Wenn früher der Landrat zur Visite in eine Gemeinde kam, dann gab es durchaus auch einmal deutliche Belehrungen. Nämlich dann, wenn Satzungen veraltet oder gar keine vorhanden waren. Anders bei Helmut Weiß, Landrat des Landkreises Neustadt-Bad Windsheim. Der legt seinen Schwerpunkt darauf, dass er und seine Abteilungsleiter die Gemeinden und deren Betriebe und Einrichtungen, vor allem die kleineren, besser kennen lernen. Diesmal ging es nach Hemmersheim.
Hemmersheim mit seinen Ortsteilen Gülchsheim, Lipprichhausen und Pfahlenheim ist zwar was die Einwohnerzahl angeht mit insgesamt 635 Bewohnern die kleinste Gemeinde im Landkreis Neustadt/Aisch-Bad Windsheim, flächenmäßig jedoch nicht. Mit Gülchsheim grenzt die Gemeinde an Hopferstadt und damit an den Landkreis Würzburg.
Bürgermeister Karl Ballmann ist der einzige Kandidat für dieses Amt bei den anstehenden Kommunalwahlen. Die wichtigste Aufgabe der Gemeinde sei die Abwasserversorgung. Die Gemeinde hat noch eine Teichkläranlage, die sie so ertüchtigen will, dass sie für die nächsten 20 Jahre ausreicht. Gemeinderat Axel Brand antwortete auf die Nachfrage des Landrats, dass man sich im Gemeinderat entschlossen habe, diesen Weg zu gehen, statt den Anschluss an eine größere Kläranlage zu suchen.
"Wir haben erbittert darüber debattiert", sagte Brand. Doch dies sei die kostengünstigste Lösung für die Gemeinde, auch wenn sie nicht der allgemeinen politischen Linie entsprechen würde. "Aber wir sind am Rande von Mittelfranken zu Unterfranken, das ist wie beim gallischen Dorf", scherzte Brand. Die Teiche seien zudem so schön, dass sogar darin gebadet werde. Das sei aber nicht erlaubt, worauf nun Schilder hinwiesen.
In jedem Ortsteil seien Bauplätze vorhanden oder würden ausgewiesen werden, berichtete Karl Ballmann. 14 bis 15 seien es in Hemmersheim (207 Einwohner), wobei noch nicht alle erschlossen seien, in Gülchsheim (228 Einwohner) sei die Erschließung für neun Bauplätze vergeben, in Pfahlenheim (89 Einwohner) entstünden sechs Baugrundstücke auf dem Gelände, auf dem früher einmal ein Campingplatz geplant gewesen sei. Die Gemeinde habe zudem wenig Probleme mit Leerstand. Zudem verfüge man noch über eine eigene Deponie. Der stellvertretende Bürgermeister Bernhard Breunig erklärte, dass man über die Anschaffung eines Feuerwehrfahrzeuges – derzeit gäbe es nur Anhänger – berate.
In Gülchsheim praktiziert ein Allgemeinarzt, ansonsten sei man medizinisch Richtung Ochsenfurt orientiert. In Lipprichhausen hat die Gemeinde die Grundschule, in Hemmersheim den Kindergarten Lindenbaum. Letzteren zeigte Kindergartenleiterin Silke Yarbrough Holz der Landkreis-Delegation. Die Kinder empfingen die Gäste mit Liedern.
Wo die Veeh-Harfe gebaut wird
Steinsägen, Schleifgeräte und Meißel bekam die Delegation dann beim Steinmetzbetrieb Siegfried Nagel in Hemmersheim zu Gesicht. Der berichtete, dass die Nachfrage nach heimischen Muschelkalk steige. Die Beschriftung von Grabsteinen ist schon eine filigrane Arbeit, noch filigraner geht es in Gülchsheim bei der Firma Hermann Veeh zu, wo Johanna Veeh-Krauß und ihr Bruder Martin Veeh die Veeh-Harfe produzieren, die Vater Hermann Veeh entwickelt hat.
Das Zupf-Instrument hat sich längst über Deutschland verbreitet, zum Beispiel bis nach Japan. Landrat Weiß und Bürgermeister Ballmann spielten gemeinsam das Lied "Großer Gott wir loben Dich". Letzte Station des Besuchs war die Physiotherapie im Landhaus von Lutz Kemmer in Pfahlenheim. Kemmer betreibt die Praxis seit Oktober, als er den Schritt in die Teilselbstständigkeit gewagt hatte.