
Mit einem positiven Gutachten bei drei Gegenstimmen hat der Umwelt- und Planungsausschuss des Stadtrates am Dienstag zwei Änderungen des Flächennutzungsplanes und die gleichzeitige Aufstellung zweier Bebauungspläne im Stadtteil Lengfeld auf den Weg gebracht. Damit soll auch neuer Platz für Wohnbebauung geschaffen werden. An diesem Donnerstag beschließt der Stadtrat darüber.
Die angepeilten Baugebiete sind in zwei Abschnitte aufgeteilt. Der Abschnitt „Lengfeld 22 A“ liegt entlang der Waidmannsteige fast ausschließlich auf städtischem Grund. Nur ein kleiner Teil war für einen landwirtschaftlichen Betrieb genutzt worden, was laut Vorlage der Verwaltung aus immissionsschutzrechtlichen Gründen mittlerweile nicht mehr geschieht.
Der größere Teil „Lengfeld 22 B“ befindet sich am Ortsrand Richtung Estenfeld zwischen den Straßen „Am Handelshof“, dem Regenrückhaltenbecken am Kreisel, dann entlang zweier Wirtschaftswege hinab ins Kürnachtal bis zur Kürnachtalstraße, dann wieder hoch entlang der Waidmannsteige und dem dort bereits existierenden Wohngebiet und der Straße Am Schießgraben zurück bis zum Am Handelshof.
„Ich will nicht verschweigen, dass dabei der Lebensraum des Feldhamsters berührt wird“ , sagte Stadtbaurat Christian Baumgart. „Wobei es ja durchaus einige Umlandgemeinden gibt, die sich auf diesem Gebiet lockerer bewegen, als wir das dürfen.“ Die Stadt Würzburg bewege sich im artenschutzrechtlichen Raum hingegen immer sehr behutsam.
Für die CSU-Fraktion begrüßte Sonja Buchberger die Pläne. „Das ist ein Randgebiet, das an ein bestehendes Wohngebiet angrenzt, Kürnach und Estenfeld werben uns die Bauherren ab, hier können wir sie halten“. Karin Miethaner-Vent von den Grünen erwidert: „„Ich sehe das nicht so unproblematisch, es gab vor Jahren ja schon einmal Pläne mit einer Spange über das Kürnachtal.“ Mit dem Gebiet an der Waidmann-steige könnten sich die Grünen „anfreunden, aber ohne Anbindung durch eine große Straße von oben“.
Gegen eine von der Stadt geplante Anbindung des Lengfelder Altortes durch eine Straße von der B 19 (IKEA-Knoten) über die Kürnachtalstraße in den Ortskern hatten sich bereits 2007 Lengfelder Bürger stark gemacht. Die Anwohner befürchteten, dass sich überörtlicher Verkehr mitten durch Lengfeld seinen Weg zur B 8 und ins Gewerbegebiet Würzburg-Ost suchen würde, dies besonders im Berufsverkehr und bei Staus am Greinbergknoten. Lärm und Abgase würden dann die Wohnqualität vernichten, hieß es. Die Pläne wurden ad acta gelegt.
„Den Abschnitt B lehnen wir jedoch ab“, fuhr Miethaner-Vent fort. „Der Zustand der Feldhamsterpopulation in Bayern ist schlecht, wir sollten keine weiteren Überlegungen anstellen, wie wir uns im Lebensraum des Feldhamsters tummeln können.“
„Überall fehlt Wohnraum in der Stadt, hier haben wir die Arrondierung eines bestehenden Wohngebietes, Ausgleichflächen für die Hamster wird man schaffen können“, meldete sich Josef Hofmann (Freie Wähler) zu Wort.
„Wir leisten heute viel zu wenig im Wohnungsbau“, so Baumgart. „Am Hubland entstehen 1800 Wohnungen für bis zu 4000 Einwohner, bis 2030 fehlen der Stadt jedoch 3000 bis 3500 Wohnungen.“ Der Stadtbaurat erinnerte daran, dass die Planungen wegen eines interfraktionellen Antrages angegangen worden seien. „Wenn das aber heute hier nicht durchgeht, lassen wir es lieber.“ Es ging durch.
Jetzt spricht man von der Notwendigkeit zum Bau von neuen Wohnungen, was kaum jemand negieren wird, versiegelt damit aber die letzten Agrarflächen, ganz nebenbei ergibt sich "der Zwang" das Kürnachtal durch Lengfeld mit einer Querspange anzubinden -- was die Anwohner zu Recht seit Jahren bekämpfen.
Obwohl alle WISSEN, dass dies noch mehr Verkehr und Belastungen nach sich ziehen wird.
Dass die Bodenversiegelung immer mehr zunimmt und wir zunehmend unser Essen irgendwoher importieren, spielt dabei nur noch eine sehr untergeordnete Rolle.
Interessant übrigens der Plan in der Mainpost: Die Kürnachtalstraße hört am roten Bebauungs-Feld plötzlich auf. Wird die dann zur Sackgasse? ODer soll damit nur überspielt werden, dass sie dann doch zur Durchgangstraße wird?