Auf YouTube hat das Video zu seinem Song "Würzburg" bereits über 22 000 Aufrufe (Stand 6. September 2018). Doch die Hymne auf die Universitätsstadt am Main kommt nicht bei allen gut an. Dass das erste veröffentlichte Lied des Sängers und Rappers Aliyas polarisiert, zeigt sich nicht nur in den 230 Kommentaren. So stehen den rund 700 Nutzern, denen das Video gefällt, etwa 470 Personen gegenüber, die mit einem Klick deutlich gemacht haben, dass das für sie nicht zutrifft.
"Würzburg ist meine neue Stadt. Ich lebe seit acht Monaten hier, ich liebe die Leute und habe hier Freunde gefunden", sagt der 18-jährige Aliyas, der mit bürgerlichem Namen Ali Bengura heißt, im Gespräch mit dieser Redaktion. Und so handelt auch der Text seines Würzburg-Liedes, das Aliyas selbst im Bereich der Popmusik einordnet, hauptsächlich davon, wie schön er die Stadt findet und dass er am liebsten nicht mehr gehen möchte.
Aliyas wollte schon immer Musik machen
Doch dass er das Lied nur aufgenommen habe, um in Deutschland bleiben zu dürfen, wie manche Leute es ihm vorwerfen, stimme nicht. "Ich wollte schon immer Musik machen, seit ich klein war." Ursprünglich kommt Bengura aus Sierra Leones Hauptstadt Freetown. In Deutschland hat er zusammen mit seiner Schwester und seinem Cousin einen Antrag auf Asyl gestellt. Seine Eltern seien bereits verstorben, erzählt er. "Ob ich bleiben kann, weiß ich nicht hunderprozentig. Aber für den Moment schon und ich bin froh hier zu sein."
Obwohl Aliyas derzeit in Würzburg zur Schule geht und auch schon Deutsch spricht, hat er sich bewusst dazu entschieden, auf Englisch zu singen, das auch die Amtssprache von Sierra Leone ist. Dafür nennt er einen einfachen Grund: "Ich will, dass auch die Leute außerhalb von Würzburg die Stadt kennen lernen."
Auch die Qualität des Liedes wird im Netz von manchen Nutzern kritisiert. "Ich weiß, dass ich nicht perfekt bin, aber ich habe auch gerade erst angefangen", sagt der Nachwuchs-Musiker. Wem das Lied nicht gefällt, der müsse es sich auch nicht anhören. Auf jeden Fall will Aliyas zukünftig weitere Songs veröffentlichen und sich musikalisch auch weiter verbessern. So nimmt er derzeit auch Gesangs- und Klavierunterricht in der solidarischen Musikschule "Wilkommen mit Musik!" in der Zellerau.
Auf dem Weg zum Kiliani kennengelernt
Gedreht und geschnitten hat das Video der 18-jährige Luis Knenlein, der gerade noch sein Abitur macht. Kennengelernt habe er Aliyas durch Zufall, berichtet Knenlein. Auf dem Weg zum Kiliani-Volksfest in Würzburg seien er und seine Freunde mit dem Auto in Giebelstadt vorbeigekommen. Dort ist er dem Sänger, der seinen Bus nach Würzburg verpasst hatte, das erste Mal begegnet.
Schnell sind die Beiden miteinander ins Gespräch gekommen und Knenlein hat dem neuen Bekannten angeboten, ihn mit nach Würzburg zu nehmen. "Auf der Fahrt hat Ali gerappt und wir haben das alle gefeiert", erinnert sich Knenlein, der hobbymäßig filmt. Auch den Song "Würzburg", den Aliyas damals schon mit einem Bekannten aufgenommen hatte, spielte er den Mitfahrern vor. Knenlein hat die Musik gefallen und so hat er angeboten, das Video zu produzieren. Von den Reaktionen auf den Clip zeigt sich der Schüler überrascht: "Ich hätte nicht gedacht, dass es so viel geklickt wird."
Video vor Würzburg-Kulisse
Passend zum Titel und Inhalt des Songs sind im Musivideo zahlreiche bekannte Orte in Würzburg zu sehen. So sind Aliyas und seine Freunde am Hauptbahnhof unterwegs, sitzen auf den Treppenstufen am Heizkraftwerk und fahren mit einem alten Mercedes über ein Parkdeck mit Blick auf die Festung und das Stift Haug. Auch das Kiliani-Riesenrad und verschiedene Luftaufnahmen von Würzburg sind zu sehen.