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WÜRZBURG
Neues Bauland am Lengfelder Ortsrand?
Der Stadtrat entscheidet an diesem Donnerstag: Der Blick vom Kreisverkehr auf den Lengfelder Altort. Aus den freien Flächen im Vordergrund soll Bauland werden.
Foto: Thomas Obermeier | Der Stadtrat entscheidet an diesem Donnerstag: Der Blick vom Kreisverkehr auf den Lengfelder Altort. Aus den freien Flächen im Vordergrund soll Bauland werden.
Ernst Lauterbach
 |  aktualisiert: 17.10.2017 11:37 Uhr

Mit einem positiven Gutachten bei drei Gegenstimmen hat der Umwelt- und Planungsausschuss des Stadtrates am Dienstag zwei Änderungen des Flächennutzungsplanes und die gleichzeitige Aufstellung zweier Bebauungspläne im Stadtteil Lengfeld auf den Weg gebracht. Damit soll auch neuer Platz für Wohnbebauung geschaffen werden. An diesem Donnerstag beschließt der Stadtrat darüber.

Die angepeilten Baugebiete sind in zwei Abschnitte aufgeteilt. Der Abschnitt „Lengfeld 22 A“ liegt entlang der Waidmannsteige fast ausschließlich auf städtischem Grund. Nur ein kleiner Teil war für einen landwirtschaftlichen Betrieb genutzt worden, was laut Vorlage der Verwaltung aus immissionsschutzrechtlichen Gründen mittlerweile nicht mehr geschieht.

Der größere Teil „Lengfeld 22 B“ befindet sich am Ortsrand Richtung Estenfeld zwischen den Straßen „Am Handelshof“, dem Regenrückhaltenbecken am Kreisel, dann entlang zweier Wirtschaftswege hinab ins Kürnachtal bis zur Kürnachtalstraße, dann wieder hoch entlang der Waidmannsteige und dem dort bereits existierenden Wohngebiet und der Straße Am Schießgraben zurück bis zum Am Handelshof.

„Ich will nicht verschweigen, dass dabei der Lebensraum des Feldhamsters berührt wird“ , sagte Stadtbaurat Christian Baumgart. „Wobei es ja durchaus einige Umlandgemeinden gibt, die sich auf diesem Gebiet lockerer bewegen, als wir das dürfen.“ Die Stadt Würzburg bewege sich im artenschutzrechtlichen Raum hingegen immer sehr behutsam.

„Ich will nicht verschweigen, dass der Lebensraum des Feldhamsters berührt wird.“
Stadtbaurat Christian Baumgart

Für die CSU-Fraktion begrüßte Sonja Buchberger die Pläne. „Das ist ein Randgebiet, das an ein bestehendes Wohngebiet angrenzt, Kürnach und Estenfeld werben uns die Bauherren ab, hier können wir sie halten“. Karin Miethaner-Vent von den Grünen erwidert: „„Ich sehe das nicht so unproblematisch, es gab vor Jahren ja schon einmal Pläne mit einer Spange über das Kürnachtal.“ Mit dem Gebiet an der Waidmann-steige könnten sich die Grünen „anfreunden, aber ohne Anbindung durch eine große Straße von oben“.

Gegen eine von der Stadt geplante Anbindung des Lengfelder Altortes durch eine Straße von der B 19 (IKEA-Knoten) über die Kürnachtalstraße in den Ortskern hatten sich bereits 2007 Lengfelder Bürger stark gemacht. Die Anwohner befürchteten, dass sich überörtlicher Verkehr mitten durch Lengfeld seinen Weg zur B 8 und ins Gewerbegebiet Würzburg-Ost suchen würde, dies besonders im Berufsverkehr und bei Staus am Greinbergknoten. Lärm und Abgase würden dann die Wohnqualität vernichten, hieß es. Die Pläne wurden ad acta gelegt.

„Den Abschnitt B lehnen wir jedoch ab“, fuhr Miethaner-Vent fort. „Der Zustand der Feldhamsterpopulation in Bayern ist schlecht, wir sollten keine weiteren Überlegungen anstellen, wie wir uns im Lebensraum des Feldhamsters tummeln können.“

„Überall fehlt Wohnraum in der Stadt, hier haben wir die Arrondierung eines bestehenden Wohngebietes, Ausgleichflächen für die Hamster wird man schaffen können“, meldete sich Josef Hofmann (Freie Wähler) zu Wort.

„Wir leisten heute viel zu wenig im Wohnungsbau“, so Baumgart. „Am Hubland entstehen 1800 Wohnungen für bis zu 4000 Einwohner, bis 2030 fehlen der Stadt jedoch 3000 bis 3500 Wohnungen.“ Der Stadtbaurat erinnerte daran, dass die Planungen wegen eines interfraktionellen Antrages angegangen worden seien. „Wenn das aber heute hier nicht durchgeht, lassen wir es lieber.“ Es ging durch.

 
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  • C. K.
    Die Umwidmung des Flächenplanes zum nächsten Baugebiet ist ein Damoklesschwert, das die Lengfelder seit Jahren gefürchtet hatten. Man geht dabei nach der "Salamitaktik" vor: Erst wurde durch das Gewerbegebiet um die Bebauung durch Hornbach & Co. erweitert, dann kam IKEA & weitere hinzu, neue Straßen und Schleichwege, die schon ab morgens um 5 Uhr genutzt werden. Da ist es seit Langem mit der morgendlichen Ruhe vorbei, denn Lieferverkehr, Entsorgung und die ultra-cleveren Schleichwegfahrer, die die B19 umschiffen wollen, zwängen sich mitten durchs Wohngebiet. Alles von den Anwohnern vorhergesagt.

    Jetzt spricht man von der Notwendigkeit zum Bau von neuen Wohnungen, was kaum jemand negieren wird, versiegelt damit aber die letzten Agrarflächen, ganz nebenbei ergibt sich "der Zwang" das Kürnachtal durch Lengfeld mit einer Querspange anzubinden -- was die Anwohner zu Recht seit Jahren bekämpfen.

    Obwohl alle WISSEN, dass dies noch mehr Verkehr und Belastungen nach sich ziehen wird. traurig
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  • N. W.
    Das läuft doch wie beim Bau vom IKEA: Feldhamster umsiedeln (war da nicht was mit Gurken?) - IKEA bauen. Fertig.
    Dass die Bodenversiegelung immer mehr zunimmt und wir zunehmend unser Essen irgendwoher importieren, spielt dabei nur noch eine sehr untergeordnete Rolle.

    Interessant übrigens der Plan in der Mainpost: Die Kürnachtalstraße hört am roten Bebauungs-Feld plötzlich auf. Wird die dann zur Sackgasse? ODer soll damit nur überspielt werden, dass sie dann doch zur Durchgangstraße wird?
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