Der Journalist und Buchautor Niklas Frank hat sich bereits in mehreren Büchern mit der nationalsozialistischen Vergangenheit seiner Eltern auseinadergesetzt. Sein Vater war zwischen 1939 und 1945 als Generalgouverneur im von Deutschland besetzten Polen an zahlreichen Kriegsverbrechen beteiligt und wurde als „Schlächter von Polen“ bekannt, seine Mutter erhielt aufgrund ihres aufwändigen Lebenswandels den Beinamen „Königin von Polen“. Nach Ende des Zweiten Weltkrieges wurde sein Vater im Nürnberger Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher angeklagt, 1946 zum Tode verurteilt und gehängt.
Das aktuelle Buch
Wie skandalös und komisch sich die Deutschen später beim Entnazifizieren reingewaschen haben, erklärt Frank in seinem aktuellen Buch „Dunkle Seele, faules Maul“, aus dem er auf Einladung der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Würzburg in Kooperation mit dem „Würzburg liest“ e.V. am Donnerstag, 1. März, im Theater am Neunerplatz lesen wird.
Um 11 wird es eine einstündige Lesung für Schülerinnen und Schüler geben, die anschließend Fragen an den Autor stellen können, hier ist eine Anmeldung im Theater am Neunerplatz, Tel. (0931) 41 54 43 erforderlich. Der Eintritt beträgt drei Euro. Am Abend findet um 20 Uhr eine zweite Lesung für erwachsene Zuhörer statt. Hierfür kosten die Karten zehn (ermäßigt sieben) Euro. Vorbestellung sind unter der angeführten Telefonnummer möglich.
Franks böse Analyse
Anhand zahlloser Akten erzählt Niklas Frank empörende, aber auch absurd komische Fälle aus der Zeit der Entnazifizierung zwischen 1945 und 1951. Dreist, so der Autor, verkauften damals Mitglieder und Nutznießer der NSDAP die Spruchkammern für dumm und retteten sich ohne Reue ins demokratische Deutschland. Böse analysiert Frank, dass ein direkter Weg von damals zum heutigen Verhalten der schweigenden Mehrheit der Deutschen führt. Neben Prominenten wie Lina Heydrich, Oskar von Hindenburg, Emmi Göring, Winifred Wagner interessiert sich Frank vor allem für die vielen unbekannten Nazis, die das unmenschliche System gestützt und bejubelt haben.
Parallelen zu Amichai
Die Kooperation mit „Würzburg liest ein Buch“, das in diesem Jahr Jehuda Amichais Roman „Nicht von jetzt, nicht von hier“ behandelt, ergab sich, dass Frank wie Amichai den Umgang mit der Nazi-Vergangenheit im Nachkriegsdeutschland zum Gegenstand ihrer Bücher machten.