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GIEBELSTADT
New York, Paris, Giebelstadt
Zu Gast im Atelier des Modelabels Odeeh       -  „Meine Lieblingsmarke ist Odeeh“, schwärmt die Entertainerin Anke Engelke in einem Interview. Odeeh – das sind die Designer Otto Drögsler und Jörg Ehrlich. Laut Vogue zählen die beiden zu den Trendsettern des Berliner Modesalons. Seinen Sitz hat das Modelabel im unterfränkischen Giebelstadt (Lkr. Würzburg). In ihrem Atelier, einem ehemaligen Supermarkt, entsteht alles, was Frauenherzen höher schlagen lässt: Röcke, Blusen, Kleider, Hosenanzüge, Culottes . . . Lange, weiße Tische und Regale teilen den ausrangierten Supermarkt in verschiedene Zonen. An den Wänden pinnen Hunderte von Skizzen mit farbigen Stoffproben. Auf Kleiderstangen hängen Kleider, Hosen und Röcke der Sommerkollektion. Zwischen Schneiderpuppen surren Nähmaschinen, telefonieren Mitarbeiter, zischt ein Dampfbügeleisen. Gerade laufen hier die Vorbereitungen für eine Modenschau am nächsten Dienstag im Rohbau des Berliner Stadtschlosses.  Mitten im Raum läuft ein Model auf und ab. Sie probiert ein Kleid an. Otto Drögsler prüft, wie es sitzt. „Die Taschen sitzen zu weit oben“, ruft der Designer. Er greift zur Schere, trennt eine Brusttasche wieder ab. Mit Stecknadeln bringt er die Tasche in eine neue Position. Alle Kleider werden zunächst aus weißem Nesselstoff genäht. „Es geht um den perfekten Schnitt, um die Silhouette“, klärt Jörg Ehrlich auf. Bis beide Designer zufrieden sind, kann es dauern. „Wir sind zwei Dickköpfe“, lacht Ehrlich. Erst wenn der Schnitt perfekt ist, wird ein Musterteil des jeweiligen Kleidungsstücks aus hochwertigen Stoff genäht. Die Firma Odeeh – der Name ist ein Spiel mit den Initialen der Designer – gibt es seit 2008. Vier Kollektionen pro Jahr gehen vom Industriegebiet in Giebelstadt hinaus in Metropolen wie New York, Paris, London, Berlin oder München. Drögsler und Ehrlich entwerfen gehobene Damenmode für die Frau ab 35 Jahren: Kleider, Shirts, Blazer, Jacken, Hosen. Zwölf Jahre haben die beiden als Chefdesigner der Marke René Lezard in Schwarzach (Lkr. Kitzingen) gearbeitet. „Wir hatten eine tolle Zeit in Schwarzach, dann musste etwas Neues kommen“, sagt Ehrlich. Kleiner, feiner, frei und eigen wollten sie sein.  „Wir haben einen Beruf, bei dem das Endergebnis andere Menschen glücklich machen soll“, sagt Otto Drögsler, 57 Jahre, das gelbe Schneidermaßband trägt er immer um den Hals. Der Österreicher hat in Wien Modedesign an der Hochschule für Angewandte Kunst in den Meisterklassen von Karl Lagerfeld und Jil Sander studiert. „Otto ist der kreative Part von uns“, sagt Ehrlich. Der 52-Jährige ist ausgebildeter Herrenschneider und studierte an der Fachhochschule Niederrhein Gestaltung. Franken und die große Mode. Das ist kein Widerspruch, sondern hat längst Tradition. Im „Mode-Mekka“ zwischen Würzburg und Aschaffenburg fühlen sich Modemacher offenbar besonders wohl: s. Oliver, Drykorn, René Lezard, Minx, Basset, Immer wieder siedeln sich hier Designer an. Odeeh gehört seit acht Jahren auch dazu. „In der Presse sind wir sehr gut vertreten“, sagt Ehrlich. Egal ob Elle, Brigitte, Vogue, Instyle, Harpers Bazar oder Zeit-Magazin: Odeeh – angesiedelt im oberen Premiumsegment – gilt laut Vogue als das Zugpferd in der deutschen Designerlandschaft. Das Ziel: „Größer werden und trotzdem klein denken. Und in kleinen Strukturen verhaftet bleiben“, sagt Ehrlich.   Modeblogger findet er überbewertet. „Für unsere Zielgruppe, die erwachsene Frau, die über ein bestimmtes Einkommen verfügt, spielen Modeblogs keine so große Rolle.“ Diese Frauen wollten Qualität, und die liefere Odeeh: Produziert also genäht wird unter anderem in Königsberg (Lkr. Haßberge), die hochwertigen Stoffe kommen aus Norditalien. Im Atelier in Giebelstadt ist immer viel zu tun: „Nach der Kollektion ist vor der Kollektion“, sagt Ehrlich. Mit ihrem 15-köpfigen Team entwerfen und managen die Designer vier Kollektionen pro Jahr. s.Oliver im Vergleich bietet den Kunden zwölf Kollektionen im gleichen Zeitraum. Doch die Mode, die in Giebelstadt entsteht, will exklusiv sein: 140 Händler weltweit bieten Odeeh in ausgewählten Läden an. Auch der Würzburger Modeladen Habakuk oder Linea in Aschaffenburg verkaufen die Mode aus Giebelstadt. Seit 2014 gibt es auch einen eigenen Odeeh-Store im Shoppingcenter Bikini Berlin, direkt am Zoologischen Garten in Berlin.  Bunte Hemdblusenkleider, Culottes, kurze Hosen, die an Thai-Boxer erinnern: In Giebelstadt sieht man schon heute, wie die Mode im nächsten Sommer aussehen wird. Auf die Show in Berlin freuen sich beide Modedesigner sehr: „Der Regierende Bürgermeister von Berlin, Michael Müller, wird kommen, genauso wie der Intendant der Staatsoper, Jürgen Flimm und viele Schauspieler“, sagt Ehrlich, der hofft, dass sein Modelabel die Herzen der Zuschauer erobern wird. Vielleicht wird auch Anke Engelke unter den Gästen sein: „Sie ist einfach toll und es freut uns sehr, dass sie unsere Kleider trägt.“
Foto: Daniel Peter | „Meine Lieblingsmarke ist Odeeh“, schwärmt die Entertainerin Anke Engelke in einem Interview. Odeeh – das sind die Designer Otto Drögsler und Jörg Ehrlich.
Claudia Kneifel
 |  aktualisiert: 29.06.2016 03:29 Uhr

„Meine Lieblingsmarke ist Odeeh“, schwärmt die Entertainerin Anke Engelke in einem Interview. Odeeh – das sind die Designer Otto Drögsler und Jörg Ehrlich. Laut Vogue zählen die beiden zu den Trendsettern des Berliner Modesalons. Seinen Sitz hat das Modelabel im unterfränkischen Giebelstadt (Lkr. Würzburg). In ihrem Atelier, einem ehemaligen Supermarkt, entsteht alles, was Frauenherzen höher schlagen lässt: Röcke, Blusen, Kleider, Hosenanzüge, Culottes . . .

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