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WÜRZBURG
Neues Wasserwerk am Bahnhof kostet 14 Millionen Euro
Durch baustammdicke Rohre fließt das Wasser der Bahnhofsquelle unter dem Hauger Ring ins Wasserwerks und wird nach der Aufbereitung ins Netz gepumpt.
Foto: Alle Theresa Müller | Durch baustammdicke Rohre fließt das Wasser der Bahnhofsquelle unter dem Hauger Ring ins Wasserwerks und wird nach der Aufbereitung ins Netz gepumpt.
Manuela Göbel
 |  aktualisiert: 03.12.2019 09:09 Uhr

Schraubenschlüssel klirren, Schleifscheiben kreischen, es riecht nach verbranntem Metall. Monteure tragen Stahlrohre in die Halle, andere tragen Verpackungsmaterial raus und dazwischen steht Armin Lewetz und strahlt. Hinter dem Geschäftsführer der WVV-Tochter Trinkwasserversorgung GmbH ragt eine mittelgroße Fabrik in die Höhe. Die topmoderne Trinkwasseranlage zum Schutz der Bahnhofsquellen wurde in rekordverdächtigen 14 Monaten und für die veranschlagten rund elf Millionen Euro gebaut. „Ich bin schon stolz, dass wir das quasi nebenbei so gut gestemmt haben,“ nennt Lewetz den Grund für sein Strahlen.

Wie WVV-Geschäftsführer Thomas Schäfer erläutert, hat der barrierefreie Umbau des Hauptbahnhofs den Konzern „vor einige Herausforderungen“ gestellt. „Ohne zusätzliche Trinkwasseraufbereitungsanlage für die Bahnhofsquellen, die allein ein Viertel des Trinkwasserbedarfs der Stadt Würzburg decken, wäre das Bauvorhaben nicht möglich gewesen.“ Bis zur Landesgartenschau 2018 soll der erste Teil des neuen Gleistunnels am Bahnhof fertig sein. Damit das klappen kann, muss die Trinkwasseraufbereitung Ende Juli in Betrieb gehen. Insgesamt wird rund acht Jahre am Bahnhof gebaut werden.

Bislang floss das Wasser aus den Bahnhofsquellen nach einstufiger Aufbereitung mit Trinkwasserqualität ins Netz. Wenn sich jetzt die Bagger der Bahn um die Quellen in den Boden graben, genügt das nicht mehr.

Um mögliche Bakterien, Viren oder anorganische Kleinteile heraus zu fischen, läuft das Quellwasser künftig über Aktivkohle- und Ultra-Filter und wird mit UV bestrahlt. Eine Badewanne voll Wasser schießt dann pro Sekunde durch baumstammdicke Stahlrohre unter dem Hauger Ring in das neue Wasserwerk auf dem WVV-Areal in der Bahnhofsstraße. Ein Gebäude aus dem Jahr 1890, das bis dahin als Zentrallager genutzt wurde, hat man in den vergangenen Monaten dafür umgebaut. „Zusätzlich überprüfen wir an 21 Online-Messpunkten, ob Verunreinigungen vorliegen“, sagt Alfred Lanfervoß, Abteilungsleiter der Trinkwassergewinnung.

Finanziert wird die elf Millionen Euro teure Anlage zum größten Teil vom Freistaat. Den Rest übernimmt die WVV-Konzerntochter Trinkwasserversorgung GmbH, die das Werk nach dem Ende des Bahnhofumbaus weiter nutzen wird. „Die Höhe dieses Anteils steht noch nicht endgültig fest“, erklärt Lewitz.

Eine Investition in die Zukunft: Denn das Trinkwasser ist am Bahnhof auch ohne Umbau vielerlei Gefahren ausgesetzt. Drei der vier Bahnhofsquellen können bereits nicht mehr genutzt werden, weil sie durch Altlasen verunreinigt sind. „Das Wasser aus der verbliebenen größten ist glücklicherweise davon nicht betroffen“, sagt Abteilungsleiter Lanfervoß. „Das brauchen wir auch.“ Denn ab 2017 will man die ganze Stadt alleine mit den eigenen Quellen und Brunnen versorgen und kein Wasser mehr dazu kaufen.

Bahnhofsquellen

Bereits Julius Echter nutzte Ende des 16. Jahrhunderts die Quellen am heutigen Bahnhofsvorplatz für die Versorgung des Juliusspitals. Bis ins 18 Jahrhundert wurde das Wasser mit Schöpf- oder Ziehbrunnen gefördert. 1733 baute Balthasar Neumann erstmals eine Leitung zur Stadt – aus Holz. Ab 1856 pumpten Turbinen und Dampfmaschinen im neuen städtischen Werk das Wasser in einen Wasserturm, von wo aus es über Gussleitungen in der Stadt verteilt wurde. Genutzt hat man damals die vier Quellen A,B,C und Q. Später gab es elektrische Pumpen, die 1945 zerstört wurden. Heute wird nur noch die 1961 neu gefasste Quelle A genutzt: Mit durchschnittlich 7000 Kubikmeter Wasser pro Tag deckt sie rund 25 Prozent des Trinkwasserbedarf Würzburgs.

Wenn die Quellschüttung höher als der Bedarf ist, läuft der Überschuss über den Quellenbach zum Main.

Armin Lewetz ist Geschäftsführer der WVV-Tochter Trinkwasserversorgung GmbH.
Foto: Theresa Müller | Armin Lewetz ist Geschäftsführer der WVV-Tochter Trinkwasserversorgung GmbH.
Die letzten Handgriffe für die Rohrleitungen.
| Die letzten Handgriffe für die Rohrleitungen.
 
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