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Würzburg
Nicht nur Hasen mögen Karotten
Ein Forschungsteam der Julius-Maximilians-Universität hat das Verhalten der Feldhamster näher untersucht.
Foto: Uwe Anspach, dpa | Ein Forschungsteam der Julius-Maximilians-Universität hat das Verhalten der Feldhamster näher untersucht.
Bearbeitet von Lena Berger
 |  aktualisiert: 17.05.2021 02:13 Uhr

Der Feldhamster gehört zu den bedrohten Tierarten in Mitteleuropa – vor allem wegen der intensiven Landwirtschaft. Die Tierökologie der Uni Würzburg hat nun untersucht, wie die kleinen Tiere damit umgehen.

In den vergangenen Jahrhunderten hat sich die Landnutzung auf der ganzen Welt massiv verändert. Vor allem die Intensivierung der Landwirtschaft sorgt dafür, dass die Artenvielfalt von Tieren zurückgeht. In Mitteleuropa ist davon der Feldhamster ganz besonders betroffen. Nach der Getreideernte, die inzwischen viel früher beginnt als noch vor 100 Jahren, verlieren Feldhamster eine wichtige Nahrungsquelle – und vor allem die lebenswichtige Versteckmöglichkeit.

Wie die kleinen Tiere damit umgehen, ist bislang nicht bekannt. Doch ein Forschungsteam der Julius-Maximilians-Universität (JMU) Würzburg hat das Verhalten der Feldhamster näher untersucht. Das Ergebnis: Besonders eine Gemüsesorte eignet sich hervorragend als Futterquelle und deren Felder als Versteck für die Tiere.

Geeignete Zwischenstation für Feldhamster

Das Team der JMU hat laut der Pressemitteilung der Würzburger Universität im Jahr 2019 insgesamt 45 Felder um Bergtheim unter die Lupe genommen und untersucht, wie sich Feldhamster nach der Getreideernte verhalten. Dazu wurden aktive Hamsterbaue in Wintergetreide und den zwei wichtigsten Sonderkulturen der Region, Karotte und Rotkohl, vor und nach der Getreideernte erfasst.

Vor der Getreideernte waren aktive Hamsterbaue vor allem im Getreide vorhanden, nur sehr wenige in Karotte oder Rotkohl. Nach der Getreideernte drehte sich das Bild: Auf den abgeernteten Getreidefeldern waren nur noch wenige Hamsterbaue zu finden, während deren Anzahl in Karottenfeldern stark zugenommen hatte, nicht jedoch in Rotkohlfeldern.

„Folglich eignen sich Karottenfelder als Alternativhabitate für Feldhamster nach der Getreideernte. Da einige Karotten-Sorten erst spät im Herbst geerntet werden, bieten sie Schutz, bis der Feldhamster sich zur Überwinterung in tiefe Winterbaue zurückzieht“, erklärt Professor Jochen Krauss, Lehrstuhl für Tierökologie und Tropenbiologie am Biozentrum der JMU. „Gerade diese spät geernteten Karottensorten könnten durch gezielte Förderung einen wichtigen Beitrag zum Schutz des Feldhamsters in den Agrarlandschaften seines Verbreitungsgebiets leisten“, ergänzt Fabian Bötzl, Doktorand am Lehrstuhl Tierökologie.  

Zusammenarbeit von Forschung und Behörden

Für das Team der Tierökologie steht fest: Für den Fortbestand der Feldhamsterpopulationen in Unterfranken braucht es ein Zusammenspiel von Forschung, Behörden und Landwirten. „Eine gezielte Förderung von geeigneten Alternativhabitaten sowie Feldfrüchten, die dem Hamster nach Verlust der Getreidefelder genügend Deckung und Schutz bieten, könnte dabei ein Schlüsselelement bilden“, erklärt Vanessa Bald, die die Feldstudie in ihrer Masterarbeit an der Tierökologie der JMU durchgeführt hat und jetzt für die Höheren Naturschutzbehörde (Regierung Unterfranken) arbeitet. Zusammen mit den Landwirten kann so das Überleben des Feldhamsters in der Agrarlandschaft ermöglicht werden.

Die Tierökologie der JMU will bei diesen und anderen ökologischen Themen auch weiterhin mit der Höheren Naturschutzbehörde Unterfrankens zusammenarbeiten. Die Behörde hatte auch die aktuelle Untersuchung bereits finanziell und planerisch unterstützt. In Zukunft soll etwa geklärt werden, ob Hamster in den Karottenflächen auch ausreichend geeignete Nahrungsvorräte für die Überwinterung ablegen und überwintern können.

 
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