
Der Naturliebhaber Richard Öchsner aus Prosselsheim betreut seit Jahren den Wald und die gemeindlichen Nistkästen. Er hat darin große Erfahrung. Zusammen mit der Naturschützerin und Ärztin Ursula Arras aus Püssensheim, sie ist im BUND Naturschutz aktiv, haben sie über Jahre die Vögel und deren Nistkästen im Auge. Worauf es ankommt, erklären die beiden wie folgt.
Richard Öchsner: In den 70er Jahren wurde im Rahmen der Flurbereinigung von mir angeregt und mit Zustimmung des Pflanzungsbeauftragten Konrad König in der damaligen Teilnehmergemeinschaft Prosselsheim, hundert Holzbeton-Nistkästen an die Bürger und die Gemeinde für ihre Streuobstwiesen und Waldstücke zu verteilen. Heute sind es noch etwa zwanzig Nistkästen, die ich sehr intensiv betreue.
Ursula Arras: Seit etwa fünf Jahren sind etwa zehn Nistkästen im Bereich von Püssensheim und einige in unserem Garten.
Öchsner: Durch den Klimawandel fangen manche Vögel schon früher zu brüten an. Deshalb müssen weit vor der eigentlichen Brutzeit die Kästen gereinigt werden. Außerdem suchen die Vögel noch vor ihrer "Vogelhochzeit" den schönsten Kasten aus. Ich reinige deshalb gerne in der Winterzeit bei Frost, so ungefähr Ende Januar/Anfang Februar die Kästen. Dabei entferne ich mit Handschuhen und Handbesen das gesamte Nistmaterial, um eventuelle Vogelflöhe oder Parasiten zu entfernen. Falls das Nestmaterial nicht vollständig zu entfernen ist, wasche ich mit reinem Wasser ohne Spül- oder Desinfektionsmittel den Kasten aus. Aber auch kleinere Reparaturen wie Schiefstand oder wetterbedingte Dachschäden werden vor Ort erledigt.
Öchsner: Es gibt verschiedene Lochöffnungen in den Kästen. So bevorzugt die Kohlmeise ein Loch mit 32 Millimeter. Blaumeisen, Sperling, Kleiber, Baumläufer lieben eine Lochöffnung von 28 Millimeter
Arras: Aber die meisten sind Kohl- und Blaumeisen, Sperlinge und Stare.

Öchsner: Die ersten Nistkästen wurden aus hohlen Baumstämmen mit Loch, Fuß-und Deckel gebaut (s. Bild). Die meisten selbstgebauten und die im Handel angebotenen sind aus Holz. Aber es gibt auch die etwas teureren aus Holzbeton, sie haben über die Jahreszeiten ein gutes ausgewogenes Klima. Diese werden besonders gern von den Vögeln angenommen und bieten durch ihre Form einen großen Schutz gegen Greifbeuter oder Marder.
Arras: Die Kästen aus Holzbeton sind zwar sehr gut, wiegen aber viel und lassen sich deshalb schwerer händeln, vor allem, wenn sie in großer Höhe hängen.
Öchsner: Vögel lieben es, früh auf die Jagd zu gehen (der frühe Vogel fängt den Wurm). Deshalb sollte das Einflugloch in Richtung Osten zeigen. Aber auch wegen unserer regionalen Westwinde mit Regen bleibt so das Loch immer trocken. Der Anflug zum Loch sollte möglichst frei von Ästen sein. Damit Haustiere wie Hund und Katze nicht heran kommen, sollte der Kasten auf mindestens zwei Meter Höhe hängen, besser sind jedoch drei Meter, wenn der astfreie Baumstamm es zulässt.
Arras: Nicht in praller Sonne und witterungsgeschützt sollte er hängen.
Öchsner: Ja das geht und nach Aussage unseres Revierförster Germann-Michael Hahn wird der Wuchs des Baumes nicht beeinträchtigt. Bei der Auswahl der Schraube oder Nägel sollte man auf jeden Fall Aluminiumnägel benutzen. Bei Nutzung von Stahlschrauben oder -Nägeln kann bei der späteren Holzbearbeitung das Schneidewerkzeug beschädigt werden. Deshalb lieber keine Stahlschrauben.
Arras: Ja, Aluminiumnägel sind gut.
Öchsner/Arras: Nein, das ist nicht notwendig, die Vögel suchen sich ihr Nistmaterial selbst.

Öchsner: Nicht immer, deshalb gibt es Kästen mit Marderschutz, indem das Loch mit einem Blechschutz versehen ist oder der Kasten unterhalb des Lochs schräg nach hinten läuft, sodass die Katze oder der Mader keinen Halt am Kasten finden und so mit ihrer Pfote die Brut nicht gefährden können.
Arras: Es gibt geschützte Kästen. Allerdings sind die Jungvögel einer extremen Gefahr ausgesetzt, sobald sie die Nistkästen verlassen. Sie müssen das Fliegen erst lernen und benötigen Schutz durch dichte Hecken, Asthaufen oder ähnlichem. Leider sind die vielgestaltigen Landschaftsstrukturen häufig nicht mehr vorhanden, so dass die Jungvögel sehr schnell Opfer von Fressfeinden werden.
Öchsner: Nach der Brutzeit gehen auch schon mal gerne andere Tiere rein. Meist sind es Heckenbewohner wie die Gelbhalsmaus, die die geschützte Behausung als Schlafplatz nutzt. Doch sehr überrascht war ich, als ich einen Kasten sauber machen wollte und ich Hummeln im Winterschlaf vorfand. Oft nutzen auch Feuerwanzen, Ohrwürmer oder andere Insekten diese Behausung zu Überwinterung.
Arras: Wir hatten einmal Hornissen in einem Nistkasten. Übrigens muss man keine Angst vor Hornissen haben. Lässt man sie in Ruhe, wird man selbst auch in Ruhe gelassen.