch die geistig- körperliche Kondition der Tänzerinnen, die schließlich in eine heile Welt diffundieren und entschweben. Blütenblätter im Kopf, ein Schwan, eine Schaukel, das All – und von alledem gibt es keine Fotos, alles gehört nur dem Individuum. Eine grandiose Leistung.

Weitere Aufführungen finden am 12., 19. und 20. Oktober, dem 2. und 3. November statt. Karten sind erhältlich unter Tel.: (0931) 4525855.

 
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