Die Baggerzange beißt sich in den Dachstuhl des alten Gebäudes. Die ersten Ziegel fallen. Der Baggerarm legt Balken und Dachlatten zu Boden. Das Anwesen in der Eisinger Hauptstraße 50 wird abgebrochen.
Bürgermeisterin Ursula Engert ist froh, dass der Abbruch endlich soweit ist. Lange schon dauern die Diskussionen um die Nutzung des alten, ehemaligen landwirtschaftlichen Anwesens. Im Jahr 2013 hatte es die Gemeinde aus privater Hand erworben und nutzte es im Anschluss daran als Provisorium für die Kinderkrippe während des Baus der zweiten Krippengruppe.
Von September 2014 bis Ende 2016 diente es als Asylbewerberunterkunft. „Eisingen war 2014 die erste Kommune im Landkreis Würzburg, die selbst eine dezentrale Unterkunft betrieben hat“, sagt Engert. Bis zu 18 Personen waren 2016 dort untergebracht.
Multifunktionsraum und neue Praxen
2017 lief der Mietvertrag mit dem Landratsamt aus und der Gemeinderat brachte Ende Mai die Planung für den Neubau eines Gemeindezentrums auf den Weg. Die Planungen dafür hatte Architektin Jutta Graf vorgestellt. Zuvor wurden durch mehrfache Bürgerbeteiligungen Wünsche aus der Bevölkerung ermittelt und bei der Planung mit umgesetzt, so Engert.
Nach Abbruch des alten Anwesens (Kosten: 45 000 Euro) sollen demnach im Erdgeschoss eine Bibliothek, eine Krabbelstube und ein 80 Quadratmeter großer, teilbarer Multifunktionsraum entstehen. Ins Obergeschoss werden eine Hausarzt- und eine Physiotherapiepraxis einziehen. Diese Räumlichkeiten sind laut Planung sowohl über eine Treppe als auch barrierefrei über einen rollstuhlgerechten Aufzug zu erreichen.
Förderzusage liegt noch nicht vor
Das neue Gemeindezentrum soll in Massivbauweise mit einem Muschelkalksockel errichtet werden. Für die großen Fenster im Erdgeschoss sind in Anlehnung an früher Schiebetore geplant. Nach außen soll das Anwesen mit großzügigem Hofbereich von einer Mauer und einem Hoftor abgeschlossen werden. Die Planung sieht insgesamt 16 Stellplätze vor.
Die Kosten für den Neubau belaufen sich nach derzeitigen Schätzungen auf circa 2,5 Millionen Euro. Dabei entfallen knapp 1,4 Millionen auf die öffentlich genutzten Flächen im Erdgeschoss, die nach Aussagen der Bürgermeisterin voraussichtlich mit 40 Prozent gefördert werden. Der Förderantrag sei gestellt, eine Förderzusage liege aber noch nicht vor.
Ehemals landwirtschaftliches Anwesen
„Durch die Koalitionsverhandlungen der Bundesregierung hat sich das sehr verzögert und wir haben deshalb etwa ein halbes Jahr verloren“, erklärt Engert. Erst wenn die Förderzusage von der Regierung da sei, könne man in die weitere Detailplanung gehen. Die Baugenehmigung ist jedenfalls schon da.
Seit Donnerstag nun ist von den alten Gebäuden, in denen der Eisinger Otmar Reinhart und seine Geschwister aufwuchsen, nichts mehr zu sehen. Seine Eltern betrieben hier bis Mitte der 1970er Jahre eine Landwirtschaft mit Kühen, Schweinen und Ackerbau. Wie alt das Anwesen wirklich ist, kann er aber nicht sagen. Nur so viel: „Der Stall war schon immer Stall, schon seit wir auf der Welt sind.“